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Das Versprechen Des Himmels

Titel: Das Versprechen Des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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Pfeilers, als er sich setzte.
    »Geht es dir gut, Papa?«
    »Ja - ja.« Er zwang sich zu einer Antwort. »Nur ein wenig müde. Laß mich hier am Pfeiler sitzen. Unterhalte du dich mit deiner Freundin. Mir geht es gut.«
    Eine kurze Weile fühlte er noch ihre Nähe, dann wurden die leichten Schritte auf den Planken leiser. Bald hörte er die Mädchen sich unterhalten und hell lachen.
    Wellen schlugen gegen den Fuß des Pfeilers, ein Fischerboot näherte sich, Masten krängten, und Segel flatterten, als die Landzunge den Wind abschnitt. Ein Mann rief zum Strand hinüber. Lalo fühlte den Landungssteg erzittern, jemand lief, um das Schifftau zu fangen und es festzumachen. All das waren bekannte Geräusche - er versuchte, sich genau vorzustellen, was jetzt geschah, wie man die Segel einholte, an den Trossen zog und das Boot sauber längs zum Steg brachte. Aber er konnte sich nicht erinnern.
    Er barg das Gesicht in den Händen. Wie oft war er hierher gekommen, um zu denken, manchmal aus Freude, aber auch aus Verzweiflung? Warum hatte er sich nie bemüht, wirklich zu sehen, was um ihn vorging, anstatt seinen eigenen Gedanken nachzuhängen, bis er müde wurde oder Gilla kam, um ihn nach Hause zu holen?
    Seine Gedanken wanderten zurück zur Zeit seiner größten Qualen (bis jetzt), als Enas Yorls Gabe zum Fluch geworden war, vor dem es kein Entrinnen zu geben schien. Lalo erinnerte sich an den Tag, als er in Freistatts dreckiges Hafenwasser gestarrt hatte. An diesem Tag war er bereit gewesen, sich hineinzustürzen, hätte er nicht all die Scheußlichkeiten gesehen, die darin herumtrieben.
    Aber jetzt kannst du nicht sehen, was dort im Wasser treibt...
    Waren die Worte, die er dachte, seine eigenen? Sanft, o wie sanft die Wellen schwappten - sie klangen beruhigend, wie ein Wiegenlied. Er drehte sich ein wenig, sein Kopf neigte sich dem Wasser zu, er lauschte.
    Sanft schaukeln, friedvoll dahintreiben - bald änderten sich die Gezeiten, und alles Zerbrochene, Nutzlose, das in die Bucht geworfen wurde, trieb hinaus ins Meer. Das Gewicht seines Kopfes zog ihn nach unten - feuchte Luft kühlte die straffe Haut seiner Stirn. Wie leicht es wäre, sich fallen zu lassen. Wenn die dunklen Wasser sich über ihm schlossen, war es gleichgültig, ob er sehen konnte.
    Er ließ den Atem mit einem langen Seufzen entweichen, erlaubte sich nicht, nachzudenken, er wollte nur Kühle, Dunkelheit, Ruhe.
    »Papa, Papa! Paß auf!« Kräftige Finger rissen ihn zurück. Einen Augenblick lang sträubte er sich. »Papa, hast du geschlafen? Du wärst beinahe ins Wasser gestürzt!«
    Lalo schüttelte verzweifelt den Kopf. Er hätte es fast geschafft! Er mühte sich, auf die Beine zu kommen, und machte einen Schritt vorwärts, dann hielt er verwirrt inne. In welcher Richtung war das Wasser?
    Latillas dünne Arme legten sich um ihn. »Es ist in Ordnung, Papa. Die Richtung stimmt. Ich lasse dich nicht hineinfallen!«
    Das Wasser lag nun hinter ihm. Alles, was er tun müßte, war sich umdrehen und springen - er fühlte Nässe auf seiner Hand. Latillas Tränen. Ein Sprung und es wäre überstanden, aber nicht für sie. Das Kind würde sich immer schuldig fühlen, auch wenn sein Tod wie ein Unfall ausgesehen hätte. Latilla glaubte, sie habe ihn gerettet. Lalo konnte sich nicht vor ihren Augen töten.
    O meine Kleine - dachte er, und hielt sie im Arm, wenn du mich nur freigeben würdest...
    Er ließ sich von Latilla nach Hause führen, versuchte gar nicht sich vorzustellen, welchen Weg sie nahm, ließ ihr munteres Geplauder dahinplätschern, ohne Antwort zu geben. Das Haus war erfüllt mit dem würzigen Aroma gebratenen Huhns, als sie eintraten, aber nicht einmal die Erleichterung in Gillas Stimme, als sie mitteilte, der Prinz habe Lalo eine Pension gewährt, konnte ihn aufheitern. Er sagte, er sei müde vom Spaziergang, und legte sich nieder, mit dem Gesicht zur Wand.
    Darios atmet langsam und tief, er versucht die Panik unter Kontrolle zu bringen, indem er sich vor Augen hält, daß er die Luft im Raum nicht aufbrauchen wird. Das Wasser, das von den
    Wänden tropft, beweist, daß das Gewölbe nicht länger hermetisch verschlossen ist. Das mußte der Grund für sein Erwachen sein - selbst die Magie, die diesen Ort schuf, hat zu verfallen begonnen.
    Aber nicht gänzlich. Die Zaubersprüche, welche die Türen verschlossen und verbargen, halten und wirken noch. Darios' Fingerspitzen schmerzen vom Betasten des rauhen Steins. Er hat sogar ein wenig seiner

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