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Das Versprechen des Architekten

Das Versprechen des Architekten

Titel: Das Versprechen des Architekten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm Braumüller <Wien>
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nicht zum Beispiel der Voyeurismus mit einem Teleskopfernrohr – dass Sie sich nicht schämen, Frau Alžběta, sagte er beleidigt und schritt von dannen, also Leutnant Láska hat uns entschieden nicht im mindesten überrascht, als er die Frucht seines Lebens bar von Interesse anschaute wie ein Krebs einenRechtschreibfehler im Wort Sauersuppe, der ehemalige Buschauffeur Kučera schlug vor, wir sollten Láska das Kind in den Arm legen, weil der direkte Kontakt mit dem Neugeborenen in Láska vielleicht den Vaterinstinkt wecken würde, wir waren alle dagegen, weil wir nicht wissen konnten, was das mit Láska anstellen würde, und hauptsächlich und vor allem, was er mit dem Kind anstellen würde, Pater Klenovský ist schon ganz heiß auf die Taufe und bemüht sich, der Frau Architekt den Vornamen ihres Söhnchens abzupressen, weil man ohne Namen irgendwie schlecht taufen kann, in dem Moment dann jedoch, als er es schon aufgibt und uns zu bestürmen beginnt, wir sollten alle dazu beitragen, wir sollten uns auf einen Namen einigen, genau in diesem Moment kommt die Frau Architekt zu sich und sagt beziehungsweise gluckst eher ein Wort, das wir zuerst für einen lauten Seufzer hielten, aber die Blumenverkäuferin Zuzana beugte sich über sie, ja kniete sich sogar hin zu ihr und hielt ihr Ohr hin und forderte sie auf, es zu wiederholen, und siehe da, es war der Name Eda, also Eduard, ja, jeder von uns hat hier sein recht bequemes Appartement, auf den Händen aber auch Blasen, wie wir fast alle solidarisch zum Bau des Hauses beigetragen haben, das sich lange hinzieht durch diese lange Höhle wie Dysenterie, wie Typhus, wie Wochenbettfieber, und alle haben wir Blasen am Gehirn, wie wir in diesen ersten Wochen grübelten, wie wir durchbrennen, wie wir von hier abhauen, wie wir Modráček beikommen würden, zu der Zeit stand da noch nichts, nur eine Mauer rund um den goldenen Käfig herum, und wir kampierten hier wie Kolonisten auf derSchwelle eines neuen Landes, wie die Pilgerväter, wir schliefen auf schon verfaulenden Strohsäcken und auf Klappsofas und Holz- und Eisenbetten und sogar auf Matratzen auf dem Boden, auf all dem, was von den Deutschen zurückgeblieben war, die sich hier angeblich vor den Rotarmisten versteckt hatten, und alle haben wir auf der Seele Blasen, davon, wie wir es schließlich haben akzeptieren müssen, dass wir hier würden leben müssen, buchstäblich unter den Füßen der dahineilenden und herumbummelnden Fußgänger, unter jener Welt, in der wir alle unsere wirklichen Zuhause, Freunde, Lieben haben, Modráček lud uns zur Feier von Eduards Geburt am Abend in das, was er hier die Aula nennt, der Architekt selber trinkt nie, weil der Arme immer auf der Hut sein muss, dass nicht einer von uns die Gelegenheit ausnützt, dass unsere Rebellen ihn nicht zu Fall bringen, dass ihn keiner überwältigt, also erhob er sein Glas mit reinem Wasser, während wir uns Champagner aufgemacht hatten, teuren Champagner noch von irgendwoher vom Schwarzmarkt, der dort oben angeblich heute noch seine Abonnenten hat, der Herr Architekt hielt eine kurze Rede, wir sollten die Geburt des ersten Kindes als freudiges Signal dessen begreifen, dass wir hier unser neues Schicksal als Passagiere der Arche Noah bereits angenommen hätten, und Dan Kočí reagierte darauf gleich halblaut – es lebe das Kind eines wahnsinnigen Stasimanns und von Modráčeks geistesgestörter Frau! –, Modráček tat so, als hörte er es nicht, er beendete seinen Toast ohne Rücksicht darauf, dass ein paar der Rebellen provokativ den Inhalt ihrer Gläser auf den Boden gossen, aber gleichnach dem Toast meldete sich Pater Klenovský zu Wort – seien Sie nicht böse, Herr Architekt, aber Sie gehen zu weit, wenn Sie sich auf die Arche Noah berufen, wenn Sie so auf die Bibel pochen, egal wie Sie uns diese Wirklichkeit hier beschönigen, Tatsache ist, dass wir da in einem Gefängnis sind, das, zugegebenermaßen, nur eine Tasche in der Gefängnisjacke des weit größeren Gefängnisses ist, in welches das ganze tschechische Volk geworfen worden ist, aber wir können wohl ein Gefängnis im Gefängnis nicht als Enklave der Freiheit sehen, sofern wir nicht Hegels Negation der Negation akzeptieren, die Geburt eines Kindes würde ich daher als ein etwas anderes Signal auffassen, auch wenn wir wohl oder übel akzeptiert haben, dass wir eine gewisse Zeit hier verbringen werden, bedeutet das nicht, dass Sie das Recht haben, hier auch ein Kind gefangen zu halten, so

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