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Das Versprechen des Opals

Das Versprechen des Opals

Titel: Das Versprechen des Opals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley
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Rippenpulli.
    Aber dann schüttelte sie ihre Zweifel ab. Sie war bequem und luftig gekleidet, und das ließ sich von diesen albernen Frauen nicht sagen, die sich mit Pelzen und Diamanten behängt hatten, obwohl das Thermometer auf über fünfunddreißig Grad geklettert war.
    Fiona nahm dem Kellner ein Glas Champagner ab und schaute sich um. Auf dem schwarzen Marmorboden wirkten Leos Skulpturen prachtvoll, und die Beleuchtung betonte die sinnlichen Kurven und zarten Konturen dessen, was die Familie »seinen Harem« nannte. Denn Leo machte ausschließlich Frauenfiguren. Sie waren seine Leidenschaft und sein Verhängnis. Der Grund, weshalb er und Mum sich hatten scheiden lassen.
    Vergnügt spazierte sie in dem Gewimmel umher und blieb gern eine Zeit lang unbemerkt, während sie sich von neuem mit seinen Frauen vertraut machte. Da war Charlotte mit ihrer kühlen, alabasternen Eleganz, hier Naomi, schwarz und arrogant, Sara mit ihrer elfenhaften Sexualität. Dort waren die üppige Roseanne und die mütterliche Kim, und drüben inder Ecke bei dem Wasserbecken stand Beth. Die schöne, tragische Beth, die ihre Angst vor der Realität nie hatte bezwingen können und trotz Leos Fürsorge den Kampf gegen die Sucht verloren hatte.
    Fiona seufzte. Leos Hand war niemals sicherer gewesen als bei der Arbeit an Beth. Er hatte ihre ganze Zerbrechlichkeit eingefangen, während sie sich vorbeugte, um ins Wasser zu schauen, dunkle Dämonen in den Augen. Wie Recht er gehabt hatte, sie so darzustellen: endlos im glasklaren Wasser nach etwas suchend, was doch nur eine Reflexion ihrer verlorenen Hoffnung war. Aber diese Frauenparade war zugleich ein Zeugnis seiner Treulosigkeit – die Chronik eines ausschweifenden Lebensstils, der letztendlich seine Ehe zerstört hatte. Fiona war es damals schwer gefallen, ihm zu verzeihen.
    Sie nahm einen kleinen Schluck von ihrem eiskalten Champagner und verzog das Gesicht. Er war zu sauer für ihren Geschmack, und wie üblich bekam sie einen Schluckauf davon. Sie stellte das Glas auf ein Fenstersims und zog sich hinter die Grünpflanzen zurück, die von den Galeristen eigens zu diesem Anlass besorgt worden waren. Ihr Vater war ganz in der Nähe, und da es sechs Monate her war, dass sie ihn zuletzt gesehen hatte, wollte sie ihn zunächst ein Weilchen beobachten.
    Leo sah blendend aus in seinem rotsamtenen Smokingjackett. Er unterhielt sich mit einer statuenhaften Blondine, die aussah, als habe man sie aus dem antiken Rom herbeigeschafft. Das lange weiße Kleid war von einer eleganten, bronzefarbenen Schulter herab drapiert; eine goldene Kordel um die Taille schmiegte die Falten an ihre makellose Figur. Das Goldthema fand seine Variation in einem Reifen um ihren Oberarm und in einer Halskette.
    Lächelnd lehnte Fiona sich an die Wand und beobachtete die beiden. Leo sabberte regelrecht, aber er bemühte sich, esnicht zu zeigen. Sie hätte wetten können, dass er sein nächstes Modell und seine nächste Geliebte gefunden hatte. Aber warum nicht? Ihr Vater war ein gut aussehender Mann. Mit seiner silbernen Löwenmähne, seinen verblüffend blauen Augen und einer Figur, die noch nicht von zu viel Alkohol und schlechter Ernährung ruiniert war, zog er die Blicke immer noch auf sich.
    »Was treibst du denn hier, so versteckt?«
    Als Fiona die Stimme hörte, drehte sie sich um und lächelte. »Hallo, Mum. Ich wusste nicht, dass du hier bist. Stellst du auch aus?«
    Chloe schüttelte das kastanienbraune Haar, das ihren Kopf wie eine Wolke umgab, und Armreifen klingelten an den schlanken Handgelenken. Der Blick ihrer grünen Augen wanderte über Fiona hinweg und verharrte bei Leo. »Meine Bilder werden nächsten Monat gezeigt. Ich bin nur hier, um auf diesen albernen alten Halunken aufzupassen«, sagte sie leise. »Sonst wird er bei nächster Gelegenheit dem Falschen auf die Füße treten.«
    »Sprichst du von der Blondine?«
    Chloe nickte. »Sie ist natürlich verheiratet – mit Brendt.«
    Fiona begriff sofort. Brendt entstammte einer wohlhabenden und einflussreichen Familie, die ihre Finger sowohl in der Politik als auch am Puls der Börse hatte. Nach dem Tod seines Großvaters hatte er das Vermögen der Familie diversifiziert und nicht nur in Speditionen und Immobilienfirmen investiert, sondern auch in Medien- und Bergbauunternehmen, und es hieß, er sei ebenso skrupellos ehrgeizig wie der Alte. Gerüchten zufolge gehörte ihm die stählerne Hand im samtenen Handschuh, die den australischen Finanzminister

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