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Das Versprechen der Kurtisane

Das Versprechen der Kurtisane

Titel: Das Versprechen der Kurtisane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecilia Grant
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Interesse daran, die Kluft, die sich zwischen ihnen aufgetan hatte, zu überwinden. Und – Gott helfe ihm – es war ihm egal, solange sie ihn ficken wollte.
    »Ja«, sagte er, und legte seine Hand auf ihre. »Komm.«
    Sie konnte nicht bereuen. In ein paar Tagen würde sie diese Nacht vielleicht als entsetzlichen Fehler betrachten, als eine weitere Quelle des Schmerzes, obwohl dieser Strom weiß Gott bereits genug Zuflüsse hatte. Einerlei.
So
sollte es sein
. Eine Hure und der Mann, den sie sich geangelt hatte, gingen wortlos durch die mitternächtlichen Straßen von St. James’.
    Einmal blieb er stehen und drängte sie an einen Laternenpfahl, um sie zu küssen, mit einer Gier, die er nicht im Geringsten zu verbergen suchte. Es mangelte nicht an zweckdienlichen Schatten, doch er suchte sich ausgerechnet den Ort aus, wo sie am allerbesten zu sehen waren. Wenn er sie gebeten hätte, an Ort und Stelle die Röcke zu raffen, hätte sie es getan. So stand es um sie.
    Sie erreichten seine Wohnung und er zog sie aus, geschickt und schweigend, mit nur einer kurzen Unterbrechung, um die zusammengerollten Scheine aus seiner Tasche in eine Schublade zu legen. Kein Stück seiner eigenen Kleidung legte er ab, nicht einmal die Stiefel. Vor dem Spiegel im Schlafzimmer ließ er sie niederknien und kniete sich neben sie. Seine dunklen, lodernden Augen blickten über ihre Schulter, während seine Handschuhe in völliger Freizügigkeit über ihren nackten Körper wanderten. Schultern. Ellbogen. Hüften. Eine Hand legte sich um ihre Brust; ein Finger strich über ihren Bauch und blieb in ihrem Nabel hängen. Wieder erinnerte er sie an einen Bildhauer, der ihre Proportionen studierte, um sie für zukünftige Zwecke im Gedächtnis zu bewahren.
    »Mein.« Es war das erste Wort, das er sprach, seit sie das
Oldfield’s
verlassen hatten. Er beugte den Kopf und flüsterte es ihr kitzelnd ins Ohr. Seine Hand glitt zu ihren Schenkeln hinab. »Alles mein.«
    »Ja, für heute Nacht.« So viel stimmte. Wenn sie schon nichts anderes für ihn sein konnte, dann doch wenigstens ganz die Dirne, nach der es ihn in dieser Nacht gelüstete.
    »Das reicht mir nicht.« Sein Blick suchte im Spiegel ihren. Seine Fingerspitzen wanderten durch die Locken zwischen ihren Schenkeln. »Sag, dass du ganz mein bist.«
    Sehnsucht verbrannte ihr die Kehle, doch die Antwort, die er verlangte, wollte nicht kommen. Sie hatte nicht genug Fantasie, um zu vergessen, dass er sterben könnte, oder das Duell überleben und sich an Mrs Talbot binden. Ob er sie liebte, ob ihr Herz ihm antwortete, war völlig irrelevant. Sie konnten einander nicht gehören.
    »Ich kann dafür sorgen, dass du es sagst.« Unbeeindruckt von ihrem Schweigen zog er an seinem rechten Handschuh und streifte ihn ab.
    Sie protestierte kein bisschen. »Tu dein Schlimmstes«, sagte sie, und es war kein Trotz, sondern eine Einladung.
    Der Handschuh fiel zu Boden und seine Hand machte sich sofort ans Werk. Beide Hände. Die linke, noch im Handschuh, glitt empor und machte sich an ihren Brüsten zu schaffen, während die rechte, bar und köstlich warm, zwischen ihre Schenkel fuhr.
    Sie schloss die Augen und zwang sich dazu, sie wieder zu öffnen. Diesen Anblick würde sie im Gedächtnis bewahren. Zusehen würde sie, wie seine Hände sie festhielten, sie besaßen, zusehen, wie der Schweiß auf ihrem Körper im Kerzenschein glitzerte, wenn sie vor Lust erzitterte, und zusehen, wie er sie ansah.
    »Zeig mir, wie es dir gefällt, Lydia.« Mit dieser Stimme hätte er sie dazu bringen können, sich in eine Feuersbrunst zu stürzen. »Zeig mir, wie gut es sich anfühlt.«
    Ein unvollständiger Scherz schimmerte am Rande ihres Bewusstseins. Er hatte damit zu tun, dass er nun doch noch zu seinem erotischen Spektakel kam, doch den Gedanken zu beenden, geschweige denn, ihn auszusprechen, war mehr, als sie zustande brachte. Sie wand sich, völlig ausgeliefert, und das war sowieso die Antwort, die er haben wollte. Im Spiegel sahen sie aus wie ein Bild von einem alten Mythos, eine Nymphe, die dem rohen Griff eines Halbgotts entschlüpfte, indem sie sich in Luft auflöste, oder eine tanzende Fontäne oder Mondlicht auf unruhigem Wasser.
    Doch der Halbgott aus diesem Mythos besaß sie dennoch. Er war unermüdlich, eisern, und er würde ihr mit unbeirrtem Willen und seinen göttlich geschickten Händen durch jede Metamorphose folgen. »Habe ich dich versklavt, Lydia?«, fragte er in ihr Ohr, und seine Finger beschleunigten

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