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Das Versprechen des Opals

Das Versprechen des Opals

Titel: Das Versprechen des Opals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley
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sein.
    Sie wartete, bis sie zu Abend gegessen hatten und Kate mit dem Abwasch beschäftigt war. George saß auf der Veranda und genoss seine abendliche Pfeife. Das war ihre einzige Chance, mit ihm unter vier Augen zu reden. »Ich würde dieses Jahr gern mit den Wildpferden reiten«, fing sie an. Es war nicht ihre Art, um den heißen Brei herumzureden, und sie wusste, dass George es schätzte, wenn sie gleich zur Sache kam.
    »Viel zu gefährlich«, brummelte er, ohne die Pfeife aus demMund zu nehmen. »Beim Wildpferdeauftrieb haben Frauen nichts zu suchen. Die Brumbys treten und beißen und tanzen mit dir durch das ganze verdammte Land. Sind niederträchtige Biester, vor allem die Hengste.«
    Miriam setzte sich neben ihn. Sie hatte mit dieser Reaktion gerechnet und war darauf vorbereitet. »Ich reite, seit ich hier bin«, sagte sie mit fester Stimme. »Ich helfe beim Rinderauftrieb, bei den Desinfektionsbädern und auf den Koppeln. Du weißt genau, dass Frauen hier draußen genauso hart sind wie Männer. Wir müssen es sein.«
    Er musterte sie eine ganze Weile, während der Rauch aus seiner Pfeife wölkte. Sein Schnauzbart reichte bis auf das Stoppelkinn hinunter. Sein Gesicht war braun und runzlig wie ein Blatt im Herbst, die Arme waren sehnig und muskulös, und seine Augen funkelten humorvoll.
    »Kate hat mich schon vorgewarnt und gemeint, du würdest nicht locker lassen«, brummte er und zündete sich umständlich die Pfeife wieder an. »Wahrscheinlich hast du Recht«, sagte er dann. »Aber ich will kein Geplärre hören, und wenn du dem Zureiter in die Quere kommst, wirst du nie wieder mitreiten. Ich zahle dem Mann mehr als jedem andern hier, und ich kann mir nicht leisten, dass er seine Zeit damit verschwendet, auf dich aufzupassen.«
    Freudige Erwartung durchströmte sie; sie warf ihm die Arme um den Hals und küsste ihn auf die Wange. »Danke, George. Ich werde dich nicht enttäuschen.«
    »Lieber nicht.« Er versuchte ein strenges Gesicht aufzusetzen, aber vielleicht musste er auch daran denken, wie er zum ersten Mal beim alljährlichen Auftrieb mitgeritten war. »Kein Wort zu Kate!«, warnte er sie. »Die zieht mir das Fell über die Ohren, wenn ich dich mitreiten lasse und sie nicht.«
    »Dann lass sie doch auch mitkommen«, bettelte sie.
    George schüttelte den Kopf. »Wir kommen dieses Jahr beide nicht mit, Mim«, sagte er. »Ich werde allmählich zu alt, und Kate ist nicht so gewandt, wie sie glaubt. Und ich möchte sie nicht verlieren – nicht, nachdem ich so lange gebraucht habe, sie zu finden.«
    Miriam lag noch lange wach, als George und Kate zu Bett gegangen waren und es im Haus still geworden war. Trotzdem war sie vor dem Morgengrauen schon wieder auf den Beinen, hatte bald gepackt und war bereit für das Abenteuer. Kate warf ihr einen fragenden Blick zu, weil sie ihr Frühstück so hastig hinunterschlang, aber wenn sie von Georges Entscheidung wusste, äußerte sie sich nicht dazu.
    Edward kam aus der Scheune; er trug Sattelzeug und Pferdedecke. »Sie müssen Miriam sein«, sagte er mit einer dunklen Stimme. »Freut mich, Sie dabeizuhaben, Ma’am.«
    Miriams Hand verschwand in der seinen, und sie schaute in dunkel bewimperte Augen, so blau wie wilde Veilchen. Aus der Nähe sah er noch besser aus, als sie gedacht hatte. Er hatte eine lange, gerade Nase und dunkle Brauen, und das Kinn unter den morgendlichen Bartstoppeln war gekerbt. »Tag«, brachte sie hervor.
    Er wartete, während auch sie ihren Sattel holte, und ging dann mit ihr zur Pferdekoppel. Miriam, stumm und verlegen, begriff, dass es an diesen breiten Schultern und an seiner Kopf haltung lag, dass er so groß erschien, denn in Wirklichkeit konnte er höchstens einsfünfundsiebzig groß sein. Verzweifelt bemüht, nonchalant und erwachsen zu wirken, versuchte sie sich irgendeine intelligente Bemerkung einfallen zu lassen.
    »Das ist ein merkwürdiger Hut«, stellte sie schließlich fest, als sie am Zaun angekommen waren.
    Grinsend zog er sich die breite Krempe tiefer in die Stirn.»Es ist ein Stetson, Ma’am«, sagte er gedehnt. »Kein Texaner, der was auf sich hält, würde ohne ihn aus dem Haus gehen.«
    Miriam wurde wütend, als sie merkte, dass sie rot wurde, und schaute hastig weg. Er übte eine seltsame Wirkung auf sie aus, die durch seine Nähe nur noch verstärkt wurde, denn sie konnte den Duft seines frisch gewaschenen Hemdes riechen und die Wärme seiner Haut spüren. Aber sein Lächeln war es, das Schockwellen bis in ihre

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