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Das Versprechen der Kurtisane

Das Versprechen der Kurtisane

Titel: Das Versprechen der Kurtisane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecilia Grant
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nie erzählt. Sie ist schaurig, sei gewarnt. Doch sie wird vielleicht helfen, zu erklären, weshalb es mir unmöglich ist, dir zu vertrauen.«
    »Du musst nichts erklären. Ich erwarte nicht …«
    »Mr Blackshear!« Ihr Herzschlag dröhnte in ihren Ohren. »Ich habe mich entschlossen, sie zu erzählen. Bitte geben Sie mir keinerlei Gelegenheit, einen Rückzieher zu machen.«
    Er neigte den Kopf. Sie sah es aus den Augenwinkeln. Seine Hände verschwanden tief in seinen Manteltaschen; er ging schweigend weiter und wartete darauf, dass sie beginnen würde.
    Ein tiefer Atemzug. »Kurz gesagt, ich habe einst einem Gentleman vertraut und teuer dafür bezahlt. Meine späteren Erfahrungen mit Gentlemen waren …« Doch das konnte er sich ja denken. »Ich schätze, Vertrauen kann sich zurückbilden wie ein Muskel, der nie benutzt wird.«
    Eine Minute lang waren nur das Flattern seines Mantels und seine Schritte durch das nasse Gras zu hören. »Hat er dich verführt, der Mann, dem du vertraut hast?«, fragte er dann.
    »Nicht mehr als ich ihn.« Alle Schuld Arthur zu geben würde bedeuten, ihm auch alle Macht zu geben. So war es nicht gewesen. »Wir waren verliebt, schätze ich. Er war ein Nachbar, seine Familie war von etwas höherem Stand als meine, wenn auch etwas weniger wohlhabend.«
    »Es war ihm also nicht möglich, aus Liebe zu heiraten.«
    »Er sagte, er würde es möglich machen. Vermutlich glaubte er es wirklich. Jedenfalls sind wir eine heimliche Verlobung eingegangen, doch seine Versprechungen – und seine Liebe – hatten der Missbilligung seiner Eltern nicht genug entgegenzusetzen.«
    Ein flüchtiger Seitenblick in seine dunklen, aufrichtigen Augen verriet ihr sofort, was er von Arthur hielt. Und er schien seine Ansicht nur mit Mühe für sich behalten zu können.
    Ihr Weg führte sie wieder bergaufwärts, und sie machte längere Schritte. Den nächsten Teil der Geschichte musste sie schnell und leichtfüßig überqueren wie eins dieser Insekten, die auf dem Wasser laufen konnten, ohne einzusinken. »Als ich mich in schwierigen Umständen fand, schrieb ich ihm und erhielt meinen Brief ungeöffnet zurück. Ich habe gehört, dass er eine Dame geheiratet hat, die dreißigtausend Pfund in die Ehe eingebracht hat.«
    »Augenblick!« Will, der ihr zwei, drei Schritte vorausgegangen war, blieb stehen und starrte entgeistert zu ihr hinauf. Seine Stimme klang erstickt. »Ich dachte, du könntest nicht …« Er errötete. Sie würde sich auf dieses neue Bild konzentrieren, um nicht an andere Dinge denken zu müssen.
    Sie ließ den Mantelsaum los und ihre Arme sanken herab. Tatsachen, rein und ungeschönt, eine nach der anderen. So konnte sie diese Sache durchstehen. »Ich habe das Kind mehrere Monate unter dem Herzen getragen. Dann bekam ich Blutungen und Fieber und wäre beinahe gestorben. Und seitdem habe ich nie wieder empfangen, oder auch nur …« Plötzlich musste sie tief durchatmen. Sie wandte sich ab, um ihn nicht anzusehen, und sog die kalte Luft ein. »Das ist sehr zweckdienlich, weißt du. Im Bordell konnte ich jeden Tag Gäste empfangen, und es bestand keine Gefahr, dass ich …« Nun, er wusste schon, was sie meinte. Sie brauchte es nicht auszusprechen. »Ich mache mir keine Illusionen: Ohne diesen Vorteil hätte Mr Roanoke mich niemals engagiert. Ob wir wohl weitergehen könnten?«
    Zwei oder drei große Schritte brachten ihn den Hang hinauf und wieder an ihre Seite. »Wusste er es? Dein junger Mann?« Er klang, als wollte er Arthur einen Handschuh ins Gesicht schleudern. »Hat er von deiner Krankheit gehört?«
    »Ich denke, ja. Die meisten Nachbarn erfuhren davon.«
    Sie hatte zu früh mit der Geschichte begonnen. Sie hatten noch ein gutes Stück Wegs vor sich, und vielleicht würde er anfangen, Fragen zu stellen. »Er ist jedenfalls nicht gekommen, um mich auf Knien um Vergebung zu bitten, falls du darauf hinauswolltest. Zu dem Zeitpunkt habe ich das auch nicht mehr gehofft. Ich habe bemerkenswert schnell aufgehört, ihn zu lieben.«
    Er sagte zunächst nichts. Sie hörte seine stetigen Schritte und spürte, dass er über das Gehörte nachdachte. »Lebten deine Eltern da noch?«
    »Ja.« Abrupt blieb sie stehen, um eine regennasse Wiesenblume zu pflücken. Vielleicht würde sie es beim Gesagten belassen. Nein, ein bisschen mehr würde sie noch preisgeben. »Niemand hätte es ihnen verübelt, wenn sie mich aus dem Haus geworfen hätten. Doch das taten sie nicht, obwohl ich ihnen entsetzliche

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