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Das Versprechen des Architekten

Das Versprechen des Architekten

Titel: Das Versprechen des Architekten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm Braumüller <Wien>
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lieber keiner stellte. Ausgeklammert dabei bleibt natürlich mein Mephisto, Leutnant Láska, aber den lassen wir jetzt aus dem Spiel. Jene, die meinten, mich ein wenig zu kennen, waren wahrscheinlich zu dem Schluss gekommen, dass ich mir in Wirklichkeit bereits an einem geheimen Ort eine Villa bauen und sie alle schon bald überraschen würde. Aber ich gebe zu, dass ich von ähnlichen Überlegungen gar nicht so weit entfernt gewesen bin, das heißt, mich nämlich, sobald die Zeit reif sei, morgens einfach ans Reißbrett zu stellen und, ehe die Sonne sich gen Westen neigen würde, die Villa samt Interieur bis ins kleinste Detail fertig zu haben und nur noch das für sie ausersehene Grundstück in Černá Pole oder Žabovřesky kaufen zu müssen und mit dem Bauen anzufangen. Als diese Zeit dann aber tatsächlich gekommen war, stellte ich fest, dass sich irgendetwas in mir quergelegt hatte.
    Diese Villa geisterte schon ungefähr sechs, sieben Jahre in zig Gestalten in meinem Kopf herum, und es schien,als würde es vollauf reichen, sich zu entscheiden und unter diesen Varianten eben jene zu wählen, die es am ehesten verdiente, realisiert zu werden. Vor dem Krieg hatte ich es nicht mehr geschafft, und die deutsche Okkupation hatte dem architektonischen Traum den Garaus gemacht, und nachdem ich siebenundvierzig schnell so viel Geld angehäuft hatte, um ans Werk gehen zu können, und mich ans Reißbrett stellte, musste ich erkennen, dass ich außerstande, dass ich unfähig war, die zig verheißungsvollen Varianten, von denen ich gedacht hatte, sie wären jederzeit für mich abrufbereit, in eine endgültige Form zu bringen. Etwas war geschehen. Plötzlich wusste ich mir mit dieser Villa keinen Rat.
    Sicher ist mir auch in den Sinn gekommen, ich würde mit dieser Unfähigkeit, eine definitive und sympathische Form für mein Traumhaus zu finden, jetzt die Zeche bezahlen für all die Scheußlichkeiten, all die opulenten Villen, mit denen ich Brünn unmittelbar nach dem Krieg auf Wunsch meiner wohlhabenden und nach Kitsch gierenden Klienten zugepflastert hatte, hoffend, auf diese Weise zu dem bescheidenen Vermögen zu kommen, das unerlässlich war für die Realisierung meiner eigenen Villa, jenes Wunders architektonischer Invention. Wo steckt meine Invention allerdings jetzt? Jemand hat ihr die Luft ausgelassen, hat sie dazu gebracht, ihre Seele auszuhauchen. Weit gefehlt! Ich bin’s gewesen, ich hab’ die Luft rausgelassen, hab’ sie plattgemacht, die Seele, und fahre jetzt nur noch auf den Felgen, bis ich nach einem Weilchen rüttelnder Fahrt in den Brennnesseln landen werde.
    Ist es vielleicht so, dass wir für den Verrat an unserem Talent immer hart bestraft werden und erst, wenn wir versagen, erst dann erfahren, was wir eigentlich verraten haben? Dass wir erst dann sehen, was wir verlieren und was wir da begraben haben? Und wo ist sie jetzt, meine Seele, wo ich sie verkauft habe für ungefähr dreitausend-achthundertvierundneunzig Linsenteller oder auf wie viel man diesen verhurten Villenkitsch, den ich hier ausgesät habe, schätzen kann?
    Am Beginn der Schlappe, die ich erlitt mit meinem Talent, kann allerdings auch ganz gut diese Villa Wagenheim stehen. Es handelt sich dabei zwar um einen architektonisch unbestreitbar wertvollen Bau, dem man eigentlich nur eine einzige Sache vorwerfen kann: jenes Nazisymbol im Grundriss. Damals erwog ich aber durchaus, ob nicht gerade dieser Grundriss das Bauwerk so wertvoll macht. Ich hatte diese Vorgabe immerhin als Herausforderung aufgefasst. Ich musste mit diesem Hakenkreuz nämlich so zurande kommen, wie ich bei einem anderen Auftrag mit den Tücken des Terrains fertig werden, also irgendeine Villa auf aufgeweichtem Untergrund oder unter einem abrutschgefährdeten Felsen bauen müsste. Ja, ich kann mich lebhaft daran erinnern, wie ich nachts deswegen aufwachte und am Fenster stand und auf die Běhounská hinunterschaute, die zu der Zeit, noch lange vor Sonnenaufgang, gottverlassen wie ein Stollen irgendwo tief unter der Erdoberfläche war. Ich suchte nach einem Weg, wie ich mich dieser Aufgabe ehrenhaft entledigen könnte. Und nicht nur ehrenhaft. Ich wollte etwas präsentieren, was der Nazi-Swastika beikommenwürde wie der Fuchs der Krähe mit dem Käse im Schnabel. Und daher machte ich aus diesen vier Hosenbeinen von Hitlers Hose nicht nur vier voll funktionsfähige Wohnflügel, sondern stellte das Gebäude auch noch so auf in Richtung Hroznová, dass die zwei sich zur Straße

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