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Das Versprechen des Architekten

Das Versprechen des Architekten

Titel: Das Versprechen des Architekten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm Braumüller <Wien>
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fast schon schadenfroher Belustigung, ein leises Lachen steigt in mir hoch, von demer jedoch nichts weiß, wenigstens glaube ich, dass er es nicht weiß. Er geht in meinem Atelier herum und dreht die mit den Vorderseiten gegen die Wand gelehnten Bilder um, steht dann nachdenklich vor ihnen, sagt aber, da es ihm Schwierigkeiten bereitet, mich zu belügen, meist nichts, und wenn ich ihn amüsiert frage, lobt er die interessante Komposition und meinen Mut, stets was Neues auszuprobieren, und kann nur in seltenen Fällen nicht widerstehen und will dann doch wissen, warum ich die zauberhaften surrealistischen Landschaften nicht mehr male, bei denen aus einer kleinen Kapelle an einem Feldweg plötzlich die riesige Schere eines Krebses hervorwächst oder ein glühender Komet in ein Kornfeld fällt, oder warum ich nicht mit der langen Serie realistischer Porträts weitermache, auf denen es immer etwas Überraschendes gab, sei es das Abbild eines eleganten Mannes in schwarzem Jackett, auf dessen Schulter aber eine große Fleischfliege sitzt, oder eine schicke, attraktive Dame, die am monströsen Nagel ihres Mittelfingers kaut. Wobei ich mich allerdings noch lebhaft daran erinnern kann, was er offenbar schon vergessen hat, dass er sich nämlich, als ich so malte, auch keineswegs begeistert zeigte. Auch damals bemühte er sich, es sich nicht anmerken zu lassen, aber ich las in seinem Gesicht, dass ihn an diesen Porträts gerade die kleinen Verfremdungen störten, die ihnen ihre ansonsten alltägliche Lieblichkeit auf so lästerliche Weise aberkannten, als würde in einer Kirche jemand das Weihwasserbecken gegen einen Spucknapf austauschen.
    Aber das, was ich jetzt über diese Porträts gesagt habe, ist schon der Versuch, sie mit Kamils Augen beziehungsweiseüberhaupt mit den Augen von jemandem, der nicht ich ist, zu betrachten. Weil ich diese Eigenheiten weder als kleine Verfremdungen bezeichnen noch irgendeine Blasphemie darin verspüren würde. Auch mir ist schon eingefallen, ob ich nicht etwa zu denen gehöre, die hier auf Erden nur etwas sonst Unaussprechliches vermitteln, und ob ich nicht nur eine still durch die Galaxien fallende Münze bin. Aber nein, das ist dumm, dumm und noch dazu eingebildet, vergesst es.
    Schon seit einiger Zeit nervt Kamil ein Mann von der Geheimpolizei. Er bemüht sich, diesen Polizeiarsch nicht allzu ernst zu nehmen, ja er glaubt sogar, dass ihn dieser Geheimpolizist nur so zum Narren hält, dass er sich auf sein Konto schlicht und einfach nur auf gemeine Weise amüsiert, aber heute ist er ganz erschrocken angekommen. Er hat sich vor meinem neuen Bild aufgepflanzt, der Serie mit Diagonale, ist einen Augenblick lang dagestanden, aber ich habe ihm angesehen, dass er das Bild überhaupt nicht wahrgenommen und nur versucht hat mir etwas zu sagen, den ersten Satz zu finden. Und der hat davon gehandelt, wie er in seinem Haus die Treppe hinauf gegangen ist und zwei von der Stasi ihm nachgestapft sind.
    Ich hörte sie hinter mir. Sie schimpften, dass es keinen Aufzug gäbe und sie sich mühsam die Treppe hoch plagen müssten. Als ich den Schlüssel ins Schloss steckte, holten sie mich ein, und ich drehte mich um, aber da standen sie schon mit dem Rücken zu mir und läuteten an der Tür der Wohnung gegenüber. Sie läuteten bei den Kratochvils.Dort gibt es ebenfalls ein Fenster zum Gang und dahinter, genau wie bei mir, ein kleines Zimmer, wo früher einmal die Dienstmädchen wohnten. Der Vorhang wurde weggeschoben, und Frau Kratochvils alter Vater öffnete einen Spalt breit eine Fensterscheibe und fragte, was sie wünschten. Hausdurchsuchung bei den Kratochvils, sagte einer der beiden so laut, als sollte es auch mir gelten. An dieser exhibitionistischen Arroganz erkennt man sie immer. Aus einer Art Trotz heraus blieb ich eine Weile in der offenen Tür stehen, aber als sich einer von ihnen auf der Ferse umdrehte und mich anschaute, verging mir dieser Trotz schnell, und ich zog Leine, und als ich die Tür schloss, hörte ich noch, wie die von gegenüber aufging. Es war zwei Uhr nachmittags und Frau Kratochvilová wahrscheinlich noch in der Arbeit. Mir wurde bewusst, dass ich ihren Mann aber schon sehr, sehr lange nicht mehr gesehen hatte. Sie wohnt dort mit zwei Söhnen und den alten Eltern. Aber vor Kurzem habe ich auch bemerkt, dass sie in anderen Umständen ist. Ich saß im Vorzimmer auf einem Schemel und zog mir die Schuhe aus, als ich gegenüber neuerlich eine Bewegung hörte. Ich ging barfuß zum

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