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Das Versteck der Anakonda

Titel: Das Versteck der Anakonda Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Lilienthal
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großen gelbschwarzen Insekten hin
     und her bewegten.
    »Wer sich eine Fahrrinne durch die Baumkronen schlägt, muss schnell sein. Wenn du dir dabei ein Wespennest in das Boot pflückst,
     kannst du nur noch springen und abtauchen. Auch eine Feuerameisenstraße genau über deiner Machete ist kein Vergnügen.«
    Paul lächelte schräg und schielte dabei ängstlich nach oben. Immerhin waren die Äste nicht viel mehr als einen halben Meter
     von seinem Kopf entfernt.
    Dann endlich waren sie am Ziel. An einer Stelle, wo das Flüsschen eine sanfte Rechtskurve machte, ragten einige große Felsbrocken
     aus dem Uferschlamm. Juanito steuerte das Kanu genau zwischen die beiden größten Steine, sprang heraus und zog es auf den
     weichen Boden hoch.
    »Angekommen. Von hier aus laufen wir keine zweihundert Meter bis zu meiner Obstplantage.«
    »Na, dann laufen wir mal. Mir jedenfalls läuft schon das Wasser im Mund zusammen.«

    Juanito hatte nicht zu viel versprochen. In seinem wilden Obstgarten wuchsen die prächtigsten Ananas und Mangos, die man sich
     vorstellen konnte. Sie waren höchstens halb so groß wie die Früchte, die Paul aus dem Supermarkt kannte, aber viel, viel leckerer.
     Noch bevor der mitgebrachte Flechtkorb auch nur eine einzige Mango oder Ananas gesehen hatte, waren schon ein halbes Dutzend
     Früchte in ihre Bäuche gewandert.
    »Hörst du das?«
    Juanito wandte den Kopf zurück in Richtung Fluss. »Was denn? Meinst du den Vogel dort?«
    »Schschsch!«
    Während er angestrengt zu lauschen schien, bedeutete Juanito Paul, ihm vorsichtig zu folgen.
    Auch Paul hatte das Geräusch inzwischen identifiziert. Es war der Motor eines Einbaums, der den Fluss hinauf oder hinunter
     fuhr. Lautlos bewegten sie sich in geduckter Haltung durch die Stauden und Farne. Wer immer dort unten war, Juanito wollte
     offensichtlich nicht von ihm gesehen werden. Als sie schließlich am Hang oberhalb der großen Steine angekommen waren, legten
     sie sich flach auf den Boden und schoben ihre Köpfe langsam über die Kuppe.
    Ein einziger Blick genügte. Weniger als dreißig Meter von ihnen entfernt sahen sie das lange, schmale Boot des Dschungelführers
     Wolf. Das Steuer des Außenborders in der einen Hand, eine Zigarre in der anderen, visierte er gerade die Durchfahrt zwischen
     zwei Felsbrocken an.
    »Wo ist Joe?«
    Pauls geflüsterte Frage beantwortete Juanito mit einem Schulterzucken. Von dem Anakondajäger war weit und breit nichts zu
     sehen.
    Inzwischen war der Einbaum nur noch wenige Meter von dem verdeckten Uferplatz entfernt, an dem sie ihr Kanu liegen hatten.
     Wolfs Gesichtsausdruck verriet eine gewisse Anspannung, seine Augen wanderten unablässig hin und her. Gelegentlich sah er
     auch über die Schulter hinter sich.
    »Siehst du den Rucksack?«
    Juanito wies in den Fußraum des Bootes, wo ohne jeden Zweifel nicht nur Joes greller Rucksack lag, sondern auch seine Fototasche
     und das noch immer neu glänzende Buschmesser.
    »Guck mal, er hat sogar Joes Hut auf!«
    Während sie dem langsam weiterfahrenden Boot hinterhersahen, dachten beide Jungen das Gleiche.
    »Was hat er mit Joe gemacht? Meinst du   …?«
    Paul wagte nicht, den Satz zu Ende zu sprechen, und sah seinen Freund mit großen Augen an. Juanito wirkte sehr entschlossen.
    »Sobald Wouf außer Sicht ist, müssen wir aufbrechen und Joe suchen«, sagte er.

    Sie mussten nicht einmal fünf Minuten warten.
    »Jetzt, los!«
    Die Jungen sprangen in großen Sätzen den Uferhang hinunter, zogen ihr Kanu ins Wasser und paddelten mitkräftigen Bewegungen in die Richtung weiter, aus der Wolf eben gekommen war.
    »Hast du nicht gesagt, Joe hätte von einer Insel gesprochen, auf der die Anakonda sein soll?«, wollte Juanito wissen.
    »Ja, wieso?«
    »Eine Stunde von hier verbreitert sich der Fluss zu einer Art See. Dort gibt es eine Insel. Eine ziemlich große. Das könnte
     die Anakondainsel sein!«
    Zum Glück waren sämtliche Hindernisse flussaufwärts bereits von Wolf und Joe beseitigt worden. Juanito und Paul legten sich
     so verbissen ins Zeug, dass sie schließlich nicht einmal eine Stunde brauchten, bis sich die große Wasserfläche vor ihnen
     auftat.
    Juanito zeigte nach links auf eine dicht bewachsene Bucht.
    »Da vorne, das gehört schon zur Insel. Siehst du den Baumstumpf, der aussieht wie ein Y? Dort können wir an Land gehen. Komm!«
    Als sie ein paar Minuten später das Kanu sicher vertäut hatten, sah sich Juanito aufmerksam um.
    »Hier entlang. Das Gras

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