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Das Versprechen der Kurtisane

Das Versprechen der Kurtisane

Titel: Das Versprechen der Kurtisane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecilia Grant
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aber sie ist nicht in der Lage, einen Vertreter zu finden, der das für sie abwickeln würde. Ich habe versprochen, mich umzuhören.« Will verschränkte die Arme im Rücken und reckte die Schultern, um sorglose Teilnahmslosigkeit vorzutäuschen.
    »Irgendeine unverheiratete Tante?« Sein Bruder blickte eher verblüfft als misstrauisch drein. Zum Glück. »Du umgibst dich in letzter Zeit mit sonderbarer Gesellschaft.«
    Will nickte unverbindlich. Die Worte schmeckten unschön nach Meineid. »Ich kenne sie über jemanden in dem Club, in den ich gehe.« Das entsprach ganz und gar der Wahrheit.
    Nicks Neugier wurde nun in andere Bahnen gelenkt, und Will sah sich gezwungen, ein paar Worte über das
Beecham’s
zu verlieren, ohne es jedoch näher zu beschreiben. Nick hatte nie einen Fuß in irgendeinen Spielclub gesetzt und wusste mit dem Namen nichts anzufangen. Aus den Augenwinkeln sah Will jedoch, dass Mr Mirkwood sich abrupt aufrichtete und ihnen einen raschen Blick zuwarf, bevor er sich plötzlich mit großem Interesse in eine Unterhaltung mit Kittys Bridgeman vertiefte. Er konnte sich einfach nicht verstellen, der Mann seiner kleinen Schwester. Vor seiner Hochzeit war er ein ziemlicher Tunichtgut gewesen, wenn man Andrew glauben durfte, und der Name
Beecham’s
war ihm ganz offenbar geläufig.
    Und tatsächlich stand er auf, sobald Nick sich auf die Suche nach einem kleinen Imbiss gemacht hatte, und kam mit Kind auf dem Arm herbeigeschlendert. »Halten Sie das hier mal kurz, ja?«, sagte er und streckte Will das Mädchen entgegen. Ein mieser Trick. Mit Kind auf dem Arm konnte Will sich schlecht entschuldigen und die Flucht ergreifen.
    »Weiß meine Schwester, dass Sie Ihre Tochter als
das
hier
bezeichnen?« Einen Augenblick lang zögerte er – selbst ein kräftiges Kleinkind erschien ihm unglaublich zerbrechlich –, doch dann ließ Mirkwood los und Will trug ihr ganzes Gewicht. Ihre Arme breiteten sich zu beiden Seiten aus und ihre Füße traten in die Luft, so als wollte sie abheben wie ein Vogel. Panik lief Will den Rücken hinunter. Wenn er sie fallen ließe … diese winzigen, verletzlichen Knochen … Mit unbequem abstehenden Ellbogen zog er sie an sich und legte ihr die Hände unter die Ellbogen. Sein Herz schlug so stark, dass sie es spüren musste. Zum Teufel mit Eltern und ihren Kindern. So hielt man sie bestimmt nicht, aber was konnte …
    »Nicht an die Schulter legen. Sonst ergeht es Ihnen wie mir.« Mirkwood hatte ein Taschentuch hervorgeholt und betupfte einen Fleck auf seinem tadellos sitzenden Frack. »Setzen Sie sie sich am besten auf den Schoß und halten Sie sie im Rücken. Dann kann sie sich umsehen und Sie ansehen. Sie haben ein Gesicht, wie Kinder es lieben.«
    »So? Und was für ein Gesicht wäre das?« Zaghaft setzte er das Kind zurecht. Als er sie zuletzt gesehen hatte, bei seinem einzigen Besuch in Marthas vornehmem Haus in der Brook Street, war ihre Tochter ein teilnahmsloses Bündel von drei Monaten gewesen. Inzwischen war sie wesentlich agiler.
    »Dunkle Haare und dunkle Augen. Mr Bridgeman sieht sie auch sehr gerne an.« Er faltete das Taschentuch, um eine saubere Stelle zu finden, und wischte ihr das Kinn ab. Sie sabberte, als hätte sie die Tollwut, und beäugte Wills Gesicht mit gefesselter Aufmerksamkeit, wie ihr Vater versprochen hatte.
    Wie absurd doch ihre Unschuld war! Sie hatte noch keine Ahnung, welche Fehler ein Mensch in seinem Leben machen konnte, und welche Verwüstung sie mitunter anrichteten. Für sie gab es nur das, was sie sehen konnte: schwarze Haare, schwarze Augenbrauen, braune Augen und einen Mund, der unfreiwillig zu lächeln begann. »Sie kommt nach Ihnen, nicht wahr?« Mit der freien Hand ergriff Will eine Locke ihres hellen Haars – lockiger und heller als alles, was in seiner Familie je vorgekommen war.
    »Ich denke, ja. Hauptsächlich.« Der Dummkopf betupfte schon wieder seine Schulter, dabei war Will völlig klar, dass er bloß einen Vorwand zum Reden suchte. »Alles bis auf die Augen.«
    »Du hast richtige Blackshear-Augen, stimmt’s?« Er hielt nichts von der Babysprache, der manche Leute ihre Kinder aussetzten, doch er gab seiner Stimme einen hohen Tonfall, damit sie wusste, dass seine Worte nur für sie bestimmt waren. Ihre flaumigen Augenbrauen zogen sich zusammen, als grüble sie über ein wissenschaftliches Problem.
    Ob ihr irgendetwas an ihm bekannt vorkam? Sicher erinnerte sie sich nicht an ihn, aber vielleicht erinnerten seine Augen sie an

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