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Das Versprechen des Opals

Das Versprechen des Opals

Titel: Das Versprechen des Opals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley
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Wir haben keinen Corral vorbereitet, und wir würden sie niemals kriegen, die Saubande.« Er legte einen Finger an die Hutkrempe und wurde rot. »Entschuldigen Sie die Ausdrucksweise, Ma’am.«
    Miriam hatte längst vergessen, was sie in dem Institut für junge Damen gelernt hatte, und wusste deshalb nicht, wie sie reagieren sollte. Also wandte sie ihre Aufmerksamkeit wieder den Brumbys zu.
    Der Leithengst hob den Kopf vom Wasser und schnupperte.Er war ein prächtiger Palomino mit karamellfarbenem Fell; Mähne und Schweif leuchteten wie Platin. Er blähte die Nüstern und legte die Ohren an. Mit schrillem Wiehern warnte er die andern, bäumte sich auf, wendete mit tänzerischer Anmut und trieb seinen Harem zusammen, bevor die ganze Herde davonjagte. Starke Muskeln schimmerten im Licht der frühen Morgensonne, und Mähne und Schweif wehten wie flüssiges Silber hinter ihm, während Stuten und Fohlen mit donnernden Hufen davonstürmten. Eine mächtige Staubwolke erhob sich und legte sich wie ein Vorhang zwischen die Beobachter und ihre Beute.
    »Wie sollen wir sie je einfangen?« Miriam war hingerissen von der beinahe sinnlichen Geschmeidigkeit, mit der dieser Hengst sich bewegte. Gleichzeitig behagte ihr der Gedanke nicht, ein solches Tier zu fangen und zu zähmen.
    Edward rückte seinen Hut zurecht, und seine Augen blitzten amüsiert. »Wird nicht leicht werden«, gab er zu. »Mustangs halten nicht viel davon, sich fangen zu lassen. Der Hengst hat sie wahrscheinlich schon meilenweit geführt.« Er nahm den schweißfleckigen Stetson ab und wischte sich mit dem Ärmel über die Stirn. »Aber Pferde müssen saufen. Ich schätze, die kommen noch früh genug zurück, Ma’am.«
    Sein Lächeln brachte ihren Puls zum Rasen, und sie schaute weg. Bei diesem Mann musste sie auf der Hut sein. Er sah viel zu gut aus und wusste viel zu genau, welche Verwirrung er bei ihr anrichtete. Ihre Unerfahrenheit konnte sie in Schwierigkeiten bringen.
    Sie brauchten den ganzen nächsten Tag, um unterhalb eines Höhenkamms einen Corral anzulegen. Die nächste Wasserstelle war nur fünf Meilen weit entfernt, und das offene, ebene Land bot sich zum Galoppieren an. Zugleich gab es genug Bäume, die ihnen Deckung boten. Am Ende hatten sie einengroßen Pferch, der an einer Seite im Handumdrehen mit verschiebbaren Balken geschlossen werden konnte. Auf die beiden äußeren Seiten des Corrals zulaufend wurden Zaunpfähle in den Boden gerammt, an die Streifen eines Baumwollgewebes genagelt wurden.
    Am nächsten Morgen brachen sie zwei Stunden vor Sonnenaufgang das Lager ab. Es war frostig, und Miriam war gespannt wie ein überdrehtes Uhrwerk, als sie ihr Pferd sattelte und mit den andern zum Billabong ritt.
    Edward Strong hatte alle sorgfältig instruiert, und als der Himmel heller wurde, waren sie über mehrere hundert Yard ausgeschwärmt, gegen den leichten Wind. In der Deckung eines spärlichen Gehölzes warteten sie mit wachsender Nervosität, während ihr Atem gespenstergleich durch die Luft wehte. Plötzlich tauchten zwei Einjährige, ein Fohlen und zwei Stuten aus den Schatten auf.
    »Können wir sie jetzt nicht einfangen?«, flüsterte Miriam.
    Edward legte einen Finger an die Lippen. Er schmiegte sich an den Hals seines Pferdes, getarnt wie sie alle in den schwankenden Schatten der Bäume. »Abwarten.« Er formte das Wort lautlos mit den Lippen.
    Zerknirscht beugte Miriam sich über den Hals ihres Ponys und war still. Ihr Puls raste, und ihre Hände in den Reithandschuhen waren feucht. Sie bemühte sich, den Mann neben sich zu ignorieren, und beobachtete die Pferde.
    Da kamen sie, eins nach dem andern in einer ordentlichen Reihe, wie Frauen, die in die Kirche gingen. Mehrere hübsche Fohlen waren dabei, ein paar Stuten und der Palomino-Hengst. Eine Familiengruppe, denn der Hengst hätte die männlichen Fohlen verjagt, wenn es nicht seine eigenen wären. Sie tranken durstig, und immer mehr Gruppen gesellten sich dazu. Planschend und hufescharrend tranken sie, bis sie dicke Bäuchehatten. Als sie sich satt getrunken hatten, blieben sie gelassen da und rupften am Laubwerk, ohne etwas von ihrem Publikum zu ahnen.
    Da knallte Edwards Peitsche. »Jiii-haah!«, schrie er.
    Erschrocken donnerten die Wildpferde davon, und der Hengst zwickte die Stuten ins Hinterteil, um sie anzutreiben.
    Die andern Treiber stimmten in Edwards Rufe ein und knallten mit den Peitschen. Die Jagd war im Gange. Der Hengst galoppierte in eine andere Richtung, als die

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