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Das Versprechen der Kurtisane

Das Versprechen der Kurtisane

Titel: Das Versprechen der Kurtisane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecilia Grant
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irgendwelche abenteuerlustigeren Männer?«
    »Ich verbitte mir das.« Ihre Stimme zitterte sogar bei einem so kurzen Satz. Sie presste die Lippen zusammen, bevor es noch schlimmer werden konnte.
    »Das hast du gestern Nacht auch, und trotzdem hast du dich heute erstaunlich wenig beschwert.« Er hatte nur darauf gewartet, dass sie ihn zu diesem Hieb herausfordern würde. »Die Nacht in Blackshears Bett scheint dir ausgesprochen zugesagt zu haben.«
    Was konnte eine Dame darauf erwidern? Sie hatte nur getan, was er arrangiert hatte. Er wäre ebenso wütend gewesen, wenn sie sich geweigert hätte. »Ich weiß nicht, womit ich deine Missbilligung auf mich gezogen habe, aber ich wünschte, du würdest die Güte haben, es mit mir unter vier Augen zu klären, anstatt mich vor allen Anwesenden mit diesen unhöflichen Worten und vulgären Intrigen zu strafen.«
    »Unter vier Augen? Bedenke, worum du bittest!« Sein Blick und sein Lachen machten anzügliche Andeutungen, offenbar völlig ungeachtet der Tatsache, dass er sie soeben der Vorliebe für einen anderen Mann bezichtigt hatte. Er war jenseits jeglicher Vernunft.
    Sie nahm die Serviette von ihrem Schoß und legte sie auf den Tisch. »Ich kann nicht mit dir reden, wenn du in dieser Verfassung bist. Ich kann auch nicht hierbleiben und mich von dir beschimpfen lassen.« Ihr Puls hämmerte wie ein übereifriger Schmied. So hatte sie noch nie mit ihm gesprochen – vermutlich machte sie ihn nur noch wütender –, doch zu bleiben war ihr unerträglich geworden. »Wenn Sie mich entschuldigen wollen, entferne ich meine unerwünschte Person, damit Sie in Ruhe weiteressen können.«
    »Mein Zimmer, Lydia. Sie wissen den Weg noch?«
    Sie hatte es streng vermieden, in seine Richtung zu sehen, doch diese Worte ließen sie herumfahren, bevor sie darüber nachdenken konnte, ob es klug war oder nicht. Der ganze Tisch hatte sich umgedreht, und mehr als ein Besteckstück schrammte oder klirrte gegen Porzellan, als die Essenden von dieser unerwarteten Wendung überrascht wurden.
    Er hingegen bot einen Anblick völliger Ruhe. Er hatte den Kelch erhoben und brachte ihn nun mit gesenkten Lidern an die Lippen, ohne sich in irgendeiner Weise anmerken zu lassen, dass er soeben einen Brandsatz in die Angelegenheit geworfen hatte. Schon allein der Gebrauch ihres Vornamens hätte genügt, alles in Zweifel zu ziehen, was zuvor über die Ereignisse der letzten Nacht behauptet worden war.
    Jemand fasste nach ihrem Stuhl. Der Diener, der ihn für sie zurückziehen wollte. Noch ein tiefer Atemzug, dann würde sie aufstehen.
    Will ließ das Glas sinken und lehnte sich leicht vor. »Wenn es Ihnen zusagt?« Ganz leicht betonte er das Wort
zusagt
, auf dem Edward seine Anklage aufgebaut hatte. Alles außer seinen Augen lächelte.
    Ohne eine Antwort abzuwarten, warf er einen Blick zum Kopf der Tafel, an dem ihr Beschützer saß. »Sie haben doch nichts dagegen? Nachdem Sie sie so vielen anderen angeboten haben, habe ich den Eindruck, dass Sie heute Nacht keinen Wert auf ihre Gesellschaft legen.« Wie ein roter Faden in einem weißen Tuch zog sich die Boshaftigkeit durch seine Stimme. Vielleicht kannte ihn niemand anderes im Raum gut genug, um es zu bemerken.
    »Bitte. Greifen Sie zu.« Edward ergriff sein eigenes Glas, doch auf halbem Wege zum Mund fiel ihm noch etwas ein. »Das mussten Sie ja vermutlich letzte Nacht auch schon, nachdem Sie sich auf eine Frau eingeschossen hatten, die Sie nicht rangelassen hat.«
    Da wallte der Zorn in ihr auf; all die fein säuberlich verschnürten Wutfetzen in ihr bauschten sich zu ihrer vollen Größe auf und brachten sie endlich auf die Füße. »Und
wenn
ich sein Bett deinem vorziehen würde?« Das war unklug. Das war genau die Art Ausbruch, die sie sich nicht leisten konnte. Aber, Gott helfe ihr, sie war lange genug klug gewesen. »Er hat sich ehrenhaft verhalten. Er hat mir Respekt erwiesen. So etwas weiß eine Dame zu schätzen.« Würde sie das Nächste wirklich sagen? Das sollte sie nicht. Sie forderte das Schicksal heraus. Doch die Worte lagen heiß auf ihrer Zunge; sie würden sie verbrennen, wenn sie sie nicht aussprach.
    Sie drehte sich gerade weit genug um, um Mr Blackshear anzusehen, der sie mit ruhigem Interesse betrachtete. Nur sein Blick verriet, dass er auch nicht ganz ruhig war. »Dein Zimmer, und ob!« Das Blut rauschte ihr in den Ohren. Sie knickste, ohne den Blick von seinen Augen abzuwenden. »Gib mir eine halbe Stunde, dann kannst du

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