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Das Versprechen der Kurtisane

Das Versprechen der Kurtisane

Titel: Das Versprechen der Kurtisane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecilia Grant
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durcheinandergekommen.
    Das Dritte, was merkwürdig war … Oh, das Dritte. Sie presste die Lippen zusammen und atmete tief durch, so tief sie konnte, um das Dritte, was merkwürdig war, ganz in ihr Bewusstsein aufzunehmen. Ihr Gehirn suchte angestrengt nach einer Bezeichnung dafür, wie bei einem Klatschgespräch: was es bedeutete, zu wem es gehörte, doch dafür machte sie in ihrem Bewusstsein keinen Platz. Dort gab es nur den Geruch, in diesen paar Sekunden, seit sie aus dem Ozean des Schlafs aufgetaucht war. Sie würde ihre Lungen damit füllen – noch ein tiefer Atemzug – und wieder eintauchen, außer Reichweite dessen, was es alles bedeutete.
    »Du bist wach.« Seine Stimme war sanft, aber klar. Er musste schon eine Weile wach sein. Die Worte hallten in seiner Brust wider, die ihren Rücken berührte.
    »Ich bin so müde.« Sie machte ihre Augen einen Spaltbreit auf. Da war eine Hand. Er hatte den rechten Arm um ihre Taille, den linken auf dem Kissen über ihrem Kopf. Das konnte nicht bequem sein. »Weißt du, wie spät es ist?«
    »Nachmittag, glaube ich. Meine Uhr ist im Ankleidezimmer.« Seine Rippen drückten sich mit seinen Atemzügen an sie und wichen wieder zurück. »Du hast schlecht geschlafen.«
    »Du auch, fürchte ich.« Sie klang schüchtern. Wie eine Braut, die als Jungfrau in ihr Hochzeitsbett gestiegen war und am nächsten Morgen nicht wusste, was sie zu ihrem Mann sagen sollte. Nicht wie sie selbst.
    »Falsch.« Er klang selbst wie ein Mann an seinem Hochzeitsmorgen: voller Wärme und Zufriedenheit. »Ich habe zwar nicht so viel geschlafen, wie ich es gern gehabt hätte, und nicht so tief, aber ich weiß nicht, wann ich zuletzt so gut geschlafen habe.«
    Er hatte eine Erektion. Normalerweise wäre ihr das als Allererstes aufgefallen. Ihr ganzer Körper lag eng an seinem, nur die bescheidene dünne Baumwollschicht ihrer Nachthemden zwischen ihnen. Und seine Erregtheit, die steif und fest gegen sie drückte. Sie würde nichts dazu sagen.
    »Wie lange bist du schon wach?«
    »Eine Weile. Ich weiß nicht. Ich habe nachgedacht.«
    Nachgedacht. Ausgerechnet auf jenem hohen Grat, von dem aus er sich entweder in den Schlaf oder in die Leidenschaft hätte stürzen können. Warum tat er so etwas?
    »Es wird Gerede geben, wenn wir runtergehen.« Sein Fuß bewegte sich, und die groben Haare auf seinem Bein kitzelten sie an der Wade. »Es wird Fragen geben.«
    Fragen? Aber es konnte doch kein Zweifel daran bestehen, dass … Oh. »Unverschämte Fragen, meinst du. Über Einzelheiten.«
    »Vielleicht nicht von den Damen, doch ich kann dir versprechen, dass die Herren Fragen an mich haben werden.«
    »Damen stellen diese Fragen auch. Manche Damen. Vielleicht nicht ganz dieselben Fragen.« Sie lag still, um seine Erektion nicht zu stören. »Ich werde erzählen, was du willst.«
    »Das wollte ich dir auch anbieten.« Der Hauch eines Lächelns schwang in seinen Worten mit. »Allein würde ich mich weigern, etwas dazu zu sagen. Aber ich könnte mir vorstellen, dass es günstiger für dich ist, wenn bekannt wird, dass nichts passiert ist.«
    »Am günstigsten wäre es für mich gewesen, die Nacht in Mr Roanokes Zimmer zu verbringen statt in deinem. Aber darauf bist du wohl nicht gekommen.«
    »Doch.« Irgendwo unter der Decke hob sich seine rechte Hand von der Matratze. Er streckte den Arm. »Aber ich war gestern einfach nicht dazu imstande, dich mit ihm gehen zu lassen. Ich bin aber sehr wohl dazu imstande, zu verbreiten, dass ich auf dem Fußboden geschlafen habe.« Der Arm legte sich wieder über sie.
    Nicht imstande. Wie sollte sie so viele widersprüchliche Botschaften verstehen? Die sanfte Geduld, mit der er sich in der Nacht um sie gekümmert hatte. Die liebevolle Umarmung, in der sie aufgewacht war. Sein Erregungszustand und seine standfeste Weigerung, ihm nachzugeben. »Und wie willst du das erklären? Man schläft doch nicht auf dem Boden, nachdem man erfolgreich um eine Frau gespielt hat.«
    »Nichts leichter als das. Du hast deutlich gemacht, dass du mich nicht willst, und ich habe dich nicht gezwungen. Wer diese Erklärung nicht gelten lässt, verdient ein blaues Auge.«
    Sie schloss die Augen. Sie war sehr hässlich zu ihm gewesen letzte Nacht.
Sollte ich mich aus Dankbarkeit anbieten?
Dabei hatte er wie immer nur höflich sein wollen.
    »Lydia.« Aus dieser Nähe verrieten sein Atem und sein Körper ihr jede seiner Stimmungen. Jetzt wurde er ernst. »Du würdest es mir doch sagen, wenn du

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