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Das Versprechen des Architekten

Das Versprechen des Architekten

Titel: Das Versprechen des Architekten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm Braumüller <Wien>
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noblen Roman unaussprechlichen Namen geschlagen, sondern ebenso mit einem widerlichen Hang zur Systematik und mit bürokratischer Ordnungsliebe, was wir ihm diesmal allerdings nachsehen wollen, weil ohne diese Eigenschaften unsere Geschichte lange Zeit nur auf der Stelle treten würde. Der Leiter vom Elektrohaus hatte nämlich alle Daten, sämtliche Tage, an denen sich seine Frau angeblich bei ihren Eltern auf der Vysočina aufhielt, vermerkt, und Daniel überraschte es keineswegs, dass diese Tage sich deckten mit den Brünner Aufenthalten des Zirkus Belinda. Frühling, Sommer, Herbst. Also Untreue im Quartal, eine quartalsweise Fremdgeherin, dachte Dan. Aber auf die Frage, ob er schon was wisse, antwortete er unbestimmt, er sei vielleicht schon an etwas dran, aber das sei einstweilen noch nicht spruchreif.
    Dan wusste vor allem, dass er keine Zeit mehr verlieren dürfe, den Informationen über die Tournee nach würde der Zirkus Belinda morgen ja schon sein Zelt zusammenpacken und nach Gottwaldov und dann gleich nach Bratislava und Zvolen weiterrauschen.
    Als er an der Haltestelle Jundrov aus der Straßenbahn stieg und einem Feldweg folgte, sah er schon von Weitem das hohe Zirkuszelt und die an den schrägen Seilen entlanglaufenden bunten dreieckigen Fähnchen. Und erverspürte jenen seltsamen Schauer, den er aus den Zeiten, als das Detektivhandwerk sein tägliches Brot zu sein pflegte, so gut kannte. Und Ameisen liefen ihm wieder über den Rücken, wie es sonst nur kurz vor dem Geschlechtsakt mit einer unnahbaren Partnerin, der er lange hatte nachlaufen müssen, geschah. Oder vor den Bildern von Chittussi.

EIN TRAURIGES KAPITEL
    Architekt Modráček hatte mehrmals um die Möglichkeit, seine Schwester zu besuchen, ersucht. Wiederholt reichte er schriftliche Gesuche ein, das heißt, er trug sie zu dem Briefkasten am Tor der Polizeiwache in der Běhounská und schickte sie zugleich eingeschrieben per Post. Aber niemand antwortete auf die Gesuche. Er überlegte, dass sie möglicherweise nicht die für die Einreichung solcher Gesuche bestehenden Bedingungen erfüllten, vielleicht existierte ja sogar irgendein Formular, das man ausfüllen und dem Gesuch beifügen musste, und ohne welches das „Sesam, öffne dich!“ nicht funktionierte. Daher wandte er sich an den Pförtner in der Polizeiwache, aber der antwortete kurz angebunden, um solch einen Besuch müsse direkt im Innenministerium angesucht werden. Also fragte Modráček noch, ob Formulare für solche Gesuche zwecks Besuchs eines inhaftierten nahen Angehörigen existierten, und es wurde ihm entgegnet, selbstverständlich existierten sie, aber dass ein solches Formular direkt im Innenministerium abgeholt werden müsse. Und zum Schluss fragte Modráček noch, ob er wissen dürfe, wo seine Schwester Eliška Modráčková inhaftiert sei, in Brünn oder in Prag oder irgendwo anders? Darauf jedoch bekam er keineAntwort vom Pförtner, als wäre die Frage überhaupt nicht gestellt worden, und als Modráček sie ein bisschen lauter wiederholte, löste sich der Bulle am anderen Ende des Ganges leise von der Wand und ging zu Modráček und führte, ja schob ihn hinaus bis vor die Polizeiwache.
    Modráček wollte es dann direkt in den Brünner Gefängnissen versuchen. Und bereits die großen düsteren Gebäude versetzten ihn in Schrecken. Nie zuvor war ihm bewusst gewesen, wie gewaltig Gefängnisarchitektur deprimieren kann: diese Absicht, nichts Ermutigendes, nichts Ästhetisches in diesen Bau hineinzulegen, der leblose Gigantismus geistiger Leere! Das Zuchthaus Bohunice war noch dazu die erste Brünner Sozrealismus-Architektur, beachtet, der Sozialistische Realismus hat seine Existenz in Brünn mit dem Bau eines Zuchthauses eröffnet. Aber sowohl in der Cejl als auch in Bohunice redeten sie erst gar nicht mit ihm, reagierten nicht auf seine Fragen, auch dort war es so, als wären sie gar nicht erst gestellt worden. Er ging auch auf den Spielberg, obwohl er wusste, dass es dort schon seit Kriegsende nur eine Kaserne und Museumsräume und möglicherweise irgendeine Militärstrafanstalt gab. Aber er wusste auch, dass die Kommunisten für ihre Klassenfeinde zahllose und immer größere Zuchthäuser brauchten und brauchen würden: an die sechshundert solcher Festungen, wie es der Spielberg war, vollgestopft mit Klassenfeinden, das würde ihre Gier vielleicht befriedigen.
    Modráček versuchte auch, Leutnant Láska zu kontaktieren. Er verfasste einen ausführlichen Rapport über

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