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Das Versprechen des Opals

Das Versprechen des Opals

Titel: Das Versprechen des Opals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley
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wieder der Schachtel zu und wünschte, sie hätten sie nicht gefunden – denn die Erinnerungen, die sie weckte, waren plötzlich realer als die Gegenwart.
    »Das hier findet ihr vielleicht interessant.« Sie nahm das kleinere Päckchen heraus. Das Band war verblichen, und das dicke Pergament der Umschläge fühlte sich spröde an. »Sei vorsichtig, die sind sehr empfindlich«, warnte sie, als Louise nach dem Bündel griff.
    »Verflucht«, hauchte Fiona, als der Inhalt der Umschläge ans Licht kam. »Die müssen ein kleines Vermögen wert sein, Mim. Warum um alles in der Welt hast du sie die ganze Zeit versteckt? Auf Auktionen gehen solche Sachen für Hunderttausende Dollars weg.«
    Miriam nahm sie ihr ab und legte sie zu den Briefen. »Der Höchstpreis dafür ist bereits bezahlt worden«, sagte sie leise. Sanft strich sie mit den Fingerspitzen über die brüchigen Überbleibseleiner Zeit, in der das Leben ihr endlos vorgekommen war. Sie war so jung gewesen, so glücklich – aber es waren Schatten heraufgezogen und verdunkelten den Himmel, und nur zu bald war die Nacht über ihre Welt gekommen.
    Edward blieb fast acht Wochen auf Bellbird. Von ein paar beiläufigen Unterhaltungen und gelegentlichen scheuen Blickwechseln bei der Arbeit abgesehen, hatten Kate und George dafür gesorgt, dass sie keine Gelegenheit hatten, miteinander allein zu sein. Nun war sein Vertrag abgelaufen, und am nächsten Morgen würde er fortreiten.
    Miriam wartete, bis Kate in der Küche beschäftigt war und George in seinem gewohnten Sessel auf der Veranda saß und seine Abendpfeife rauchte. Sie bürstete sich das Haar, bis ihre Locken glänzten wie Krähenflügel, kletterte aus dem Fenster und rannte barfuß durch das Gras zu der Koppel hinter den Stallungen.
    Was sie hier tat, verstieß gegen alle Regeln. Aber sie musste wissen, ob Edward das Gleiche fühlte wie sie, und das konnte sie nur erfahren, wenn sie ihn fragte.
    Edward saß unter einem Coolibah-Baum. Er hatte sich den Stetson in den Nacken geschoben, rauchte ein Zigarillo und schaute den grasenden Pferden zu. Er rappelte sich auf, als Miriam um die Ecke des Stallgebäudes kam. »’n Abend, Ma’am«, sagte er gedehnt. Er legte einen Finger an den Hut und trat sein Zigarillo mit dem Stiefelabsatz aus.
    Miriam zögerte. Würde sie sich komplett lächerlich machen? Edward schien erfreut, sie zu sehen, aber war das genug? Sie vergrub die Hände in den Taschen ihrer Arbeitshose und entschied, dass sie nichts zu verlieren hatte außer ihrem Stolz. Es war besser, die Wahrheit zu wissen und es hinter sich zu bringen. »Ich wollte auf Wiedersehen sagen«, erklärte sie.
    »Das ist mächtig nett von Ihnen, kleine Lady«, antwortete er und deutete lächelnd auf den kleinen Grasflecken unter dem Baum. »Setzen wir uns, und plaudern wir ein Weilchen«, lud er sie ein. »Das heißt, wenn Sie Lust haben …« Er drehte sich um und sah ihr ins Gesicht.
    Miriams Puls raste, und sie war sicher, dass er hörte, wie ihr Herz pochte. Sie strich mit den Handflächen über ihre rauen Hosenbeine und senkte den Blick. »Ich denke schon«, brachte sie hervor.
    Er lachte leise, und sie setzten sich unter den Baum. Er ließ sich zurücksinken und stützte sich auf den Ellenbogen. Im abendlichen Zwielicht waren seine Augen violett, und die Bartstoppeln betonten die Kerbe in seinem Kinn. »Schätze, wir hatten nicht viel Gelegenheit, miteinander zu reden«, sagte er. »Das ist schade. Finden Sie nicht auch?«
    Sie sah, wie er eine Braue hochzog. Sah die Farbe seiner Augen, sah, wie sein Mund sich bewegte, wenn er sprach. »Ja«, murmelte sie. Sie zupfte ein paar Grashalme aus und zwirbelte sie zwischen den Fingern. »Kommen Sie mal wieder?«, fragte sie, und Hoffnung mischte sich mit Angst, während sie auf seine Antwort wartete.
    Er schwieg und betrachtete sie mit seltsamer Eindringlichkeit. »Ich bin ein Drifter, Miriam«, sagte er. »Nichts weiter als ein nichtsnutziger alter Knabe, der sich mit Mustangs auskennt.« Seine Hand legte sich auf ihre Finger und brachte sie zur Ruhe. »Es ist besser, wir lassen es dabei.«
    Miriam glaubte, es müsse ihr das Herz brechen, als ihr die ganze Tragweite dieser liebevollen Zurückweisung klar wurde. »Sie wissen, was ich fühle, nicht wahr?« Sie kämpfte mit den Tränen. »Tut mir Leid, dass ich so albern bin, aber ich dachte, Sie fühlen das Gleiche.«
    »Ich hab nichts anderes gesagt«, antwortete er sanft. »Aberich bin nicht gerade das, was man zuverlässig

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