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Das Versprechen des Architekten

Das Versprechen des Architekten

Titel: Das Versprechen des Architekten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm Braumüller <Wien>
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ich mich an dieser Stelle schon irgendwo unter dem Freiheitsplatz, aber wahrscheinlich noch ziemlich weit weg von den ehemaligen Krypten der abgerissenen St. Nikolauskirche befand. Und, stellt euch vor, hier entdeckte ich etwas, das auf den ersten Blick (und immiserablen Licht meiner schon ihrem Ende entgegenflackernden Taschenlampe) wie eine in aller Eile und chaotisch eingerichtete Wirtsstube aussah, die jemand hastig verlassen hatte. Stühle, Armstühle, Tischchen, Sofas sowie Betten mit Matratzen, Decken, und manche sogar mit Tuchenten, aber auch Almer zur Aufbewahrung von Lebensmitteln und dazu noch Kisten und Koffer. Die Möbel waren bunt zusammengewürfelt, von abgeschlagenen Empirestücken bis zu funktionalistischem Design. Also hatte hier eine Zeit lang eine Gruppe von Menschen gewohnt, sie hatten die unterirdischen Räume vielleicht als Luftschutzraum verwendet gegen Ende des Krieges, als etliche Bomben aufs Stadtzentrum fielen, etwa gleich auf die angrenzende Gasse, die Kozí.
    Sie waren hier mit allem unbedingt Notwendigen ausgerüstet gewesen. Etwas abseits stand ein großes Fass mit Wasser, auf dem Tisch, aber auch auf einem Almer und auf den Stühlen gab es überwiegend schmutziges Geschirr und sogar ein paar Teller mit hart gewordenen Essensresten und in sie hineingebohrten Löffeln. Und ganz hinten zugedeckte Kübel, in die sie wahrscheinlich ihre Notdurft verrichtet hatten. Meine Taschenlampe war schon am Erlöschen, dabei gelang es mir aber noch, auf einem der Stühle ein mit dem Rücken nach oben liegendes, aufgeschlagenes Buch zu erspähen. Es war ein „Livre de poche“, also steckte ich es in die Jackentasche und schimpfte mit mir, dass ich mich mit einer fast leeren Taschenlampe in den Keller aufgemacht hatte.
    Der irrlichtartige Schein der krepierenden Taschenlampe schaffte es, als ich mich vorsichtig die Mauer entlangschob,mich mit Ach und Krach zurück in mein Kellerabteil zu begleiten. Und als ich dieses abschloss, überzeugte ich mich noch, dass der Plunder, durch den ich mit Müh und Not die Leiter zwängte, mir jetzt als Paravent diente, der den Blick in den hinteren Teil des Kellers, auf den Eingang in das unterirdische Labyrinth, verlässlich verstellte. Und als ich dann den Hauskeller zusperrte und den Schlüssel in meine Tasche gleiten ließ, stieg zum ersten Mal jene Idee in mir auf. Ich erstarrte und blieb kurz stehen. Und als ich mich anschließend mit der Leiter durchs Treppenhaus nach oben plagte, war ich schon besessen von der Idee, und sie nahm konkretere Formen an, sodass ich, sobald ich vor meiner Wohnungstür stand, bereits wusste, dass der mittelalterliche Keller im richtigen Moment aufgetaucht war und dass ihn mir jemand mit Bedacht zugespielt hatte, genauso wie dieser Jemand mich zur Bibliothek geführt und mich veranlasst hatte, die Schriftstücke in Vaters Hinterlassenschaft durchzusehen. Nennt man das Koinzidenz oder vielleicht sogar schon Synchronizität? Wenn sich nämlich zwei Dinge ereignen, die unter merkwürdigen Bedingungen zueinander gehören, was jedoch erst dann klar ist, was einem erst dann bewusst wird, wenn beides praktisch gleichzeitig passiert.
    Ich schleppte die Leiter ins Schlafzimmer, stellte sie vors Fenster, kletterte hinauf, und meine Frau reichte mir Stifte und einen Hammer, und als die Vorhangstange wieder gerade hing, kletterte ich runter und erinnerte mich an dieses „Taschenbuch“ und fischte es aus der Jackentasche. Es war ein Buch von irgendeinem Arthur Schnitzler,„Flucht in die Finsternis“. Und da erinnerte ich mich auch schon daran, was mir einst Doktor Pešek gesagt hatte. Während des Protektorats wohnten in diesem Haus ganz schön viele Deutsche. In den letzten Kriegstagen jedoch, als schon die Malinowski-Armee Brünn überrannte, verschwanden alle Deutschen aus den Wohnungen im Haus. Also hatten sie sich im Untergrund nicht nur vor den Bombardierungen und dem Beschuss des Stadtzentrums, sondern wahrscheinlich auch vor den russischen Streifen versteckt, die zusammen mit den selbsternannten Revolutionsgarden die Stadt durchkämmten und „säuberten“. Warum dann jedoch alle den Keller verließen und wo und wie sie endeten, weiß nur der Herrgott. Eines steht jedenfalls fest, sie hatten damit gerechnet zurückzukommen und ihren Besitz deswegen in dem Kellergewölbe gelassen und deswegen auch den Eingang in den unterirdischen Raum sorgfältig zugemauert, ihn sozusagen versiegelt.
    Also nochmals: Nennt man das nur Koinzidenz oder

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