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Das Versprechen der Kurtisane

Das Versprechen der Kurtisane

Titel: Das Versprechen der Kurtisane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecilia Grant
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Mondlicht immer taten.
    Ein Geräusch … ein Vogel? In diesem Haus, mitten in der Nacht? Nein, das wäre … er hatte ein Fenster offengelassen … für die Morgenluft, damit er nicht zu lange … Nein. Nein! Jeden dieser Gedanken zu Ende zu denken würde entsetzliche Folgen haben; er kam zwar gerade nicht darauf, welche, doch nein! Sie zu identifizieren wäre womöglich auch schon fatal.
    Er spürte etwas Drängendes in sich, als er ihr Gesicht in die Hände nahm. Ein dezenter Rosenduft umgab sie. Er hatte ihn wahrgenommen, wann immer er ihr in jenem dunklen Korridor nah genug gekommen war. Jetzt würde er gleich erfahren, ob sie auch nach Rosen schmeckte. Schnell legte er die Lippen auf ihren Mund.
    Doch sie war fort. Seine Hände griffen ins Leere, wo eben noch ihr Gesicht gewesen war. Verzweiflung überkam ihn – so nah – und plötzlich spürte er eine Berührung am Ärmel.
    Irgendwie war sie hinter ihn gelangt, lautlos und flink, doch egal, denn jetzt zog sie ihn zu sich herum, drängte ihn in die Falten des Samtvorhangs, dorthin, wo sie eben noch gestanden hatte … und dann … und dann … starrte sie ihn an, wild wie ein Falke, und sank auf die Knie.
    Ja! Oh, Gott, ja!
»Schnell.« Sonderbar ungeschickt kämpften seine Finger mit den Knöpfen. »Es ist ein Traum, weißt du, und wir müssen es schaffen, bevor ich …« Doch nein, es war ein Fehler gewesen, es laut auszusprechen. Schon fühlte sich der Samt in seinem Rücken wie Leinen an, und die mitternächtliche Dunkelheit wich. »Schnell, bitte!« Dabei wusste er doch, dass
bitte
bei ihr nicht wirkte. »Vielleicht kannst du …« Nein, sie löste sich auf, genau wie Roanoke, während er sich hektisch von Knopf zu Knopf vorarbeitete. Sie lehnte sich vor, langsam, öffnete die Lippen, doch er vernahm bereits Straßenlärm. Pferde. Rufe. Verfluchtes offenes Fenster!
    Endlich konnte er sich von seinen Hosen befreien und verspürte eine einzige, schwache Berührung ihrer Lippen … doch sie reichte nicht aus. Er erwachte, steif, gierig und allein im Bett.
    Will strich mit der Hand über die leere Weite der Matratze. Eines Tages würde er aufwachen und eine Frau würde neben ihm liegen. Eines Tages würde er nicht mit seiner eigenen Hand vorliebnehmen müssen.
    Er berührte sich dennoch, und schloss die Augen, als seine Fingerspitzen über die empfindliche Haut strichen. Was er brauchte, wenn es an der Zeit war, war eine lebenslustige, unbekümmerte Partnerin mit Frohsinn für zwei. Eine Frau, die die Dinge leichtnahm, und die nichts riskieren musste, um bei ihm zu sein.
    Was er nicht gebrauchen konnte, war die Geliebte eines anderen, und erst recht keine so unerbittliche. Eine, die sich ihrer Erbarmungslosigkeit rühmte. Die ihn mit Anspielungen auf erotische Spektakel verspottete. Die sich einfach seines Geldes bediente.
    Sein Atem beschleunigte sich. Er arbeitete jetzt mit der ganzen Hand. Wie unheimlich sie ausgesehen hatte, als sie vor ihm gekniet hatte! Die Stellung so unterwürfig, doch die Augen wild wie die eines Ungeheuers, das ihn bei lebendigem Leibe verspeisen wollte, um anschließend das Gewölle wieder auszuspeien. Natürlich hatte
er
sie dazu gemacht – es war schließlich sein Traum –, doch was sagte das über ihn aus? Es war ein weiterer Hinweis darauf, dass er nicht unbeschadet nach England zurückgekehrt war.
    Wie dem auch sei. Seine Hand sandte schnelle Wirbel der Lust von seinen Lenden zu seiner Schädeldecke, und er brauchte jetzt gar nichts weiter zu denken, als sich ihre Erbarmungslosigkeit in ihrer befriedigendsten Ausprägung auszumalen. Und die Erbarmungslosigkeit, mit der er antworten würde, indem er sie in der Bibliothek auf den Fußboden zwang und ihr zeigte, dass das, was sie bisher für Lust gehalten hatte, nur ein blasser Abklatsch war.
    Ja
, würde sie mit ihrer Stimme wie Likör sagen. Er hörte es schon. Sie würde seinen Namen aussprechen, und sie würde das köstlichste, aufreizendste Stöhnen ausstoßen, das je an ein sterbliches Ohr gedrungen war, während er sie von einem Höhepunkt zum nächsten trieb.
    Er keuchte, krümmte sich und ergoss sich in die Laken. Der Atem brannte ihm in der Kehle und im Mund und hinterließ einen leicht beschämten Nachgeschmack, als er wieder in sein einsames Bett sank. Herrgott. Offensichtlich war er nicht mehr ganz richtig im Kopf. Vielleicht würde er nie wieder normalen Umgang mit einer Frau haben können. Ganz zu schweigen von einer Dame. Was fiel ihm ein, auf diese

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