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Das Versprechen der Kurtisane

Das Versprechen der Kurtisane

Titel: Das Versprechen der Kurtisane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecilia Grant
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»Niemand außer Ihnen hat mich je des Betrugs bezichtigt.«
    »Vermutlich, weil Sie so gut sind.« Schmeichelei. Und vermutlich wahr. »Sie wissen, dass ich nichts verraten werde. Das läge nicht gerade in meinem Interesse, oder?«
    Vielleicht nicht. Vielleicht doch. Das war aber gar nicht der Punkt. Er würde sie nicht verraten, egal ob es in seinem Interesse lag oder nicht. Es gab Dinge, die eine Frau einem Mann bereits nach wenigen Begegnungen anmerken konnte, und das hier merkte sie ihm an.
    Sie sollte ihn natürlich wegschicken. Sich mit einem Mann hier einzuschließen, vor allem, wo Edward im Hause war, wäre unklug.
    Aber Edward hatte mal wieder zu tief ins Glas geschaut und würde vermutlich die zweite Hälfte des Konzerts verschlafen. Er würde gar nicht mitbekommen, ob sie zurückkam oder nicht, und außerdem hatte sie heute Abend bei ihm einen Stein im Brett, wegen des neuen Kleids, das bereits einmal ausgezogen worden war, als er sie abgeholt hatte, und zweifellos ein weiteres Mal ausgezogen werden würde, wenn er sie zurückbrachte.
    Und es war ja auch nicht so, als hätte Mr Blackshear etwas Unanständiges vor. Er wollte sich mit ihr über Karten unterhalten.
    Niemand wollte sich je mit ihr über Karten unterhalten.
    »Schließen Sie die Tür.« Sie klopfte den Stoß auf dem Tisch gerade. »Setzen Sie sich.«
    Mit sechs Schritten war er beim Stuhl auf der anderen Seite des Spieltischs. Für einen Mann, der marschieren gelernt haben musste, war sein Gang erstaunlich entspannt und nonchalant. Das hatte sie natürlich nicht bemerken können, als er sechs Schritte hinter ihr gegangen war.
    Er setzte sich. Sie lehnte sich ein wenig vor, um den Stoß vor ihn zu legen, und entdeckte einen unerwarteten Geruch. Bay Rum. Der war in jenem Korridor im
Beecham’s
nicht da gewesen. Was auch immer ihn zu seiner feinen Garderobe veranlasst hatte, hatte offenbar auch neues Haarwasser erforderlich gemacht.
    Das ging sie nichts an. »Teilen Sie zehn Hände aus.« Sie setzte sich auf, und der nelkenähnliche Geruch verflog wie die letzten Fetzen eines angenehmen Traums. »Nicht weniger als drei Karten pro Hand, nicht mehr als fünf.«
    Er teilte aus, flüssig und schweigend, und ohne Fragen zu stellen. Sehr lobenswert.
    »In Ordnung«, sagte sie, als er fertig war. »Jetzt decken Sie sie bitte auf, sodass alle Karten zu sehen sind.« In ihren Handgelenken, in ihrem Hals, in der Brust hämmerte ihr Puls erwartungsvoll, während ihre Gedanken ruhig wurden und alle Dinge und Geräusche im Raum glasklar hervortraten.
    Der sanfte, liebliche Rhythmus seiner Finger auf der Tischplatte und auf den Karten. Das dumpfe Schnappen der Karten, als er sie umdrehte. Das leise Rascheln, als er sie auseinanderschob, um ihr jeden König, jede Zehn, jede Sieben und jede Drei zu zeigen. Er lehnte sich zurück, und als sie aufblickte, sah sie, dass er sie erwartungsvoll anschaute, die Brauen ein winziges bisschen zusammengezogen.
    Sie verschränkte die Hände auf dem Tisch. Streckte und krümmte die nackten Finger. Gestattete ihrem Mund ein sphinxähnliches Lächeln. »Also dann. Sprechen Sie.«
    »Sprechen?« Ihr Lächeln hatte ihn angesteckt, es umspielte jetzt auch seine Mundwinkel. »Über welches Thema?«
    »Das Thema ist egal. Es geht darum, mich abzulenken.« Den Blick noch immer auf sein Gesicht gerichtet begann sie, die Karten einzusammeln.
    »Sie ablenken.« Seine Augenbrauen zuckten und zogen sich diabolisch zusammen. »Ich fürchte, ich habe kein erotisches Spektakel einstudiert.«
    Ja. Genau so etwas
. »Ich hätte auch nichts dergleichen erlaubt. Sie sollen mich durch Worte ablenken. Das Thema überlasse ich jedoch Ihnen. Bis ich die letzte Karte eingesammelt habe, dürfen Sie so ungezwungen sein, wie Sie möchten.« Die Karten sangen geradezu, als sie sie zusammenschob und jede einzelne geschickt in den wachsenden Stoß einfügte.
    »Das klingt ja beinahe wie eine Herausforderung, Miss Slaughter.« Die Sache mit der Ritterlichkeit sollte er lieber ganz aufgeben – so, wie er sich jetzt auf seinem Stuhl geradezu fläzte, ein Handgelenk lässig auf der Tischkante, war er unendlich viel interessanter. »Sie haben doch sicher Strümpfe an, oder?« Und hier kam der Tonfall, den er zum Verführen anschlagen würde, sanft und rau zugleich, wie ein Vorgeschmack darauf, wie sich seine wettergegerbten Soldatenhände anfühlen würden.
    Doch das würde sie nicht erlauben. Freie Hand ließ sie ihm nur bei der Themenwahl. »Natürlich

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