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Das Versprechen des Opals

Das Versprechen des Opals

Titel: Das Versprechen des Opals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley
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unverblümt.
    Er aß sein Stück Kuchen auf und leckte sich den Zuckerguss von den Fingern. »Ich war der Einzige, der frei war«, antwortete er gelassen. »Außerdem war ich schon mal in der Gegend.«
    Miriam warf einen Blick hinüber zum Geländewagen. Eric saß jetzt vorn auf der Ablage und starrte vorwurfsvoll zum Fenster hinaus. Sein gestreifter Schwanz zuckte empört hin und her. »Das Nummernschild ist aus Brisbane«, sagte sie. »Das liegt wohl kaum in der Nachbarschaft.«
    »In Australien liegt nichts in der Nachbarschaft«, sagte er leise. »Wir alle sind so weit verstreut – was sind da schon ein paar hundert Meilen unter Freunden?« Er stellte seinen Becher auf den Tisch und beugte sich vor. »Ich sehe vielleicht zu jung aus, aber ich bin verdammt gut in meinem Job, und Sie sollten nicht so voreilig urteilen. Sagen Sie mir, was für ein Problem Sie haben, und ich werde mein Bestes tun, um es zu lösen.«
    Miriam zog eine Braue hoch. »Anscheinend sind Sie sich Ihrer selbst sehr sicher«, fuhr sie ihn an. »Aber es handelt sich um eine Familienangelegenheit. Ich habe Wilcox erwartet – nicht einen Jungen, der noch grün hinter den Ohren ist.«
    Er lehnte sich zurück. Ihr Benehmen schien ihn nicht zu kränken. Er legte die Füße übereinander, schob die Hände indie Taschen und betrachtete sie nachdenklich. »Ich werde diesen Streit nicht gewinnen, was?« Seine dunklen Augen blitzten humorvoll. »Wilcox hat mich vor Ihnen gewarnt. Sie sind ebenso stolz wie stur, sagt er.«
    Miriam hob das Kinn und bemühte sich um einen strengen Ausdruck. Dieses Geplänkel machte ihr Spaß, doch das würde sie sich keinesfalls anmerken lassen. »Wir sind eine stolze Familie«, sagte sie gebieterisch. »Wir sind stark, weil wir es immer sein mussten – und wenn Sie lange genug hier sind, werden Sie feststellen, dass die Frauen von allen die Zähesten sind.«
    »Das ist nur zu wahr.« Er seufzte und schaute sie amüsiert an. »Werden Sie mir verraten, warum Sie Hilfe brauchen, oder sind Sie entschlossen, es geheim zu halten, bis Geoff Wilcox Zeit hat?«
    Miriam dachte an Geoff Wilcox und erinnerte sich, wie humorlos er war, wie spröde und uninteressant. In seinem Beruf war er ausgezeichnet, aber es fehlte ihm an Persönlichkeit und an Witz. Und überdies, dachte sie missmutig, ist er nicht gerade ein Bild von einem Mann.
    Sie beäugte Jake Connor und schaute dann rasch weg. Es fiel schwer, sein Lächeln nicht zu erwidern. Er erinnerte sie zu sehr an ihren verstorbenen Mann Edward; er hatte das gleiche Auftreten: Augen, die Bände sprachen, und ein Lächeln, dessen Charme die Vögel von den Bäumen locken konnte.
    Miriam nahm ihre Gedanken zusammen, um ihn hinzuhalten. »Woher soll ich wissen, dass Sie der Sache gewachsen sind?«
    Er lächelte unbeirrt weiter, und in seinen Augen lag ein spöttisches Funkeln. »Hab bisher keine Klagen bekommen«, sagte er.
    Darauf wette ich, dachte sie erbost und schwieg eine ganze Weile; sie verspürte das dringende Bedürfnis, ihn für seineDreistigkeit zu ohrfeigen. Sie war vielleicht alt und hatte das alles hinter sich, aber sie wusste genau, mit welchen Tricks Jake Connor hier arbeitete.
    Ein wütendes Gejaule aus dem Geländewagen riss sie aus ihren Überlegungen. »Ihr Kater sieht das anders«, stellte sie kühl fest.
    Jake streckte die langen Glieder, erhob sich aus dem Sessel und lief die Stufen hinunter zum Wagen. Eric ließ sich Zeit beim Aussteigen, bevor er mit steil aufgerichtetem Schwanz auf die Veranda marschierte. Mit eifersüchtiger Miene musterte er die Umgebung, schaute Miriam hochmütig an und erwählte sich dann einen Sessel mit Kissen und sprang hinauf. Er fixierte Miriam aus fordernden gelben Augen.
    Jake wirkte betreten. »Entschuldigen Sie, aber glauben Sie, er könnte ein Schälchen Milch haben? Ich hab vergessen, welche mitzubringen.«
    Miriam hatte Mühe, nicht zu lachen, als sie Milch in eine Untertasse goss und sie zu dem Kater hinüberschob. Eric setzte sich aufrecht an den Tisch, legte die beiden Vorderpfoten säuberlich rechts und links neben das Schälchen und fing an, die Milch aufzuschlecken. »Frisst er immer am Tisch?«, fragte sie mit kaum verhohlenem Sarkasmus.
    »Meistens«, sagte Jake mit rotem Gesicht. »Es ist unter seiner Würde, auf dem Fußboden zu essen – oder zum Beispiel Vögel zu jagen.«
    »Das ist gut«, erwiderte Miriam. »Die Kleinen sind nämlich eben flügge, und ein Massaker in meinem Vorgarten würde mir gar nicht gefallen.«

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