Das Versprechen des Architekten
was erzähle ich da. Nur, wie sonst erkläre ich mir dann, dass ich sogar eine Mischmaschine dorthin gebracht habe? Und dass ich dieses schwere Unikum in der Nacht aus dem Auto in den Keller rüberschleppte und dieses Ungeheuer, das einer steinernen Birne aus einem Garten von Riesen glich, dort die steile Treppe hinunterzog mit dem Risiko, dass ich einen ungeschickten Schritt tun und sie mir entgleiten würde und wir, wenn ich ihr dann nachspringen würde, beide hinuntersegeln würden in liebevollerUmarmung. Und um sie aus meinem Kellerabteil weiterzubekommen, hatte ich den Eingang in den Untergrund verbreitern müssen, und da rede ich schon gar nicht mehr vom Lärm dieser Mischmaschine, die vielleicht das ganze schlafende Haus in Vibration versetzte, sodass die Träume dieser Unglücklichen hier wahrscheinlich voller sich windender Wale waren.
Aber wenn ich nicht vorhatte, eines einzigen Stasimannes wegen diese ganze unterirdische Kathedrale elektrisch zu beheizen, blieb mir nichts anderes übrig, als den Raum um den goldenen Käfig abzusondern, eine Art größere Gefängniszelle um ihn herum zu schaffen. Ziegel in die Hand zu nehmen und Mörtel zu mischen, war nicht gerade mein tägliches Brot. Zwischen den Arbeiten am Bau und mir hatte es immer eine Art Trennwand gegeben: Sofern ich überhaupt den Fuß vor die Tür setzte, um eine Baukontrolle zu machen, überwachte ich immer nur die, die den Bau überwachten, ich war immer nur der Überwacher der Überwacher. Richtig, in den vergangenen Monaten war ich auf der Baustelle wie zu Hause gewesen. Diese großen Wohnblöcke in der Botanická waren unter meiner tagtäglichen Beteiligung entstanden. Ich war mit allen Maurern und Polieren dort gut bekannt, als würde ich zu ihrer Partie gehören. Tagsüber in der Botanická, nachts im Untergrund, wo ich nicht einmal einen Helfer hatte, der mir die Ziegel zugereicht hätte. Sicher habe ich auch dabei übertrieben, ich rackerte mich ab wie ein Pferd. Aber es war eine Methode, um nicht die ganze Zeit an mein Schwesterchen zu denken, an ihre letzten Tage und daran, was mit ihr dort tatsächlich passiert war.
Ursprünglich hatte ich eine anderthalb Stein starke, also eine Umfassungsmauer rundherum aufstellen wollen, etwas betreten jedoch machte es mich doch, dass ich einer unterirdischen Zelle wegen so viel Material ankarrte, als hätte ich vor, eine ganze unterirdische Stadt zu bauen. Schließlich wählte ich einen ökonomischen Ziegelverband: bei einer kleineren Menge von Ziegeln die gleichen Wärmeeigenschaften. Und bei den Hohlräumen wechselte ich zwischen solchen, die ich leer ließ, und solchen, die ich mit Schlacke füllte.
Während die Mischmaschine ihr Werk tat, saß ich neben einem Haufen Ziegel und überprüfte sie sorgfältig. Ziegel mit Rissen und sogar solche mit Haarrissen sortierte ich aus, weil sie die Feuchtigkeit hier noch mehr aufsaugen würden, und auch Ziegel mit tiefere Absplitterungen verursachenden Kalkeinschlüssen, die – besonders in diesen Kellerbedingungen – anfällig waren für Ausblühungen. Und da hörte ich plötzlich jemanden hinter meinem Rücken, jemand rief mir etwas zu. Ich erschrak und drehte mich schnell um. Es war Doktor Pešek, vom Stockwerk unter mir. Ich verstand nicht, was er in der Nacht jetzt hier suchte, begriff jedoch augenblicklich, dass ich das nicht einfach so belassen konnte. Von Überlegung kann man eigentlich gar nicht sprechen: Ich handelte automatisch, also keineswegs auf der Basis von Reflexion, sondern reflexartig. Ich sprang auf und griff in eine Nische in der Steinwand, wo ich ein Fläschchen mit Chloroform und Putzwolle aufbewahrte. Und sprintete auf den lieben Doktor Pešek zu, umarmte ihn von hinten unddrückte ihm die Putzwolle aufs Gesicht. Er wehrte sich, wand sich in meinen Armen, wurde dann aber plötzlich weich und fiel ab. Ich fasste ihn unter den Armen, zog ihn zum Käfig, und dort zog ich ihn dann hinauf und lehnte ihn an das Sofa mit Leutnant Láska. Sicherheitshalber jedoch verabreichte ich ihm eine weitere Dosis.
Es stand außer Zweifel, dass ich nicht anders handeln konnte. Er hatte zu viel gesehen, und trotz bester nachbarschaftlicher Beziehungen und des Umstands, dass meine Frau sich wirklich vorbildlich um sein Gebiss kümmerte und er uns folglich zugetan war, war kein Verlass darauf, dass das, was er gesehen hatte, nicht in seinem Kopf zu arbeiten anfinge und dass meine Erklärungen ihn überzeugen würden, dass alles in Ordnung und dieser
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