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Das Versprechen der Kurtisane

Das Versprechen der Kurtisane

Titel: Das Versprechen der Kurtisane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecilia Grant
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verdienen.« Ihr fiel noch etwas ein. »Und für Ihr Offizierspatent müssen Sie doch auch etwas bekommen haben. Jetzt, wo der Krieg vorbei ist, wird dergleichen doch sicher hoch gehandelt.«
    »Natürlich.« Er klang ungehalten. »Doch ein Teil dieses Geldes steht mir nicht zur Verfügung, und ich brauche jeden Penny dessen, was übrig ist.«
    »Dann will ich doch sehr hoffen, dass Sie das Geld nicht beim Spiel riskieren.«
    »Miss Slaughter!« Der kleine Mann mit dem Blasebalg war wieder am Arbeiten; ein solcher Blick musste ihre Knie einfach weich werden lassen. »Wenn es nur um mich ginge, hätte ich die Angelegenheit längst auf sich beruhen lassen. Doch auch andere hängen davon ab, was ich aus diesen hundertachtzig Pfund machen kann. Es ist von äußerster Wichtigkeit, dass Sie sie zurückgeben.«
    Die Dringlichkeit in seiner Stimme brachte ihre Unnachgiebigkeit kurz ins Wanken. Er sagte die Wahrheit. Er brauchte das Geld für etwas Wichtiges.
    Nun, sie ebenfalls. »Solange Sie nicht beweisen können, dass ich Sie betrogen habe, sind Dritte und ihre äußerste Wichtigkeit nicht von Belang.« Sie würde ihm demonstrieren, welchen Tonfall man in einer solchen Diskussion anzuschlagen hatte. »Ich glaube, wir brauchen diese Unterhaltung nicht fortzusetzen.« Mit einem Nicken stieß sie sich von der Wand ab und wandte sich zur Treppe.
    »Bitte, Miss Slaughter.« Seine Stimme, leise und unverstellt, bannte sie wie ein Pfeil in die Brust. »Ich werde Ihnen nicht drohen. Ich werde nicht betteln. Wie Sie schon sagten, kann ich nicht beweisen, dass Sie sich das Geld unrechtmäßig angeeignet haben. Ich kann Sie lediglich meiner Not versichern und an die Großmut Ihres Herzens appellieren.«
    Sie wandte sich halb um. Nicht weit genug, um ihn anzusehen. »Mein Herz.« Der arme Narr hätte seine Zeit nicht effektiver verschwenden können, wenn er Pennys in einen Brunnen ohne Boden geworfen hätte. »Mr Blackshear, Sie kommen drei Jahre zu spät.« Sie schritt zur Treppe, und diesmal machte er keine Anstalten, sie aufzuhalten.

3
    Wieder die dunkle Bibliothek mit dem mondbeschienenen Fenstererker. Seine Hände, die die gepolsterte Sessellehne umklammerten. Er sollte nicht hinsehen diesmal. Sie würde wütend werden. Sie hatte es nicht geschätzt, dass er im Korridor auf den Vorfall zu sprechen gekommen war. Zweifellos würde sie eine Möglichkeit finden, ihm noch mehr Geld abzuluchsen, töricht wie er war.
    Doch er konnte nicht anders. Langsam, aber unaufhaltsam wie die Flut erhob er sich aus dem Sessel und versuchte, einen einzigen verbotenen Blick auf sie zu erhaschen. Noch einen Zentimeter, und noch einen, und er konnte am Bücherregal vorbeiblicken.
    Beinahe hätte man meinen können, sie bestünde selbst aus Mondlicht. Mondlicht, das wogte und waberte wie auf dem Meer, wenn man die Küste hinter sich gelassen hatte. Sie hielt den Kopf schräg und die Arme über dem Kopf verschlungen. Wenn doch nur dieser verflixte Roanoke nicht im Weg wäre … Und dann, als habe sie seine Gedanken gelesen, ließ sie einen blassen Arm sinken, legte die Hand auf seine Brust und stieß ihn weg.
    Roanoke taumelte zurück und löste sich – wie zuvorkommend von ihm – in Luft auf. Sie öffnete die Augen.
    Will klopfte das Herz bis zum Hals, in seinen Ohren rauschte es. Würde sich jener entsetzliche Ausdruck der Verwundbarkeit in ihrer Miene wiederholen? Doch nein. Sie nahm seine Anwesenheit fast ohne Regung zur Kenntnis, nur ihre Mundwinkel zuckten. Diesmal hatte er sie nicht überrumpelt. Sein Puls beruhigte sich wieder.
    Sie machte keine Anstalten, ihre entblößte Schulter zu bedecken. Ruhig und ohne Scham sah sie ihn an. Ihr Arm schlängelte sich wieder den samtenen Vorhang empor. Den anderen Arm ließ sie langsam sinken und streckte ihn ihm entgegen. Sie krümmte den Zeigefinger und winkte ihm.
    Ja!
Er trat am Bücherregal vorbei ins Licht. Und sie genoss, was sie sah: Ihr Blick wanderte an seiner Gestalt hinab, und ihre Augen weiteten sich.
    Bilde dir nichts ein! Sie hat in einem Freudenhaus gearbeitet. Sie wird alle Größen kennen.
Wessen Stimme mischte sich da ein? Ah, seine eigene. Wie sonderbar.
    Einerlei. Die Dinge sahen viel versprechend aus. Die Ungereimtheiten konnte er später klären. Er stand einen Augenblick lang still, damit sie ihn in Ruhe betrachten konnte, und als ihr Blick zu seinem Gesicht zurückgekehrt war, trat er zu ihr. Schatten zu Mondlicht. Sie würden wundervoll zusammen spielen, so wie es Schatten und

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