Das Versprechen des Opals
will, dann müssen wir unseren Segen dazu geben. Sie ist inzwischen auch meine Tochter, weißt du, und ich will sie nicht so unglücklich wissen, wie sie es in den letzten paar Monaten gewesen ist.«
Er zog ein Taschentuch hervor und tupfte ihr die Tränen weg. »Jetzt komm. Lass uns feiern und eine Weihnachtshochzeit planen.«
Zu Kates großer Enttäuschung wollten die beiden jungen Leute keine prunkvolle Hochzeitsfeier in der Stadt. Lieber sollte der Priester nach Bellbird kommen und sie auf der Farm trauen. Edwards Eltern wollten nicht dabei sein; die weite Reise sei ihnen zu mühsam, erklärten sie, aber sie entschädigten das Hochzeitspaar für ihre Abwesenheit mit einem großen Paket. Darin waren zwei handgefertigte mexikanische Sättel mit silbernen Knäufen, die bei den Treibern große Bewunderung hervorriefen.
Die Veranda wurde mit Blumen und Girlanden geschmückt, der Boden gefegt und mit einem roten Teppich ausgelegt. An dem einen Ende war ein Tisch in einen kleinen Altar verwandelt worden, und auf der anderen Seite standen bunt zusammengewürfelte Stühle für die Gäste. Das Hochzeitsfrühstück würde auf der Wiese unter dem ausladenden Flammenbaum auf der Koppel stattfinden, und danach würde man in einem Pavillonzelt tanzen.
Miriam stand in bräutlichem Weiß an Edwards Seite, als sie die Gelübde austauschten und Edward ihr den Trauring auf den Finger schob. Ihr Kleid war in Sydney angefertigt worden, genau wie die Satinschuhe und der spinnwebzarte Brautschleier. Sie trug einen Strauß Rosen aus Kates Garten, der trotz der zunehmenden Hitze von Tautropfen glitzerte.
Miriam schaute Edward in die Augen und wiederholte das Eheversprechen, in dem Bewusstsein, dass dies der Mann war,mit dem sie alt werden würde. Dies war der Mann ihres Herzens, der Vater ihrer ungeborenen Kinder. Und sie liebte ihn so sehr, dass es beinahe schmerzte.
Es waren viele Gäste da, denn eine Hochzeit bot immer Gelegenheit, alte Freunde wiederzutreffen und neue zu finden, zu plaudern und Gerüchte auszutauschen sowie Ehepartner für den Nachwuchs auszusuchen. Das Outback war eine riesige Welt im Innern Australiens, aber die kleine Gemeinschaft ihrer Bewohner bewies große Verbundenheit.
Als der Champagner getrunken und der Kuchen aufgeschnitten war, ließ Miriam sich von Edward auf den Tanzboden unter dem Pavillonzelt führen. Bald hatten die Musiker alle auf die Beine gebracht, und es war fast vier Uhr morgens, als Kate endlich ihre Überraschung verkünden konnte.
»Da Mr und Mrs Strong beschlossen haben, nicht in die Flitterwochen zu fahren«, begann sie, »habe ich mir gedacht, wir sollten sie ein Weilchen hier in Ruhe lassen. Und deshalb will ich meinen Mann jetzt in ein kleines Geheimnis einweihen.«
Sie wandte sich an George, der neben ihr saß und nach einer besonders flotten Polka nach Atem schöpfte. »Wir werden Bellbird für zwei Jahre verlassen. Mim und Edward werden sich in unserer Abwesenheit gut um alles kümmern.«
»Bellbird verlassen?«, prustete George. »Wo sollen wir denn für zwei Jahre hin, Frau? Was für Flausen sind dir denn da in deinen wilden irischen Kopf gekommen?«
»Das wirst du gleich hören, George. Jetzt sei still, und lass mich ausreden.«
Diese Erwiderung wurde mit lautem Hallo und Gelächter begrüßt, und alle tranken darauf. Es dauerte eine Weile, bis die Ordnung wiederhergestellt war.
»Ich finde, dass ich meine Familie lange genug nicht gesehenhabe«, fuhr sie schließlich fort. »In drei Wochen werden wir in Sydney in See stechen, und dann fahren wir nach Singapur, Ceylon, Aden, Port Said und Lissabon, wo wir von Bord gehen, um in den Orient-Express zu steigen. Wir werden Südfrankreich und Venedig besuchen, bevor es nach London zu meinen Brüdern geht. Von da aus werden wir einen kurzen Abstecher nach Irland machen, ehe wir zu einer ganz besonderen Unternehmung nach London zurückkehren.«
Sie lächelte den entgeisterten George an. »Wir fahren nach Amerika und besuchen dort nicht nur meine, sondern auch Edwards Familie.« Sie hob ihr Glas. »Auf die Zukunft!«, sagte sie mit klarer Stimme in das verdatterte Schweigen. »Oder – wie ein sehr guter Freund von mir immer zu sagen pflegte: l’chaim – auf das Leben.«
George war sprachlos. »Wann hast du denn das alles geplant?«, fragte Miriam erstaunt.
»Schon lange, bevor Edward dir einen Heiratsantrag machte.« Kate strahlte. »Mir war plötzlich klar, dass ich noch nicht alles gesehen habe, was ich sehen, und noch
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