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Das Versprechen der Kurtisane

Das Versprechen der Kurtisane

Titel: Das Versprechen der Kurtisane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecilia Grant
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nicht ergründen. »Wir haben uns mit Kartenspielen die Zeit vertrieben. In jenem Etablissement, in dem ich früher gearbeitet habe.« Sie fixierte einen Punkt irgendwo über seiner rechten Schulter. »Eine Frau dort hat mir das mit dem Mischen und dem Austeilen beigebracht, und nachdem ich das erst einmal gemeistert hatte, kam mir in den Sinn, dass ich mir mein Gedächtnis und meine Begabung für Zahlen zunutze machen könnte. Mit irgendetwas muss man sich ablenken, wenn man …« Sie zügelte den Gedanken scharf wie ein störrisches Pferd und sah ihn wieder an. »Ich spiele gut Vingt-et-un, auch wenn ich nicht gebe, weil ich immer darauf achte, welche Karten schon gespielt worden sind. Das ist nicht verboten. Nur aufmerksam.«
    »Vermutlich ein sehr wichtiger Unterschied für Sie.«
    Sie grinste, wieder voll pflichtvergessener Selbstgefälligkeit. Dann verschwand das Grinsen. »Ich könnte es Ihnen beibringen.«
    »Wie bitte?«
    Ein eifriges, berechnendes Leuchten lag in ihren Augen. Sie setzte sich auf und lehnte sich sogar ein wenig vor. »Nicht, sich die Karten so zu merken wie ich. Ich glaube nicht, dass man das lernen kann. Aber ich könnte Ihnen einige Misch- und Austeiltechniken zeigen, und ich könnte Ihnen beibringen, wie man sich merkt, welche Karten noch im Spiel sind.«
    »Ich vermute, Sie würden eine Gegenleistung erwarten.« Er konnte sich im Leben nicht vorstellen, was das sein mochte.
    »Ich habe etwas Geld, das ich gern anlegen möchte.« Nein,
darauf
wäre er nie und nimmer gekommen. »Ich brauche einen Gentleman, einen Anwalt oder Notar, der als mein Bevollmächtigter auftritt.« Sie verschränkte die Hände auf der Tischplatte und betrachtete sie. »Ich könnte mir vorstellen, dass Sie in der Armee die eine oder andere Bekanntschaft geschlossen haben. Vielleicht kennen Sie ja einen geeigneten Mann, und womöglich könnten Sie ihn … dazu bewegen, Ihnen einen Freundschaftsdienst zu erweisen und einer … einer Frau wie mir diesen Gefallen zu tun.« Als sie geendet hatte, waren ihre Wangen feuerrot und sie blickte nicht auf.
    Woher kam auf einmal diese Befangenheit? Zuvor hatte sie nie auch nur das geringste Anzeichen dafür erkennen lassen, dass sie sich schämte für das, was sie war. Selbst als er sie an jenem Abend über den Körper des sie begrapschenden, brünstigen Mannes, der ihre Rechnungen bezahlte, hinweg angesehen hatte, hatte sie ungeniert zurückgestiert. Wieso war sie dann jetzt …
    Etwas drang von außen in sein Bewusstsein wie Kieselsteine, die in einen Teich geworfen wurden. Zum Knistern des Feuers im ansonsten stillen Raum gesellten sich die Klänge eines entfernten Cembalos.
    »Gütiger Himmel.« Er sprang auf. »Das Konzert! Das habe ich völlig vergessen. Sie müssen zurück!«
    Sie blinzelte ihn an und runzelte die Stirn.
    »Mr Roanoke wird Sie ganz sicher vermissen. Wenn er bemerkt, dass auch ich nicht da bin, könnte Sie das in große Schwierigkeiten bringen.« Was zum Teufel hatte er sich nur dabei gedacht, jede Vorsicht in den Wind zu schlagen und keinen Gedanken mehr an ihre Sicherheit zu verschwenden, nur weil sie ihn zu verwegenen Spielchen eingeladen hatte? Mit offenem Munde hatte er Kartentricks bestaunt, anstatt darauf zu dringen, dass sie sich wieder unter die Gesellschaft mischte.
    Ihre Stirn glättete sich und ihr Gesicht wurde starr wie eine Maske. »Ich versichere Ihnen, dass er heute Abend nicht in der Verfassung sein wird, mir besondere Aufmerksamkeit zu schenken. Und ich muss gestehen, dass ich etwas übertrieben habe, auf der Straße, was die Gefahr betrifft, mit Ihnen gesehen zu werden. Was auch immer er von Ihnen halten mag – meiner ist er sich absolut sicher. Ich habe nichts zu befürchten.«
    Wie im
Beecham’s
sah er sie über den Tisch hinweg an und konnte nicht sagen, ob sie log oder nicht.
    Egal. Er wusste, was sich gehörte. »Dennoch empfehle ich mich.« Er trat hinter seinen Stuhl und schob ihn ordentlich unter den Tisch. »Ich gehe nach Hause. Eine Person, die zu spät zum Konzert zurückkehrt, gibt den Leuten weniger Stoff für Spekulationen als zwei.«
    »Und sind wir uns einig? Ich bringe Ihnen bei, besser zu spielen, und Sie finden einen Gentleman, der mich bei der Bank vertritt?« Ihre verschränkten Hände verkrampften sich. »Wir könnten nächste Woche beginnen, wenn wir beide im
Beecham’s
sind. Wir könnten uns um Mitternacht in einem der Räume im Obergeschoss treffen. Dort kommt nie jemand hin.«
    Das hat mir gerade noch

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