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Das Versprechen des Opals

Das Versprechen des Opals

Titel: Das Versprechen des Opals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley
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tonlos. »Wir haben diese Diskussion schon öfter geführt, und ich habe nicht die Absicht –«
    Sir Oswald explodierte. »Du wirst verdammt noch mal tun, was man dir sagt, du Grünschnabel!« Er schlug mit der Faust auf den Eichentisch, dass die Gläser klirrten. »Ich nehme diesen Unfug nicht länger hin. Du bist es deiner Familie schuldig, eine Lauf bahn einzuschlagen, und wenn du dich weigerst, dir selbst etwas auszusuchen, hast du dich meinen Wünschen zu fügen.«
    Henry erhob sich vom Tisch. Alle Farbe war aus seinem Gesicht gewichen, und ein tiefer Zorn ließ ihn beben. »Ich habe mich immer bemüht, dir zu Gefallen zu sein, Vater, aber das ist anscheinend nicht möglich. Ich weiß, dass ich dir und Mutter verpflichtet bin, aber ein Leben in der Armee oder in der Kirche ist nichts für mich.« Er holte tief Luft. »Ich habe ein Talent – und zufällig bin ich davon überzeugt, dass mich dieses Talent zu etwas wirklich Lohnendem führen wird, wenn man mir erlaubt, es auszuüben. Aber das kann ich nicht, wenn ich auf irgendeinem ausländischen Schlachtfeld bis zum Hals in Schlamm stecke, gespickt von den Speeren der Eingeborenen.«
    »Talent!« Die buschigen Brauen hoben sich verblüfft und senkten sich dann wieder düster über glühenden Augen. »Papperlapapp! Du glaubst den Worten eines verzärtelten so genannten Künstlers und bildest dir tatsächlich ein, du könntest deinen Lebensunterhalt auf diese Weise bestreiten? Quatsch!« Wieder klirrten die Gläser, und die Kerzen flackerten, als dieFaust wiederum auf den Tisch schlug. »Du bist zweiundzwanzig Jahre alt. Es wird Zeit, dass du erwachsen wirst.«
    Henry trat hoch erhobenen Hauptes vom Tisch zurück und reckte entschlossen das Kinn vor. »Ich bin erwachsen genug, um zu wissen, dass ich niemals ein Soldat oder Geistlicher sein werde«, sagte er steif. »Und was den Künstler betrifft, den du so verächtlich abtust, so ist er soeben von Ihrer Majestät beauftragt worden, ihr Porträt zu malen.«
    Er verschränkte die Hände hinter dem Rücken, um das Zittern zu unterdrücken, und starrte seinem Vater entschlossen ins Gesicht. »Thomas hat den Beruf des Politikers ergriffen; das war seine Entscheidung. Du hast dein Geld mit Baumwollspinnereien und Zechen verdient. Ich möchte meinen eigenen Weg gehen. All das hier« – er deutete mit weiter Gebärde in den getäfelten Raum, auf Kristall und feines Eichenholz –, »all das hier wird niemals mir gehören, und als jüngerer Sohn muss ich meinen eigenen Weg gehen dürfen. Warum kannst du mich nicht so akzeptieren, wie ich bin, und es dabei belassen? Dies ist ein alter Streit, und ich habe ihn mehr als satt.«
    »Wie kannst du es wagen?« Sir Oswald war puterrot angelaufen, und in seinen grauen Augen blitzte stählerne Wut. »Ich hätte gute Lust, dir eine Tracht Prügel zu verabreichen«, schnarrte er.
    Henry knirschte mit den Zähnen, und nur das Zucken in seiner Wange ließ seine Wut erkennen, mit der er sich an die schrecklichen Schläge erinnerte, die er als Junge von seinem Vater bekommen hatte. »Ich bin kein Kind mehr, Vater«, sagte er eisig. »Du kannst mich nicht mehr durch Prügel gefügig machen.«
    »Geh mir aus den Augen!«, brüllte Sir Oswald.
    Henry verspürte einen Moment lang den Drang, seinem Vater von Maureen zu erzählen, aber Sir Oswald brannte aufeinen Streit, und es hatte keinen Sinn, noch mehr Öl ins Feuer zu gießen. Ohne ein weiteres Wort verließ Henry das Zimmer.
    »Schaff deinen Arsch hier raus, Paddy Dempster, und komm erst wieder, wenn du nüchtern bist!«
    Eine kräftige Hand versetzte Paddy einen Stoß in den Rücken, sodass er über die Türschwelle des Dubliner Pubs stolperte. Er konnte sich kaum auf den Beinen halten, und nur der Arm, den das Mädchen um seine Taille geschlungen hatte, bewahrte ihn vor einem Sturz in die Gosse. Es war nicht das erste Mal, dass er aus einer Wirtschaft hinausgeworfen wurde, und mit seinen neunundzwanzig Jahren rechnete er nicht damit, dass es das letzte Mal sein würde. Das viele Bier, das er getrunken hatte, forderte seinen Tribut: Er musste sich übergeben, und das Erbrochene besudelte seine Stiefel und die Hosenaufschläge, ohne dass er darauf achtete.
    »Dann geb ich mein Geld eben anderswo aus!«, schrie er und wischte sich mit dem Ärmel über den Mund. »Von deinem stinkigen Ale muss ich sowieso kotzen.«
    »Du musst aber Glück haben, wenn dir noch irgendeiner was gibt, du besoffenes Schwein«, gab der Wirt zurück und schlug

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