Das Versprechen des Opals
Wenn die Liebe in diesem Alter doch nur nicht so schmerzhaft wäre!, dachte sie. Sechs qualvolle Monate lagen hinter dem Mädchen; es musste doch einsehen, dass es mit ihnen beiden nichts geworden wäre. Edward war weit über seine Jahre hinaus vernünftig gewesen, als er sie abgewiesen hatte, und obwohl es ihr für Mim Leid tat, war sie dankbar, dass der junge Amerikaner weitergezogen war. Nächstes Jahr würden sie einen anderen Zureiter engagieren – einen älteren Mann mit einer Ehefrau und mehreren Kindern.
Kate verließ die schattige Veranda. Sie war mit Miriam im Gemüsegarten beim Unkrautjäten, als sie einen Reiter kommen hörten.
Miriam beschirmte die Augen vor der Sonne und sah, dass der Besucher sein Pferd zum Trab und dann zum Schritt zügelte. Aber erst, als er sich aus dem wässrigen Luftflimmern löste, erkannte sie ihn.
»Edward«, sagte sie höflich. »Wir haben Sie nicht erwartet.«
Er stieg vom Pferd und nahm den Hut ab. »Ich musste zurückkommen, Ma’am«, sagte er zu Kate. Dann blickte er Mim an, die neben ihr stand. »Wissen Sie, ich hab hier etwas Wertvolles zurückgelassen.«
Kate schaute Miriam an und gewahrte die Hoffnung in ihren Augen und das Glück in der Farbe ihrer Wangen. Ihr Blick wanderte zu Edward, sie wollte ihn wegschicken, doch sie erkannte den Ausdruck in seinem Gesicht und blieb stumm. Miriam war alt genug, um selbst über sich zu entscheiden.
»Wir sehen regelmäßig in der Schlaf baracke nach«, sagte Miriam zögernd. »Da war nichts. Jedenfalls nichts Wertvolles.«
»Ich hab es schon gefunden«, sagte er leise. »Es steht hier vor mir.«
»Oh«, war alles, was Miriam hervorbrachte.
»Miriam Beecham, ich bin deinetwegen zurückgekommen. Ich kann dir nicht versprechen, dass das Leben mit mir einfach sein wird, aber ich werde dich lieben und achten, bis ich sterbe.« Sein Haar strahlte wie Feuer im Sonnenlicht, als er im Staub niederkniete und ihre Hände nahm. »Willst du mich heiraten, Miriam? Willst du dein Vertrauen in mich setzen und mich wieder glücklich machen? Denn ohne dich bin ich verloren.«
Miriam bekam weiche Knie, und Tränen strömten ihr über das Gesicht. Sie legte ihm eine Hand an die Wange. »Ja, o ja«, hauchte sie.
Als die beiden jungen Leute einander umarmten, zog Kate sich zurück. Sie werden mich nicht vermissen, dachte sie und eilte zurück zum Farmhaus. Wahrscheinlich wussten sie nicht einmal, wo sie selbst gerade waren. Gerührt wischte sie sich die Tränen ab; der Augenblick hatte sie daran erinnert, wie sie Georges Antrag angenommen hatte.
»Edward ist wieder da«, keuchte sie atemlos, als sie bei ihremMann auf der Veranda war. »Er hat Mim einen Heiratsantrag gemacht, und jetzt schmusen sie draußen im Gemüsegarten.«
George lachte und schlug sich auf den Schenkel. »Recht so!«, sagte er. »Ich wusste, der Junge hat Verstand.« Er ließ die Zeitung fallen, in der er gelesen hatte, und stand auf. »Das muss gefeiert werden. Hol den Champagner heraus, Kate.«
»Ist das nicht ein bisschen voreilig?«, fragte sie. »Edward ist Zureiter. Mim wird entweder allein sein, während er von Job zu Job wandert, oder sie geht mit und wird zur Zigeunerin. Das ist kein Leben für das Kind – außerdem ist sie noch zu jung.«
George nahm sie bei den Händen und küsste sie auf die Wange. »Ich werde nie vergessen, was für ein Gesicht du gemacht hast, als du hierher gekommen bist«, sagte er leise. »Ich hatte solche Angst, du könntest kehrtmachen und davonlaufen.« Er legte ihr einen Finger unters Kinn, damit sie ihn anschaute. »Aber das hast du nicht getan. Du und Mim, ihr habt die Ärmel aufgekrempelt und aus allem das Beste gemacht. Und das wird Mim auch jetzt tun.«
Tränenblind wandte Kate sich ab. »Vermutlich«, räumte sie widerwillig ein. »Aber ich hatte mir so viel mehr für sie erhofft.«
George schlang den Arm um ihre Taille und drückte sie an sich. »Du meinst den Taylor-Jungen?« Das Lachen dröhnte in seiner Brust. »Daraus wäre nie etwas geworden, mein Liebling. Die Taylors sind fest entschlossen, ihn mit Pearsons Tochter zu verheiraten. Ihre Farmen grenzen aneinander, und da ist eine Verbindung der beiden Familien nur vernünftig.«
Kate löste sich aus seiner Umarmung. »Ihr Männer habt keinen Sinn für Romantik«, brummte sie. »Verbindungen, Farmen, gemeinsame Grenzen, zum Teufel damit! Mein Mädchen will einen texanischen Nomaden heiraten.«
»Sch, Kate«, flüsterte er und zog sie wieder an sich. »Wennsie das
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