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Das Versprechen des Opals

Das Versprechen des Opals

Titel: Das Versprechen des Opals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley
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alt genug, um zu verstehen, was ich meine. Die Welt ändert sich, und du bist noch jung genug, um das Beste draus zu machen.« Mit ihrer rauen Hand strich sie Kate eine dunkle Haarsträhne aus dem Gesicht. »Du bist achtzehn – älter, als ich war, als ich dich geboren habe. Du darfst nicht den gleichen Fehler machen wie ich und glauben, dass dasLeben nichts weiter zu bieten hat. Auf deinen Schultern sitzt ein kluger Kopf, Kate. Vergeude deinen Verstand nicht!«
    »Ich weiß, dass wir es nicht leicht haben«, stammelte Kate. »Aber wenn ich erst wieder in der Gerberei arbeiten kann, wird das zusätzliche Geld uns helfen.«
    »Davon rede ich nicht«, fuhr Finola sie an. »Du musst Irland verlassen. Fahr übers Meer – und weiter, wenn du Lust hast. Bleib nicht hier, wo du nur verrottest wie wir andern, Kate, denn für uns Katholiken wird es hier nicht besser.«
    Kate verspürte ein erregendes Kribbeln, aber auch einen Anflug von Angst. Die Zimmerchen hier in dieser Dubliner Gasse waren alles, was sie kannte. Ihre Familie zu verlassen, übers Meer zu fahren und unter Fremden ein neues Leben zu beginnen, das war ein Gedanke, den sie nie ernsthaft in Betracht gezogen hatte – bis jetzt. Nun bekam ihre Phantasie Flügel. Von Amerika und von den neuen Kolonien in Australien hatte sie schon gehört; es gab Familien, deren Söhne und Töchter sich dort hingewagt hatten und Geld nach Hause schickten. Sie hatte den Geschichten von den endlosen Weiten gelauscht, von der Luft, die so rein und frisch war, dass einem die Lunge wehtat, von den Möglichkeiten, die sich in diesen fernen Gegenden boten, wo Herkunft und Religion niemanden daran hinderten, sein Glück zu machen.
    Aber die Vernunft sagte ihr, dass sie nur träumte. Langsam schüttelte sie den Kopf. »Ich weiß nicht …«
    Finola legte die Hand auf den Arm ihrer Tochter. Ihre Stimme war leise, aber der eindringliche Ton war nicht zu überhören. »Mach dir klar, wie deine Zukunft aussieht, wenn du bleibst«, flüsterte sie. »Mord und Totschlag auf der Straße, ein Haus, das du mit drei Familien teilst, kein Geld. Wenn du hier bleibst, sitzt du in der Falle. Du kriegst jedes Jahr ein Baby, und deine Seele zerfällt zu Staub.«
    Sie schüttelte den Kopf. In ihren dunklen Locken schimmerten die ersten grauen Strähnen, als sie sich zu ihren schlafenden Kindern umdrehte. »Ich möchte, dass du mehr bekommst als das hier, Kate.«
    Kate betrachtete ihre Geschwister. Sie lagen dicht nebeneinander wie Heringe auf einer Platte, und sie wusste, dass die Matratze bis zum Morgen durchnässt sein würde. Sie holte tief Luft, und zum ersten Mal bemerkte sie, wie feucht und verkommen die beiden Kammern unter dem Dach des dicht bevölkerten Hauses waren. Im neuen Licht der Verheißung wurde ihr das durchdringende, überwältigende Gemisch der Gerüche von ungewaschenen Körpern und schalen Kochdünsten plötzlich bewusst, das den Schmutz der Armut und den scharfen Gestank uringetränkter Windeln und Wolldecken überlagerte. »Aber wie –«
    »Ich habe nicht nur untätig herumgelegen«, sagte Finola in einem munteren Ton, der jedoch nicht über ihre Müdigkeit hinwegtäuschen konnte. »Ich habe ein Wörtchen mit Father Pat gesprochen, und es gäbe da eine Pfarrhausstelle in Liverpool.«
    Kate schaute ihre Mutter an, und die Hoffnung besiegte ihre Angst vor dem Unbekannten. »In Liverpool?« Das waren nicht die Kolonien, aber dennoch war sie noch nie so weit gereist.
    »Sie brauchen dort eine Haushälterin.« Finola legte den Arm um die Taille ihrer Tochter. »Die Arbeit ist leichter als in der Gerberei, und du bekommst drei Mahlzeiten am Tag. Ein guter Anfang für ein neues Leben, fern von hier.«
    Kate starrte aus dem Fenster auf das feuchte Kopfsteinpflaster vor dem Haus. Es war, als habe es das Mädchen dort unten nie gegeben; da war keine Spur von ihm und niemand, der trauerte. Der Mörder war längst fort, ein anonymes Gesicht in der Finsternis verlorener Hoffnungen, die diese Gassen erfüllte.Sie wandte sich zu ihrer Mutter um und sah die Erschöpfung in ihren Augen und in den tiefen Falten um den Mund. Jawohl, entschied sie. Es war Zeit zu gehen, wenn sie noch etwas aus ihrem Leben machen wollte.
    Die Frauen waren durchnässt, die Säume ihrer Röcke aus selbst gewebtem Tuch schwer von dem Schlamm, in dem sie standen und auf Maureen warteten. Ihre Blicke waren finster, ihre Münder schmal vor Wut. In wortloser Eintracht umringten sie sie.
    Maureen bemühte sich, ihre Angst zu

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