Das Versprechen des Architekten
zu einer Zeit, als bereits feststeht, dass alles bald den Bach runtergehen wird und ich enden werde wie mein Schwesterchen und dass die Bullen den von mir entdeckten Keller wahrscheinlich mit ihrem Polizeiposten verbinden und ihn als eine Art Bereitschaftskasematte verwenden werden.
Aber bevor ich mir alles, was ich soeben erlebt habe, ein wenig ordnen kann im Kopf, ist schon wieder die nächste Fortsetzung da. Nicht einmal nach dem alarmierenden Malheur mit Doktor Pešek habe ich es für nötig erachtet, die Tür in den Keller abzuschließen, als würde ich den nächsten nächtlichen Besucher direkt herbeisehnen. Und schon ist er da. Ich drehe mich von Neuem um, flink wie ein Kreisel, um jetzt das lächelnde Gesicht eines weiteren Gastes zu sehen.
Aber wir kennen uns doch, spricht dieses Herzchen mit schlecht gebundener Krawatte. Wie klein doch Brünn ist! 12. Juni, Sedlák-Gasse, der Antiquitätenladen im Souterrain! Sie haben dort diesen Bärenkäfig gekauft. Ich habe Ihnen geholfen, ihn aufzuladen. Erinnern Sie sich? Und Sie haben mich dann mit einer kubanischen Zigarre beschenkt. Die Zigarre war exquisit, und ich habe sie mirnach einem ebenso exquisiten Liebesakt gegönnt. Keine Angst, ich werde Ihnen jetzt nicht den Namen meiner Beischläferin anvertrauen.
Dann tritt er näher an den Käfig heran und lächelt immer noch allerliebst und zeigt auf die Insassen: Schau an, der Herr, der dort liegt, ist zweifelsohne Leutnant Láska, den die Kollegen schon einige Zeit lang peinlich vermissen. Und in dem sitzenden Herrn kann ich leider niemanden erkennen, den ich vielleicht kennen müsste. Was mich daran erinnert, dass ich mich Ihnen vorstellen sollte. Ich bin Unterleutnant Kočí, bis vor Kurzem noch Privatdetektiv desselben Namens. Ich bin gekommen, Sie wegen Entführung von Leutnant Láska zu verhaften. Aber versuchen Sie keine Tricks mit mir, Herr Architekt. Sollten Sie Widerstand leisten, wären Sie schlecht beraten.
Nur dass Unterleutnant Kočí keinen blauen Dunst davon hatte, in was für einer Verfassung ich mich gerade befand, und dass es mir schon schnurzegal war, ob er mich jetzt auf der Stelle erschießen oder ob ich in den Knast gehen und dort verrecken würde. Er hatte daher nicht erwartet, dass ich wie eine Kanonenkugel (oder wie ein Kugelblitz?) lossausen und ihn zu Fall bringen würde. Der Sturz betäubte ihn für eine Weile, und als er zu sich zu kommen begann, fütterte ich ihn mit ein bisschen Chloroform.
Ach, och, seufze ich, sperre den Käfig auf, nehme den Leutnant hübsch unterm Arm, ziehe ihn hinein und platziere ihn vor Leutnant Láskas Beine und gleich neben Doktor Pešek. Dann trete ich noch ein Stück zurück und betrachte aus der Distanz dieses Stillleben, kehre zurückund arrangiere alles noch ein wenig. So, und jetzt sitzt es endlich.
Wie auch immer die Sache in den nächsten Tagen ausgehen sollte, heute kann ich mit meinem Werk zufrieden sein und es ruhig unterschreiben.
(Ich entschuldige mich zum letzten Mal: Pešeks Freundin heißt doch Veronika!)
(Aber nein, wie peinlich. Klára!)
DRITTER TEIL
UND ES IST SO WEIT, SPRACH DOKTOR ŠTEFL, DIE BOTEN SIND EINGETROFFEN,
und ich wusste, dass er mit den Boten die Schwangerschaftskontraktionen meinte, die die nahende Geburt ankündigen, und wenn er behauptet, sie seien schon eingetroffen, bedeutet dies, dass der Geburtsvorgang eingeleitet ist, heute Morgen ist ja auch schon das Fruchtwasser abgegangen – Gnädigste geruhen also schon einmal bei einer Geburt zugegen gewesen zu sein? – ja, sagte ich, bei meiner Schwester, aber das war noch Ende des Krieges, wir wohnten damals in der Jezuitská ulice, und auf die benachbarte
Geißgasse
, sprich Kozí, sind ein paar Bomben gefallen, ist das ein Getöse gewesen, Doktor, das können Sie sich nicht vorstellen – doch, kann ich, Alžbětka, ich habe in der Křenová gewohnt, und dort haben unsere lieben Alliierten auch was hingeworfen, Sie haben also bei einer Geburt assistiert? – tun musste ich gar nichts, die Geburt lief von alleine ab, aus meiner Schwester purzelte ein kerngesunder Bub heraus, und draußen hat es dazu vom Himmel Eisen, Feuer und Rauch geregnet, eine derart herrliche Kanonade eines auf die Welt kommenden Lebens wegen – nun gut, unterbrachmich Štefl, Sie haben schon eine Geburt erlebt, dann helfen Sie mir jetzt, laufen Sie und bereiten Sie Frau Modráčková vor, entleeren Sie ihr die Blase und geben Sie ihr ein Klistier, dann rasieren und waschen Sie sie
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