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Das Versprechen der Kurtisane

Das Versprechen der Kurtisane

Titel: Das Versprechen der Kurtisane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecilia Grant
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gefehlt. Um Mitternacht allein mit dir an einem Ort, wo nie jemand hinkommt!
Eine Antwort, eine vernünftige, reife Antwort lag ihm auf der Zunge.
    Doch eine unbequeme Erinnerung drängte sich auf: der Geruch von Werg und das sanfte Wogen des Decks unter seinen Füßen. Alles hing davon ab, dass er schneller zu Geld kam als bisher.
    »Mitternacht. In Ordnung.« Er ließ die Stuhllehne, die er umklammert hatte, los. »Aber nur Vingt-et-un, und nur ehrliches Spiel. Für andere Dinge habe ich nicht die Nerven.« Die Entscheidung war klug. Er hatte vernünftige, solide Gründe, ihr Angebot anzunehmen. Und dennoch beschlich ihn bei seiner Abschiedsverbeugung das ungute Gefühl, dass er im Begriff war, eine riesengroße Dummheit zu begehen.
    Im Gemurmel zwischen zwei Stücken hastete sie durch den Gang und glitt neben Edward auf die Bank. Er wachte nicht auf. Mr Blackshears Sorge war unbegründet gewesen. Um nicht zu sagen vermessen.
    Ihr Beschützer bewegte sich im Schlaf und sein Schenkel drückte gegen ihren. Sie drückte zurück, bis sie das Strumpfband spürte, ihr blaues Strumpfband, und den Bund des Strumpfs, den es hielt. Dieses Strumpfband hatte vor ein paar Stunden bereits nebst Strumpf und Kleid in einem Haufen auf dem Boden gelegen, die Beute einer schnellen, zielstrebigen Eroberung. Edward hielt nichts vom
Verweilen
, weder bei Strumpfbändern noch bei anderen Dingen.
    Sie ballte die Hände in ihrem Schoß zu Fäusten und bekam eine Falte Stoff zu fassen. Er wusste, was ihr gefiel. Er gab es ihr. Was wollte sie mehr?
    Miss Slaughter, ich bin sprachlos.
    Und wenn schon. Sie konnte Männer auf ganz andere Weise sprachlos machen. Geeignetere Männer. Sie wandte den Kopf, um Edwards Profil betrachten zu können. Ein Kinn wie aus Granit. Wangen wie mit dem Zollstock gezogen. Lippen, die mit vollendeter Symmetrie lächelten und dabei Zähne offenbarten, die jedes Pferd vor Neid hätten erblassen lassen. Sie hatte nie einen besser aussehenden Mann gehabt – soweit sie sich erinnern konnte. Und dieser bildete sich etwas darauf ein, sie zu befriedigen. In den Genuss kamen viele Frauen nie.
    Sie ließ eine Hand auf sein Bein wandern. Heute Nacht würde sie ihn in Schutt und Asche legen. Sich selbst auch. Wie die Brandung an einem Felsen würde sie sich an ihm zerschlagen, so oft und so lange wie nötig war, bis kein Quäntchen menschlichen Gefühls mehr übrig war.
    Ihre Finger tasteten sich vor, bis sie seinen Hosenknopf erreichten. Seine Augen öffneten sich schlaftrunken, und als er genug geblinzelt hatte, um die Situation zu verstehen, verzog sich sein Mund zu einem Lächeln, das ihr alles versprach, einfach alles, was sie sich je von einem Mann erhoffen konnte.

7
    Kein Flirten diesmal. Er würde sich voll und ganz auf das konzentrieren, was sie ihm beibrachte, damit sie schnell fertig werden und niemand sie vermissen würde.
    Unzählige Male rief Will sich zur Ordnung, als er zwei Tage später im
Beecham’s
auf sie wartete. Bei Mr Moss war er zu freizügig mit ihr umgegangen. Wenn seine eigene Ehre ihm schon nichts bedeutete, so sollte er doch wenigstens an sie denken. An ihre Stellung bei König Kieferknochen und so weiter. Das war nur recht und billig.
    Viermal hatte er sich bereits aus dem Spielzimmer gestohlen, um einen Raum im Obergeschoss einzurichten, und als Mitternacht kam, war er fertig. Aus einem Gerümpelhaufen in einem Zimmer am Ende des Korridors hatte er einen Spieltisch, zwei Stühle und einen Kerzenleuchter besorgt, in dem jetzt drei aus dem Speisesaal stibitzte Kerzen brannten. Auch einen Teppich, um ihre Schritte zu dämpfen. Bei Weitem nicht so nobel wie der Salon, in dem sie zuletzt zusammengesessen hatten, doch zweifellos würde der Ort seinen Zweck erfüllen.
    Er stand mit verschränkten Armen in der Tür und blickte zur Treppe, als eine knarrende Diele ihre Ankunft ankündigte. Ein einziger erwartungsvoller Funke schoss seinen Rücken empor. Er würde ihn nicht Feuer fangen lassen.
    Stufe für Stufe kam sie in sein Blickfeld, ihm den Rücken zugewandt, eine fahle Gestalt in einem fahlen Kleid im Halbdunkel des Treppenaufgangs. Ein Geist auf einer Mission. Als sie die letzte Stufe erklommen und den Geländerpfosten umrundet hatte, wandte sie ihm ihr Gesicht zu. Mondlicht durchflutete von der Straßenseite her den Korridor und ergoss sich über ihre Züge.
    Ausdruckslose Augen. Energische Stirn. Haar von der Farbe schwachen Kaffees, und eine wirklich auffallende Nase.
Löse mein Rätsel
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