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Das Versprechen der Kurtisane

Das Versprechen der Kurtisane

Titel: Das Versprechen der Kurtisane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecilia Grant
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großes Glück.«
    Ein
größeres, als du glaubst.
Lydia sprang nach rechts, um den Ball zurückzuschlagen. Ihre Albträume und seine Reaktion darauf hatte sie natürlich nicht erwähnt. Auch nicht seine Anwesenheit im Bett, seine Erektion oder das Gefühl seines starken Arms auf ihrer Taille. Bei alldem konnte sogar eine Dame von rationalem Verstand beinahe anfangen, an Glück zu glauben.
    »Da muss trotzdem etwas faul sein. Wir müssen auch bedenken, dass er am Abend zuvor Barbara abgewiesen hat.« Endlich verfehlte Eliza einen Ball und ließ den Schläger sinken, um ihren Gedanken zu Ende zu bringen. »Wenn er anders orientiert ist, will er das sicher verbergen. Und wie könnte er das besser erreichen, als vor aller Augen für die Frau eines anderen zu bieten?« Zum vierten oder fünften Mal an jenem Nachmittag warf sie Lydia einen Blick zu, der sagte:
Ich werde dich nicht bloßstellen, aber ich weiß, dass du uns etwas verschweigst.
Lydia sah weg und beschäftigte sich mit einer Haarsträhne, die sich selbstständig gemacht hatte.
    »Unsinn.« Maria verließ das Fenster, um Elizas Platz einzunehmen. »Wenn er uns hinters Licht führen wollte, warum sollte er dann zugeben, dass er auf dem Boden geschlafen hat? Das hat er Mr Roanoke erzählt, gleich als Allererstes, sagt Mr Moss.« Sie hob den Federball auf und ließ ihn durch die Galerie fliegen. »Die plausibelste Erklärung ist, dass er eine Schwäche für Lydia entwickelt hat. Das erklärt auch, weshalb er nichts von dieser Barbara wollte. Und als er gemerkt hat, dass sie seine Gefühle nicht erwidert, hat er sich die größte Mühe gegeben, alles wieder in Ordnung zu bringen, was er womöglich zwischen ihr und ihrem Beschützer ins Arge gebracht hat. Hohe Minne. Ziemlich romantisch, wenn ihr mich fragt. Daran könnten sich einige andere Gentlemen ruhig ein Beispiel nehmen.«
    Romantisch.
Dieses Wort hatte ihr einmal etwas bedeutet. Wenn die vergangenen drei Jahre nicht gewesen wären und ein Mann wie Mr Blackshear sich in sie verliebt hätte, hätte sie seine Liebe vielleicht erwidert. Vielleicht hätte sie sich sogar zuerst in ihn verliebt und die atemlose Hoffnung, dass ihre Gefühle erwidert werden könnten, kennengelernt.
    Wenn, wenn, wenn. Verschwendung von Gehirnkapazität. Sie verfehlte einen Ball und zog sich zum Fenster zurück.
    »Hast du denn heute schon mit Mr Roanoke gesprochen?« Selbst Eliza hatte Anstand genug, sich die Frage aufzusparen, bis Lydia sich nach dem Ball bückte und das Gesicht abgewandt hatte. Den ganzen Tag hatten die Damen sich davor gescheut, Edwards Indiskretion offen anzusprechen, da sie mit Herren gesegnet waren, die so etwas vermutlich niemals tun würden.
    »Nein.« Lydia ließ die Bespannung ihres Schlägers rhythmisch auf ihren Handrücken prallen, so als ginge sie die Erniedrigung, der ihr Beschützer sie ausgesetzt hatte, gar nichts an. »Er ist viel zu sehr damit beschäftigt, sich mit seiner gestrigen Eroberung zu brüsten. Wahrscheinlich werden wir uns unterhalten, wenn er genug davon hat.«
    Oder auch nicht. Was gab es schon zu sagen? Keine Erklärung konnte die Beleidigung zurücknehmen, die er ihr zugefügt hatte, und dennoch hatte sie keine Wahl, als bei ihm zu bleiben. Wie sie schon zu Mr Blackshear gesagt hatte, gab sie sich in Bezug auf Edwards Treue keinen Illusionen hin.
    »Er kann froh sein, dass er dich hat.« Eliza warf den Ball hoch und holte aus. »Wenn
ich
so erniedrigt worden wäre, hätte ich Mr Blackshear seinen Wunsch erfüllt, ob ich ihn begehrte oder nicht, das könnt ihr mir glauben. Und hätte dafür gesorgt, dass wir bis in Mr Roanokes Schlafzimmer zu hören gewesen wären!«
    »Ja, aber
du
hättest das ohnehin getan.« Die Bemerkung sollte den anderen zeigen, dass ihre Stimmung nicht getrübt war, und der gutmütige Spott lenkte zudem von Mr Blackshear und ihr selbst ab.
    Der Himmel wusste, sie würde alles zusammenkratzen müssen, was sie an Heiterkeit finden konnte, bevor sie sich heute Abend in Edwards Zimmer wagte. Im Laufe des Tages war es immer offensichtlicher geworden, dass er wütend war. Trotz Mr Blackshears Aussage – die zweifellos sehr auf Kosten von Mr Blackshears Stolz gegangen war – war er nicht beruhigt, sondern noch immer erbost darüber, dass er seine Mätresse bei einem Geschicklichkeitsspiel verloren hatte. Sie erkannte es an seiner übertriebenen Teilnahmslosigkeit und an dem Elan, mit dem er von seinen Heldentaten der letzten Nacht prahlte. Dass er das auch in ihrer

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