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Das Versprechen des Opals

Das Versprechen des Opals

Titel: Das Versprechen des Opals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley
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zur Bellbird-Farm vor. Nach ihrem Zwangsaufenthalt im Corral waren die Wildpferde schon viel ruhiger, und nachdem die Arbeitspferde als Trainer in die Herde eingeschleust worden waren, ließen die Brumbys sich halbwegs fügsam nach Süden treiben.
    Nach zwei Tagen trafen Miriam und die anderen wieder auf Bellbird ein. Sie fielen bald aus dem Sattel vor Müdigkeit. Keinervon ihnen hatte unterwegs ein Auge zugetan, denn es war unmöglich, ohne Corral mit zweihundert Brumbys ein Lager aufzuschlagen.
    Miriam ließ den blechernen Badezuber voll laufen und wusch sich den Staub und den Schweiß ab, plauderte aufgeregt mit Kate über die spannende Jagd und erzählte, wie clever Edward die Pferde mit den Kaliko-Streifen eingefangen hatte.
    Aber das Abenteuer war noch nicht zu Ende. Edward war zwar der bestbezahlte Mann auf der Farm, aber er würde trotzdem noch fünf oder sechs Wochen bleiben. Neben dem üblichen Treiberlohn von drei Pfund erhielt er fünfundzwanzig Shilling für jedes zugerittene Pferd. Bei diesem fürstlichen Entgelt begrenzte George die Zahl der Zugerittenen auf vier pro Woche; mehr war nicht zu leisten, wenn die Arbeit gründlich gemacht werden sollte.
    Miriam war mit ihren gewohnten Aufgaben beschäftigt, denn George und Kate hatten kategorisch abgelehnt, als sie dem jungen Amerikaner hatte assistieren wollen. Aber irgendwann im Laufe des Tages fand sie immer ein bisschen Zeit, um ihm bei seiner Arbeit zuzusehen.
    Die runde Koppel, in der zugeritten wurde, war durch mehrere Tore mit weiteren Koppeln verbunden, auf denen die Wildpferde standen. Die Pferde wurden in Gruppen von etwa zwanzig Tieren hereingetrieben, damit der junge Texaner sie inspizieren konnte. Einige waren krank oder lahmten, andere noch zu jung und unterentwickelt; sie würden dieses Jahr noch nicht zugeritten werden.
    Ein paar der Brumbys trugen bereits das Brandzeichen von Bellbird, das Doppel-B. Sie waren als Fohlen eingefangen und dann wieder laufen gelassen worden, bis sie alt genug wären, um geritten zu werden. Diese Jungpferde waren nervös; die Erinnerung an das sengende Brandeisen war offenbar immernoch sehr lebendig, sie sträubten sich heftig gegen die schwere Trense im Maul. Andere hatten die weißen Haare auf dem Widerrist, die ein klares Zeichen dafür waren, dass sie schon einmal gesattelt und geritten worden waren; diese kamen als Erste an die Reihe und wurden rasch wieder zugerichtet, damit Edward sich an seine eigentliche Arbeit machen konnte.
    Miriam hatte ihre täglichen Pflichten erledigt und hockte auf dem obersten Zaunbalken, während Edward sich mit dem zweiten der beiden Hengste befasste, den sie mitgebracht hatten. Es war der feurig aussehende Palomino.
    Der Hengst galoppierte wütend im Corral herum, während ein Helfer sich bemühte, an seiner Seite zu reiten. Er wendete sein Pferd hin und her, während der Hengst versuchte, vom Zaun loszukommen. Als der Palomino endlich in die Enge getrieben war, blieb er zitternd stehen, die Vorderbeine gespreizt, die Ohren angelegt. Edward näherte sich ihm.
    Miriam hielt den Atem an, als der Helfer sein Pferd antrieb und den Hengst näher an den Zaun drängte, damit Edward ihm flink das Zaumzeug überstreifen konnte.
    Der Palomino bäumte sich auf und rollte mit den Augen, aber Edward hielt die Zügel fest und stemmte die Absätze in den Boden. »Hooo, mein Junge. Brav, brav. Ich tu dir nichts«, sagte er leise.
    Aber der Hengst wollte nichts hören. Er sträubte sich gegen das Zaumzeug, drehte und wand sich, schüttelte den Kopf, wich zurück und wollte sich immer wieder auf bäumen.
    Edward ließ nicht los. Die Zügel schnitten in seine Lederhandschuhe, wenn der Hengst daran riss. »So ist es brav«, sagte Edward sanft. »Du bist ja so stolz, nicht wahr?«
    Breitbeinig und mit gesenktem Kopf stand der Hengst da und atmete schwer, als der leichte Treibersattel behutsam auf seinen Rücken gelegt wurde. Er verdrehte die Augen, dass mandas Weiße sah, legte die Ohren flach an den Kopf und blähte die Nüstern, als Edward den Gurt stramm zog.
    Miriam schaute gebannt zu. Die Feindseligkeit des Brumby war mit Händen zu greifen. Starr wie eine gespannte Sprungfeder stand das Tier da. Sie sah die dunklen Schweißflecken auf Edwards Hemd, als er den Sattelknauf packte und das Bein über den zitternden Rücken schwang.
    Der Palomino schoss in die Höhe wie eine Rakete und landete mit lautem Schlag, er bockte und keilte, senkte den Kopf und drehte sich in einem engen Kreis erbost

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