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Das Versprechen des Opals

Das Versprechen des Opals

Titel: Das Versprechen des Opals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley
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hatte offensichtlich keine Lust dazu.«
    Kate zog die Nadeln aus ihrem Hut und krempelte die Ärmel hoch. »Ich werde hier nicht kochen, ehe alles sauber ist«, erklärte sie entschlossen. »Besorg mir Wasser, eine Wurzelbürste und einen Eimer!«
    »Willst du nicht erst den Rest des Hauses sehen?«, fragte George betreten und ein bisschen ängstlich. Wenn Kate in dieser Stimmung war, musste man auf alles gefasst sein.
    »Ein Schock genügt mir«, knurrte sie. »Bestimmt muss dasganze Haus ausgeräuchert werden.« Sie wandte sich an Miriam. »Pack nichts aus«, befahl sie. »Wir schlafen vorläufig im Zelt.«
    Sie brauchten Wochen, um das heruntergekommene Haus in ein Heim zu verwandeln. Kate und Miriam schrubbten und scheuerten, bis alle Spinnweben verschwunden und die Fußböden blank gebohnert waren. Der Herd erstrahlte in einer neuen schwarzen Lackschicht. Mit Hilfe von zwei eingeborenen Jackaroos reparierte George das Dach und das Verandageländer, und sie besserten auch die Stufen und die Fliegentüren aus. Die Fenster bekamen neue Vorhänge, Bilder wurden aufgehängt, und auf den Böden lagen Kates feine Teppiche.
    Als ein paar Monate später der Fuhrunternehmer eintraf, wurde er mit Freudengeheul begrüßt, denn jetzt konnte Kate ihr feines Porzellan in der Vitrine aufstellen und das Wohnzimmer mit bequemen Sesseln und den langen Samtvorhängen ausstatten, die aus Sydney mitgekommen waren. Ihr Kristall wurde sorgfältig auf die Kommode gestellt, und die paar Nippes-Stücke, die sie nach dem Verkauf des Hauses in Sydney behalten hatte, verteilten sie auf kleine Tischchen. Der Flügel erhielt einen Ehrenplatz unter dem Fenster, und sie drapierten Kates indischen Seidenschal darüber.
    Den letzten Schliff bekam das Zimmer, als sie Henrys Gemälde über den neuen Kamin hängten. Dann stießen sie mit Champagner auf ihren Erfolg an. Kate und Miriam konnten das Haus nun ihr Zuhause nennen.
    Miriam beobachtete, wie die anderen sich daranmachten, den Dachboden zu durchsuchen. Leo übernahm das Kommando und hielt die Leiter, während Fiona und Louise oben mit einer Taschenlampe umherstöberten und Kisten und Kästen herunterreichten. Jake hatte sich irgendwohin zurückgezogen, und Chloe irrte in der Küche umher und versuchte den Abwaschzu erledigen. Die Familie arbeitete zusammen, wie sie es immer getan hatte. Die Kraft, die sie einander gaben, würde ihnen helfen zu überstehen, was auf sie zukam.
    Miriam war erschöpft. Die Schmerzen forderten einen immer größeren Tribut. Sie ging in ihr Schlafzimmer. Sie schluckte noch zwei Tabletten, zog sich aus und legte sich ins Bett. Es war ein langer – traumatischer – Tag gewesen, aber es war richtig gewesen, ihnen von dem Krebs zu erzählen, und richtig, sie über den bevorstehenden Prozess zu informieren. Denn sie waren die Menschen, die sie am meisten liebte – und Heimlichkeiten kränkten weit mehr als jede Wahrheit.
    Sie zog sich die Decke über die Schultern. Im Zimmer wurde es dunkler. Die Nacht brach schnell herein hier draußen. Durch die geschlossenen Fensterläden hörte sie das Klirren von Pferdegeschirr und das weiche Klopfen der Hufe auf dem Hof. Eine Männerstimme wehte herein, und in ihrem Klang lag der Widerhall einer anderen Zeit und verlieh ihrer Erinnerung an die frühen Tage Leben und Farbe, ihrer Erinnerung an einen Mann namens Edward.
    Im Jahr 1910 feierte Miriam ihren sechzehnten Geburtstag auf Bellbird. Sie konnte inzwischen ebenso gut reiten wie die Männer der Farm und hatte sich einen Ruf als Wildfang erworben. Aber sie spürte auch die Veränderungen, die in ihr vorgingen, und sie war sich der Seitenblicke bewusst, die die Viehtreiber und die jungen Männer ihr zuwarfen, mit denen sie auf den Scheunenbällen tanzte. Aber obwohl sie jeden Liebesroman verschlang, den sie in die Hände bekam, hatte sie selbst den Rausch der Gefühle und Sehnsüchte, wie er darin glutvoll dargestellt wurde, noch nicht erlebt, und sie fragte sich, ob es jemals geschehen würde.
    Edward Strong war zweiundzwanzig, als er nach Bellbirdkam. Miriam stand im Scheunentor und beobachtete, wie der Fremde in der staubigen Hose und im karierten Hemd auf den Hof geritten kam. Lässig schwang er sich aus dem Sattel und führte sein Pferd zum Wassertrog. Sein braunes Haar glänzte wie bernsteinfarbenes Feuer in der Sonne, als er den seltsamen Hut zog und sich den Schweiß aus dem Gesicht wischte.
    Sie lehnte sich an den Torpfosten und betrachtete ihn, als George aus dem

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