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Das Versprechen der Kurtisane

Das Versprechen der Kurtisane

Titel: Das Versprechen der Kurtisane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecilia Grant
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getrunken?« Er hielt die Flasche gegen das Licht. Ein Schluck Alkohol schien ihm plötzlich eine ausgezeichnete Idee zu sein. »Du hast kaum etwas gegessen.«
    »Hör auf, auf mich aufzupassen! Das ist nicht das, wozu ich dich jetzt brauche.« In Sachen trunkener Streitsüchtigkeit stand sie ihrem Beschützer um nichts nach. Und sie hatte mal wieder genau seinen wunden Punkt gefunden und das Wort ausgesprochen, das ihn eine Meile weit auf dem Bauch über zerklüftete Felsen robben lassen würde –
brauchen
.
    Sie
brauchte
etwas, das er geben konnte. Er stützte sich mit der Hand an der Wand ab. »Es ist nicht, dass ich nicht wollte, Lydia.«
    »Dann komm!« Wenn er sie jetzt ansah, war er verloren.
    Er sog scharf die Luft ein. »Es ist nicht richtig so.« Ein kleines bisschen Vernunft kehrte zurück. »Du bist gar nicht in der Verfassung, zu wissen, was du willst. Das kann ich nicht ausnutzen.« Er ließ die Flasche kippen und goss den Wein ins Glas.
    »Seit ich vom Esstisch aufgestanden bin, weiß ich sehr genau, was ich will.« Eine kurze Pause. »Und es war nur ein Glas.«
    »Lügnerin.« Doch er hatte schon immer bewundert, mit welch rücksichtsloser Entschlossenheit sie die Dinge verfolgte, die sie wollte. Und wenn er dieses Ding war …
    Er stellte die Flasche hin und ergriff das Glas. Das war sechsmal falsch. Seinem Gastgeber Hörner aufzusetzen. Mit einer Frau zu schlafen, die zu betrunken war, um es besser zu wissen. Ihre Beziehung erneut in Gefahr zu bringen, diesmal, nachdem sie sich so persönliche Dinge anvertraut hatten. Doch irgendwo zwischen dem Anblick, den sie mit offenen Haaren bot, und ihrem unfairen Schachzug mit dem Wort
brauchen
war ihm die Macht zu einer Entscheidung entglitten. »Soll ich abschließen?« Er schluckte Wein, bis das Glas leer war.
    »Wie du willst.« Wie sie sich in ihrem Triumph suhlte! Die Silben ergossen sich über ihn wie Honig von einem Löffel. Ob sie seinen Namen so sagen würde, wenn es so weit war? Oder ob sie ihn herausschreien würde, heiser wie ein Falke, der Beute erspäht hatte?
    Er drehte sich zu ihr um und musste sich beinahe setzen. Während er ihr den Rücken zugewandt hatte, hatte sie die violette Hülle fallen lassen und lag nun nackt auf der Decke, die Ellbogen hinter sich aufgestützt, die Knie angestellt, die Füße flach auf der Decke. Ihre Umrisse verschwommen hie und da, blass und üppig, so als wäre sie aus Butter geformt. Es gab keinen Teil von ihr, in dem er nicht versinken wollte, keinen Zentimeter, den er nicht kosten wollte.
    Zum Teufel mit Ehre, Gewissen und all den tyrannischen Grundsätzen, die ihn von morgens bis abends mit ihren unaufhörlichen Einflüsterungen quälten. Er war ein Mann, der seine eigene Seele in Fetzen zerrissen hatte, und heute würde er sich wie ein solcher benehmen. Er ging zur Tür und schob den Riegel vor.

16
    Sie betrachtete ihn, erwartungsvoll und völlig ohne Scham, als er sich umdrehte. Ihre Augen glitzerten fest entschlossen.
    Jetzt.
Vier Schritte brachten ihn ans Bett. Er schob ein Knie auf die Matratze und schon öffneten sich ihre Beine. Gieriges, ungeduldiges Ding! Jetzt würde er sie erst recht warten lassen. Er bückte sich und drückte ihr genüsslich einen Kuss aufs Knie.
    »Lass das!« Das Knie zuckte zurück. »Zieh dich aus!«
    Sie war eine streitlustige und herrische Betrunkene. Doch diesen Befehl zu befolgen war nicht unbedingt eine Zumutung.
    Er zog Stiefel und Strümpfe aus. Weste, Krawatte, Hosenträger und Hemd wanderten über den Kopf und fielen unbeachtet zu Boden. Er stand auf.
    Sie richtete sich auf den Kissen auf und reckte schamlos den Kopf, um besser sehen zu können.
    Wie ein Wasserfall donnerte ihm das Blut in den Adern, als er sich umdrehte, damit sie ihn betrachten konnte. Ein Knopf nach dem anderen rutschte durchs Knopfloch, und die Latzklappe fiel. Dann schnürte er die Unterhose auf. Und sah sie an.
    Sie schluckte. Dann fuhr sie sich mit der Zungenspitze über die Lippen.
    »Ist es das, was du willst?« Samt und Schatten, seine Stimme, gerade laut genug, um zu ihr durchzudringen. Mit den Fingerspitzen fuhr er an sich entlang. Darauf hatte sie gewartet. Und, Himmel, er auch.
    »Ich … vielleicht …« Sie biss sich auf die Lippen und starrte immer noch. »Ähm …« Sie sah ihm in die Augen, zaghaft und verunsichert. »Kannst du ganz langsam rein …?«
    Sie spielte ihre Rolle meisterhaft, doch er kannte sie zu gut. Er stieg aus seinen Hosen. »Schmeichelndes Biest!« Er

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