Das Versprechen des Opals
bitter in der Kehle. »Zumindest kriege ich meinen Auftritt vor Gericht«, sagte sie mit bedrohlicher Ruhe. »Ob ich gewinne oder verliere, Dempster wird der Wahrheit ins Auge sehen müssen und als Lügner dastehen. Aber es interessiert mich doch, wieso es dich betreffen sollte, wenn ich die Dempsters verklage.« Ihr eisiger Blick ließ ihn verstummen. »Es sei denn, du stecktest mit ihnen unter einer Decke.«
Es war totenstill, und aller Augen richteten sich auf Ralph.
»Ist das so?«, fragte Miriam.
Er fuhr sich mit dem Finger unter dem Kragen entlang und rückte unnötigerweise seine Krawatte zurecht. »Ich verhandle in einer geschäftlichen Angelegenheit mit Shamrock Holdings«, gestand er schroff. »Wir befinden uns noch in einem heiklen Anfangsstadium, und eine solche Sache wird mir und der Bank ungeahnte Schwierigkeiten bereiten. Wir investieren da eine Menge Geld, und das ist auch so schon hochriskant, ohne dass du Schwierigkeiten machst.«
Miriam funkelte ihn an, und wieder fuhr er sich mit dem Finger unter dem Kragen entlang. Sie sah die Schweißperlen auf seiner Stirn und den Trotz in seinem Blick. »Wer mit den Hunden heult, kriegt auch Flöhe«, erklärte sie kühl.
»Du musst aber sehr handfeste Beweise haben.« Fiona hatte die ganze Zeit geschwiegen. »Was hat dich nach all den Jahren zu diesem Entschluss gebracht? Und warum jetzt, wo du so krank bist?«
Alle schauten zu Miriam. Sie schluckte. »Darüber muss ich mit euch reden«, sagte sie und wich den Blicken aus. »Ich habe vielleicht nicht so viel Material, wie ich haben müsste, aber …«
»Um Himmels willen«, schäumte Ralph. »Willst du etwa sagen, du zerrst Dempster ohne jeden verdammten Beweis vor Gericht? Du bist eine Irre, ja, du bist gemeingefährlich. Gehörst unter Verschluss.«
»Rede nicht so mit meiner Großmutter«, fuhr Louise ihn an. »Setz dich hin und halt den Mund, Rafe. Du bringst uns nicht weiter.«
Miriam las die nackte Angst in Louises Augen nach dieser Anweisung, und sie bemerkte auch, dass Ralph weiß wurde vor Wut. Miriam wurde übel vor Schreck; sie fragte sich, ob Ralph je gewalttätig wurde und seine Frau vielleicht schlug – oder Schlimmeres. Louise musste beschützt werden, aber wie? Ralph hatte sie in der Hand wie eine Marionette, und ihn zu verlassen – dazu war Louise ebenso wenig imstande wie zu einem bewaffneten Raubüberfall.
Miriam nahm einen Schluck Wasser. Ihre Nerven waren verschlissen. Es war so schon schwer genug, ihnen allen gegenüberzutreten, ohne sich auch noch Sorgen um Louise zu machen. Sie blickte Fiona an und versuchte zu lächeln, aber ihre Gesichtsmuskeln waren starr vor Schmerz. »Ich hatte auf Unterstützung gehofft«, sagte sie leise. »Aber anscheinend muss ich es allein tun.«
Fiona langte über den Tisch und ergriff ihre Hand. »Ohne Beweise kannst du nicht klagen«, sagte sie sanft. »Jake hat Recht, Mim. Es geht nicht.«
Miriam schaute in die Runde. Sie tätschelte Fionas Hand und richtete sich kerzengerade auf. »Ich habe Beweise«, verkündete sie. »Aber ich weiß, dass ich mehr brauche, wenn ich die Dempsters wirklich zur Strecke bringen will.«
Sie wartete, bis die Proteste verstummt waren, und es entging ihr nicht, dass sie weniger nachdrücklich vorgebracht wurden. Die Neugier überwog jetzt offenbar. »Wir müssen dieUrkunden finden«, sagte sie in die Stille hinein. »Wenn wir sie haben, ist der Prozess gewonnen.«
»Urkunden? Was für Urkunden?« Ralph war totenblass geworden, und sein Blick war stahlhart.
»Die Besitzurkunden über die Mine. Sie werden zweifelsfrei beweisen, dass mein Vater und Patrick Partner waren und dass Patrick diese Familie um ihren rechtmäßigen Anteil betrogen hat.«
Fiona klatschte in die Hände. »Eine Schatzsuche.« Sie lachte. »Wie aufregend! Wann fangen wir an?«
»Nicht so hastig, Fiona.« Chloe nahm den Hut ab und schüttelte ihr Haar. »Mum wird sterben. Das ist nicht die richtige Zeit, um etwas zu suchen, das wahrscheinlich schon vor Jahren verloren gegangen oder vernichtet worden ist. Sie sollte sich jetzt entspannen, sich ausruhen und die Zeit genießen, die uns mit ihr noch bleibt.«
»Aber Mum – das ist doch genau das, was Mim jetzt noch munter hält. Und wenn wir die Urkunden finden – denk doch, wie froh sie sein wird, endlich zu ihrem Recht zu kommen.«
»Ich glaube, ihr alle lauft einem Hirngespinst hinterher«, knurrte Ralph. »Chloe hat Recht. Diese Urkunden existieren wahrscheinlich gar nicht mehr, und die
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