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Das Versprechen des Opals

Das Versprechen des Opals

Titel: Das Versprechen des Opals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley
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Werkzeugschuppen trat und ihn begrüßte. Er war nicht besonders groß, aber wohlproportioniert und gut aussehend und hatte den ruhigen, gelassenen Gang eines Mannes, der den größten Teil seines Lebens im Sattel verbracht hatte. Seine Stiefel wirbelten kleine Staubwölkchen auf, und die silbernen Sporen und die Gürtelschnalle blinkten in der Sonne.
    Sie blieb im Schatten stehen, während die beiden Männer die vor ihnen liegende Arbeit besprachen, und war fasziniert – nicht nur von der Kleidung des Fremden, sondern auch von seinem Akzent. Sie war zwar noch nie einem Amerikaner begegnet, aber sie war sicher, dass er einer war.
    George führte ihn über den Hof zur Schlaf baracke und machte ihn mit den Viehtreibern bekannt, und Miriam wandte sich wieder ihrer Arbeit zu; sie hatte das Sattelzeug einzufetten und die Ausrüstung für den nächsten Tag vorzubereiten. Sie würde ihn noch früh genug kennen lernen. Jetzt war sie beschäftigt.
    Die Trockenheit hatte zwei Jahre gedauert und war erst vor einem Monat zu Ende gegangen. Das Gras war wieder üppig grün, und das Rinnsal des Billabong war angeschwollen; das Wasser leckte an den steilen Ufern zu beiden Seiten und gurgelte über die Steinbetten der Bäche, klar und schnell. Miriam wusste, dieses Jahr würde es schwierig werden, die Wildpferde zu finden; nachdem der Regen eingesetzt hatte, konnten sie überall sein.
    »Wer ist das?« Kate kam aus dem Stall und beschirmte ihre Augen vor der Sonne. George und der Fremde schlenderten hinüber zum Kochhaus.
    »Der Zureiter, nehme ich an«, antwortete Miriam. »George hat gesagt, dass er diese Woche kommt.«
    »Hoffentlich lässt George mich dieses Jahr mitreiten.« Kate strich sich die Haarsträhnen aus dem Gesicht, die sich aus dem adretten Knoten in ihrem Nacken gelöst hatten. »Ich reite inzwischen ganz gut, und die Hausarbeit ist schrecklich langweilig.«
    Miriam teilte diese Hoffnung, aber das behielt sie für sich. Es war unwahrscheinlich, dass George Kate beim Einfangen der Wildpferde mitreiten ließ – seine erste Frau war ums Leben gekommen, weil sie vor einer durchgehenden Rinderherde vom Pferd gestürzt war. Kate fand seinen Beschützerdrang zwar übertrieben, aber er war nur allzu verständlich.
    Miriam spähte über den Hof. Der Zureiter stand vor dem Kochhaus und drehte sich eine Zigarette. Mit seinen breiten Schultern und schmalen Hüften lehnte er nonchalant am Türpfosten und plauderte mit zwei Männern. Er schien sich ganz zu Hause zu fühlen, obwohl er eben erst angekommen war. Auf den ersten Blick unterschied er sich nicht von den anderen jungen Männern, die auf Arbeitssuche nach Bellbird fanden. Aber er hatte etwas an sich, das sie faszinierte, und als sie ihre Arbeit beendet hatte, beobachtete sie ihn unversehens weiter.
    »George wird dich beim Auftrieb nicht mitreiten lassen, wenn du den Zureiter weiter so anglotzt wie ein Schaf«, meinte Kate, als sie mit dem Hühnerfutter vorbeikam.
    Miriam kletterte über den Zaun und sprang in den Hühnerstall. »Ich weiß nicht, wovon du redest«, gab sie zurück und wurde puterrot. »Solltest du nicht Abendbrot machen? Es ist schon spät, und George wird hungrig sein.«
    Kate schaute sie wissend an. »Er sieht sehr gut aus, das stimmt, aber er ist aus Texas«, sagte sie, als ob damit alles erklärt sei. »Ich habe gehört, dass Edward Strong eine Zigeunerseele hat. Er wird nicht lange bleiben, Mim – also häng dein Herz nicht an ihn.«
    Miriam raffte angelegentlich die Schnur zusammen, mit der das Heu gebunden worden war. Edward Strong, wiederholte sie bei sich. Der Name passt zu ihm.
    »Mim«, sagte Kate in scharfem Ton und zupfte Miriam am Ärmel. »Verschwende deine Zeit nicht, Schatz. Er ist ein Wanderarbeiter – er kommt, reitet die frisch gefangenen Brumbys zu und geht, und er würde jedem jungen Mädchen den Kopf verdrehen. Mach dir nicht vor, dass er anders ist. Er ist ein Mann, und innen drin sind sie alle gleich.«
    Miriam stemmte die Hände in die Hüften und drehte sich zu ihr um. »Ich bitte dich, Kate!«, polterte sie. »Ein bisschen Verstand kannst du mir schon zutrauen.«
    Kates Mundwinkel zuckten. »Um deinen Verstand ist mir nicht bange«, sagte sie, und dann raffte sie die Röcke hoch und ging davon.
    Miriam runzelte die Stirn. Sie hatte keine Ahnung, wovon Kate da redete, schob das Problem jedoch beiseite und überlegte sich lieber, wie sie George dazu bringen könnte, ihr zu erlauben, beim Auftrieb der Brumbys dabei zu

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