Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Versprechen des Opals

Das Versprechen des Opals

Titel: Das Versprechen des Opals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley
Vom Netzwerk:
Männer es haben wollten, und der Treiber auf dieser Seite spornte sein Pferd zu einem rasenden Galopp, um ihm den Weg abzuschneiden und die Führung zu übernehmen. Alle wussten: Wenn er es nicht schaffte, hatten sie die Herde verloren. Denn wenn der Hengst durchbräche, würden die anderen Tiere ihm folgen.
    Zu Miriams Empörung betrachtete man sie als Greenhorn; deshalb musste sie inmitten von Staub und Hufgedonner hinter der Herde hergaloppieren, um Nachzügler einzufangen. Der Hut wehte ihr vom Kopf, und ihr Haar löste sich und flatterte hinter ihr her. Erregung durchströmte sie, und sie wurde eins mit dem Wind und der donnernden Herde.
    Der Flügelmann ritt nun Kopf an Kopf mit dem Hengst und drängte wie andere Treiber das Pferd in die richtige Richtung ab. Schnell näherten sie sich dem Kamm, und mit Geschrei und Peitschenknall wurden die Pferde im Höllentempo vorangetrieben. Mit angelegten Ohren, geblähten Nüstern und weit aufgerissenen Augen flogen die prächtigen Tiere über das offene Gelände, ihre Hufe und Mähnen leuchteten im Licht der Morgensonne.
    Miriam stimmte in das Gebrüll der Männer ein und machte so viel Lärm wie möglich, als rechts und links die weißen Kaliko-Streifen in Sicht kamen. Edward hatte ihnen erklärt, dass man den Tieren eine Heidenangst einjagen müsse, damit siezusammenblieben und geradewegs zwischen diesen mit Stoff markierten Flügeln in den Corral galoppierten.
    Edward zügelte sein Pferd, als die beiden ersten zwischen den Kaliko-Pfählen waren, und dann trieb er mit Miriam und den anderen auch den Rest der Herde auf den Pferch zu. Miriam war noch nie so schnell geritten wie jetzt. Sie und ihr Pferd waren erfasst vom Rausch der Jagd, und ihre Seelen schwangen im Einklang mit dem Lauf der Wildpferde.
    Sie hatten den Corral fast erreicht, als die Brumbys merkten, dass sie in eine Falle liefen. Rutschend stemmten sie die Füße in den Boden und versuchten, aus der Herde auszubrechen und zurückzulaufen. Mit wilden Augen und fliegenden Mähnen bäumten sie sich auf und rempelten einander an, wiehernd vor Angst.
    Aber zu viele Pferde drängten sich zwischen den Pfosten, zu viele Männer machten zu viel Lärm, und es gab kein Entrinnen.
    Auch Miriam schrie und knallte mit der Peitsche, während sie die Brumbys auf die offene Seite des Corrals zutrieben. Der bloße Druck der Massen schob die widerstrebenden Tiere voran, und eins nach dem anderen lief in den Pferch, wo die Boys bereitstanden. Sie schoben die Balken vor und sicherten sie mit ledernen Schlaufen.
    Miriam war atemlos vor Begeisterung und nass geschwitzt. Sie hatte ihren ersten Auftrieb erlebt, und den würde sie nie vergessen. Auf Edwards Anerkennung hoffend und auf eine Gelegenheit wartend, ihr Glück mit ihm zu teilen, schaute sie zu ihm hinüber.
    »Reitet außen herum, und versucht sie von der Umzäunung fern zu halten«, brüllte er über das Donnern der Hufe und das schrille Wiehern hinweg. »Sonst reißen sie sie noch nieder, und dann sind sie weg.«
    Als sie zu allen Seiten von menschlichen Feinden umzingelt waren, beruhigten die Brumbys sich irgendwann, und Miriam ließ sich müde aus dem Sattel gleiten.
    Edward kam herangeritten. Sein Pferd scharrte mit den Hufen im Staub, und er brüllte auf sie herab: »Nicht ausruhen! Sie wollten arbeiten, also arbeiten Sie. Steigen Sie wieder auf, bis die Mustangs sich an Sie gewöhnt haben. Sprechen Sie mit ihnen, singen Sie ihnen was vor, und sorgen Sie dafür, dass sie Sie sehen. Es ist wichtig, dass sie sich an den Anblick von Reitern gewöhnen, bevor wir sie zur Ranch treiben.«
    Miriam lief rot an, und ihre wütende Erwiderung ging ins Leere, denn er riss sein Pferd herum und ritt weiter. Sie kletterte wieder in den Sattel und nahm sich zusammen. Seiner Grobheit zum Trotz sah sie ein, dass er Recht hatte. Aber sie mussten noch mehr als eine Stunde lang um den Corral herumreiten, ehe die Brumbys sich völlig beruhigt hatten, und danach war sie so müde, dass ihr alles gleichgültig war.
    Der Auftrieb dauerte drei Tage. Miriam klammerte sich an den Sattel, entschlossen durchzuhalten. Zum Flirten oder Tagträumen fehlte ihr bald die Kraft, und wenn sie abends unter ihre Wolldecke gekrochen war, schlief sie auf der Stelle ein.
    Die Hengste wurden von der Herde abgesondert, um Kämpfe zu verhindern, und bis auf zwei wieder freigelassen. Miriam und die Männer rollten ihre Decken zusammen, packten ihre Provianttaschen und bereiteten sich auf den langen Rückweg

Weitere Kostenlose Bücher