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Das Versprechen der Kurtisane

Das Versprechen der Kurtisane

Titel: Das Versprechen der Kurtisane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecilia Grant
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mit ihrem Kleid verarbeitet hatte, bemerkte er die halb leere Flasche auf der Fensterbank.
    Großartig. Sie war betrunken. Ein Grund mehr, der Verführungskraft des violetten Kleids und seines übergroßen Morgenmantels zu widerstehen. Er lehnte sich mit der Schulter an die Wand.
    »Ja, du bist eins der vernünftigsten und rationalsten Geschöpfe, die ich kenne.«
    »Nicht heute Abend beim Essen.« Sie hob das Glas und nahm noch einen ordentlichen Schluck. Vermutlich sollte er sich überlegen, wie er ihr am besten die Flasche wegnehmen konnte.
    »Du wurdest provoziert.« Er würde geduldig zuhören, ihr unauffällig das Glas entwenden und sie ins Bett stecken, bevor sie etwas Unbedachtes tun konnten.
    »Er war so absurd!« Sie wandte sich noch immer an den Claret. Ihr Körper hielt völlig still, doch ihre Stimme loderte vor Vehemenz. »Ich meine nicht nur unhöflich und unverschämt. Er hatte doch auch überhaupt keine stichhaltigen Argumente.«
    Natürlich. Der Mann hatte sie auf übelste Weise schikaniert, und sie entrüstete sich über sein mangelndes Logikempfinden.
    »Seine Argumentation ließ in der Tat einiges zu wünschen übrig.« Will stieß sich von der Wand ab, schlenderte zum Sessel hinüber und begann derweil, sich den Rock aufzuknöpfen. »Er hätte sich entscheiden sollen, ob ich dich verführt oder eine einsame Nacht auf dem Boden verbracht habe. Beleidigungen sind ziemlich uneffektiv, wenn sie sich widersprechen.«
    »Er hat so scheußliche Dinge über dich gesagt!« Sie stellte das Weinglas ab und starrte aus dem Fenster. Fast eine volle Minute war er schon im Raum, und sie hatte ihn noch nicht
einmal
angesehen. »Seine schlimmsten Befürchtungen, was wir hier treiben, sind nicht mehr, als er verdient.«
    »Vermutlich.« Das Eis war dünn, und Will bewegte sich mit äußerster Vorsicht. Er streifte sich den Frack ab und warf ihn über die Stuhllehne. »Wenngleich ich sagen muss, dass Mr Roanoke und seine Verfehlungen mich nicht besonders kümmern.«
    »Das sollten sie auch nicht.« Es sah an ihrem Rücken, dass sie noch einen tiefen Atemzug tat. Dann drehte sie sich um und stand auf. Sie hatte den Morgenmantel nicht geschnürt; er glitt ihr sofort von den Schultern und sammelte sich um ihre Knöchel wie Wasser um die Füße einer Gottheit, die soeben dem Ozean entstiegen war.
    Doch wo eine neugeborene Meeresgöttin nichts tragen würde als ihre Unschuld, bloße Haut in Einklang mit der Natur selbst, war Lydia Slaughter für die Sünde gekleidet. Mit dem durchsichtigen Überkleid hatte sie sich gar nicht erst abgegeben. Schwarzviolette Seide floss von ihrer Schulter zu ihren Knöcheln und lud das Auge ein, sich sattzusehen, vor allem an den wollüstigen Stellen: den reifen, vollen Brüsten, deren Warzen scharf hervortraten, und der Wölbung ihres Bauchs, die in der Ypsilon-Form zwischen ihren Schenkeln zulief.
    Zum Teufel mit ihm, wie konnte er so ganz und gar unvorbereitet darauf sein? Er hatte sie doch schon in diesem Kleid gesehen. Er kannte ihre Formen sehr gut. Er hatte gewusst, von dem Augenblick an, als er der Zimmer betreten und sie erblickt hatte, was sie vielleicht beabsichtigte.
    Und dennoch wurde seine Kehle trocken. Sein Gehirn stotterte und hinkte. Das Getöse in seinen Ohren nahm eine aufdringliche Lautstärke an.
    Das kannst du nicht tun. Nicht so. Sie ist nicht zurechnungsfähig.
Wenn sie doch bloß Blickkontakt zu ihm aufnehmen würde! Dann würde er sie als eine Dame erkennen, die Respekt verdiente – als Mätresse eines anderen – als mehr als eine üppige Ansammlung von Körperteilen – und er würde Worte finden, um sie beide davon zu überzeugen, dass sie das nicht tun sollten.
    Vielleicht wusste sie das. Jedenfalls hielt sie den Blick abgewandt. Die Seide umfloss sie auf atemberaubende Weise, als sie sich nach ihrem Glas bückte. In einem Zug leerte sie es und stellte es ab. »Blackshear.« Endlich sah sie ihn an. »Lass mich nicht betteln.«
    Und er wollte verdammt sein, wenn er überhaupt noch irgendwelche Worte hervorbringen konnte. Er konnte nur zusehen, wie sie sich umdrehte und auf das Bett zuging. Sein Herz hämmerte wie eine heranpreschende Kavallerie.
    Tausendfach verdammt wollte er sein. Wen wollte er verdammt noch mal mit seinen Prinzipien zum Narren halten? Sobald es ernst wurde, war er liebend gern bereit, sich auf eine bloße zweckdienliche Erektion reduzieren zu lassen.
    Aber der Wein. Er riss sich los und ging zur Fensterbank. »Wie viel hast du davon

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