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Das Versprechen des Opals

Das Versprechen des Opals

Titel: Das Versprechen des Opals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley
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Josef!«, flüsterte sie. »Meine Mutter pflegte immer zu sagen: Ein Narr sein Geld niemals behält. Du musst wirklich der größte Narr auf Gottes Erdboden sein.« Obwohl sie sah, dass er blass wurde und sein Blick sich verhärtete, ließ sie sich nicht beirren. »Wie viel?«, wollte sie wissen.
    Er schaute weg, und wieder irrten seine Finger zum Schnurrbart. »In Anbetracht dessen, dass du in den letzten paar Monaten gut dafür bezahlt worden bist, dass du dich um Miriam gekümmert hast, geht dich das nichts an«, antwortete er mit fester Stimme.
    Sie schwieg lange. Alles Geld, das sie bekommen hatte, hatte sie für Miriam ausgegeben. Es war unfair, wenn Henry solche Spitzen gegen sie losließ, obwohl er genau wusste, dass sie keinen Penny für sich behalten hatte. Sie war mit ihrer Geduld am Ende, und hitzig sprudelte sie alles hervor, was sie über Paddy Dempster wusste.
    »Man kann ihm nicht trauen«, endete sie. »Sag ihm, dass du es dir anders überlegt hast und dein Geld wiederhaben willst. Du kannst etwas Besseres damit anfangen, als es für Projekte auszugeben, von denen Paddy sich schnellen Reichtum verspricht.«
    Er räusperte sich und sah sie verzweifelt an. »Es tut mir Leid, Kate. Ich hatte ja keine Ahnung …« Er wandte sich wieder ab und ließ die Schultern hängen. »Aber es ist zu spät, es lässt sich nicht mehr ändern. Paddy ist gestern Abend nach New South Wales abgereist, um unseren Claim abzustecken. Miriam und ich sollen in ein paar Tagen nachkommen, wenn ich die restliche Ausrüstung besorgt habe.«
    »Ach, Henry!« Sie schluchzte. »Was hast du bloß getan?«
    Er verzog schmerzlich das Gesicht; vielleicht hörte er das Echo der Worte seiner Mutter. Aber dann hob er den Kopf und reckte die Schultern. »Ich habe für Miriam einen Anteil an der Zukunft dieses reichen Landes gesichert«, erklärte er steif. »Paddy versteht etwas vom Bergbau, denn er hat in Wales auf der Zeche gearbeitet, und er ist bereit, es mir beizubringen. Ich habe Geld, um das Unternehmen zu finanzieren, und so haben wir beschlossen, eine Partnerschaft einzugehen.«
    Er nahm einen Stapel Dokumente zur Hand. »Hier sind die Urkunden für den Claim und die Schürflizenzen. Ich habe die Vereinbarung der Partnerschaft von einem Rechtsanwalt aufsetzen lassen; es ist also alles legal und korrekt.«
    Kate wollte ihre ganze Verachtung über seine Papierfetzen ausgießen; sie war lange genug in diesem rauen Land, um zu wissen, dass juristische Dokumente in der Hitze des Goldrauschs wenig bedeuteten. Aber als sie in sein hübsches Gesicht schaute, blieben ihr die Worte im Halse stecken. Zum ersten Mal, seit sie hier waren, sah sie Hoffnung in seinen Augen, Zuversicht in seiner Miene und Zielstrebigkeit in seiner Haltung, und sie hatte nicht das Herz, das alles wieder zunichte zu machen.
    »Ich wünsche dir Glück«, murmelte sie. »Du wirst es brauchen.«
    Miriam war müde, und die nagenden Schmerzen machten es ihr schwer, sich zu konzentrieren. Aber es war notwendig, denn bald würde die Familie kommen, und sie musste ihre Geschichte zu Ende erzählen. Sie betrachtete den Mann, der ihr gegenübersaß. Er hatte die langen Beine ausgestreckt, und seine Ellenbogen ruhten auf der geschnitzten Lehne des zierlichen Stuhls. Ihre Zweifel waren Legion; sie hatte eigentlich keine Vorstellung von dem, worauf sie sich hier einließ, undkeinen Begriff von den Konsequenzen, die es haben konnte, wenn sie diesem Fremden ihre kostbarsten Erinnerungen anvertraute.
    »Allmählich verstehe ich die Gedankengänge hinter Ihrer Geschichte, Mim«, sagte er nachdenklich. »Aber meinen Sie nicht, dass Sie sich ein Weilchen ausruhen sollten? Sie sehen müde aus, und es ist schon spät.«
    Es war, als könne er ihre Gedanken lesen. Wieder war sie dankbar für seine Anwesenheit. Wilcox hätte überhaupt nichts verstanden, und wahrscheinlich wäre ihm längst der Geduldsfaden gerissen. »Ich bin müde, ja«, räumte sie ein. »Aber es ist besser, wenn wir heute Abend zum Ende kommen.«
    Er machte ein zweifelndes Gesicht, und als ihm klar wurde, dass sie sich nicht umstimmen lassen würde, bestand er darauf, ihnen beiden einen Brandy einzuschenken. »Aus rein medizinischen Gründen«, bemerkte er mit einem sanften Lächeln und reichte ihr den kristallenen Schwenker.
    Miriam schloss die Augen, als der Alkohol durch ihre Kehle rann und seine Wärme sich im ganzen Körper ausbreitete. »Danke, dass Sie nicht fragen, warum ich Ihnen das alles erzählen muss, ehe

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