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Das Versprechen des Opals

Das Versprechen des Opals

Titel: Das Versprechen des Opals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley
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sie.
    Wallangulla war eine ungeordnete Ansammlung von Rindenhütten, Segeltuchzelten und kleinen Behausungen aus Lehm und Ästen auf den Graten der Erzberge, die sich über die schwarze Ebene des nördlichen New South Wales erhoben. Maultiere und Pferde dösten unter spärlichen Holzdächern, die nur wenig Schutz vor der überwältigenden Hitze boten, und ein paar zerlumpte Frauen und Kinder siebten den Schutt der Abraumhaufen, die überall zu sehen waren.
    Auch wenn dieser Ort nicht danach aussah, wusste Kate doch, dass der Stamm der Aborigines, der in dieser Gegend lebte, ihn als heilige Stätte betrachtete, denn Wallangulla bedeutete im lokalen Dialekt »verborgener Feuerstab« und verwies auf die wütenden Unwetter, die auf diesen Höhenzügen häufig vorkamen und die einem Mann, seinem Hund und seiner Schafherde schlagartig den Tod bringen konnten.
    Ohne die dreiste Gafferei der Männer und die forschenden Blicke der Frauen zu beachten, lenkte Kate ihre Maultiere durch die schäbige Siedlung. Sie wusste aus Erfahrung, dass man sie freundlich aufnehmen würde, wenn erst bekannt wurde, warum sie hier war.
    Der Platz, für den sie sich schließlich entschied, lag auf einem ebenen Stück Tafelland im Schatten einiger Buchs- und Eukalyptusbäume. Die Aussicht war spektakulär, der Horizont unter dem bleichen Himmel dunstig vor Hitze. Büsche und Bäume standen winzig in weiter Ferne. Über Kate kreiste eine einsame Krähe, deren trübseliger Ruf durch die Stille hallte.
    Nur ein schmaler, gewundener Pfad verband den Platz mit dem Camp, was Diskretion ermöglichte – eine der wichtigsten Voraussetzungen ihres Geschäfts.
    Die Sonne brannte vom Himmel, als Kate schließlich vor ihrem Zelt stand und ihr Werk in Augenschein nahm. Der Wagen war entladen, die Maultiere waren gehobbelt und weideten im spärlichen, harten Gras. Ihre Vorräte lagerten säuberlich gestapelt in dem großen Segeltuchzelt, und das Wasser im Teekessel über dem flackernden Lagerfeuer kochte bereits. Ihr Schild hatte sie an einen Baum am Ende des Pfades genagelt. Jetzt brauchte sie sich nur noch zurechtzumachen und auf den ersten Kunden zu warten.
    Mit zufriedenem Lächeln wischte sie sich den Schweiß aus dem Gesicht und trat ins Zelt. In der Mitte ragte die Leinwand knapp zwei Meter hoch und spannte sich über einen weiten Innenraum, der durch Zwischenwände in drei Bereiche geteilt war. Einer diente als Lager, einer zum Schlafen – und einer für ihr Geschäft.
    Sie räumte das Gewehr aus dem Blickfeld und überprüfte die Patronen in der kleinen Pistole, die sie immer bei sich trug. Dann sah sie sich im Hauptbereich um. Der Raum war eingerichtet wie ein Salon; es gab zwei bequeme Stühle und einen Tisch, den sie mit ihrem Lieblingstuch bedeckt hatte, und einen Phonographen. Am Abend würde dieser Bereich von der Öllampe beleuchtet werden, die sie auf den Tisch gestellt hatte.
    Sie nahm den schweißfleckigen Hut vom Kopf und fächelte sich damit das Gesicht. Die Hitze war nahezu unerträglich, obwohl sie das Zelt im Schatten der Bäume aufgeschlagen hatte, und sie sehnte sich nach dem Luxus eines kühlen Bades. Seufzend betrat sie das Schlafabteil; die Chance, so etwas zu bekommen, war nicht sehr groß hier draußen. Das einzigeWasser hier oben war das in den Schwefelteichen, und es war heiß und eignete sich nur zum Waschen und zum Tränken der Tiere. Trinkwasser musste man aus dem Tank der nächstgelegenen Schafzuchtfarm kaufen und fast siebzig Meilen weit hertransportieren.
    Sie hatte unterwegs Wasser aus einem Teich geschöpft, und damit wusch sie sich jetzt. Kurz nachdem sie sich abgetrocknet hatte, schwitzte sie jedoch schon wieder, und wehmütig dachte sie daran, wie anders es doch in Sydney war, wo ein kühler Wind vom Meer herwehte und man auf schattigen Veranden und in grünen Parks Erholung finden konnte. Trotz der Jahre des Reisens hatte sie sich nie an die erstickende Atmosphäre in den entlegenen Diggercamps gewöhnt, und inzwischen hatte sie sich damit abgefunden, dass sie es wahrscheinlich auch nicht mehr tun würde.
    Sie stopfte die Baumwollbluse in den langen Batistrock und fragte sich, wie gut das Geschäft in Wallangulla wohl gehen würde. Ihr eigentliches Ziel lag viel weiter im Norden, aber sie hatte Gerüchte über diesen Ort gehört und aus Neugier den Umweg von White Cliffs hierher gemacht. Nach allem, was sie bisher gesehen hatte, konnten die Gerüchte nicht stimmen, denn warum sollten die Schürfer bleiben, wenn

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