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Das Versteck

Das Versteck

Titel: Das Versteck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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hoch genug gezogen haben. Das Gerücht besagte weiter, daß an der bewußten Stelle im Dunkeln immer noch Blutflecke und Reste von angetrockneter Hirnmasse klebten, was natürlich reiner Blödsinn war.
    Die eigentliche Gefahr für jeden, der aufrecht stehend durch den Tunnel fuhr, lag darin, in einer scharfen Kurve oder beim unerwarteten Beschleunigen des Zuges das Gleichgewicht zu verlieren und herauszufallen. Jeremy rechnete sich aus, daß es ungefähr sechs bis acht extreme Kurven auf der Strecke gab, wo Tod Ledderbeck leicht aus dem Wagen stürzen konnte, ohne daß man groß nachhelfen mußte.
    Die Warteschlange schob sich langsam vorwärts. Jeremy war weder ungeduldig, noch hatte er Angst. Je näher sie an die Einlaßschranken vorrückten, desto mehr steigerte sich seine Erregung. Gleichzeitig wurde er immer entschlossener. Kein Zittern der Hände, kein flaues Gefühl im Magen. Er wollte es endlich tun.
    Der Einsteigebahnhof glich einer Höhle mit riesigen Stalagmiten und Stalaktiten. Seltsame helläugige Geschöpfe schwammen in den trüben Tiefen unheimlicher Teiche, mutierte Albinokrebse krochen am Ufer herum und langten mit gräßlichen Riesenscheren nach den Leuten auf der Einstiegsplattform, schnappten nach ihnen, nur waren ihre Arme nicht lang genug, um sich ein zusätzliches Abendbrot zu greifen.
    Jeder Zug bestand aus sechs Wagen, in jeden paßten zwei Personen. Die Waggons waren wie die Segmente eines Tausendfüßlers angestrichen; den ersten schmückte sogar ein Insektenkopf mit beweglichen Kieferzangen und schwarzen Facettenaugen, ein richtiges Monstergesicht. Der letzte Wagen trug einen aufgebogenen Stachel, der mehr zu einem Skorpion denn zum Hinterteil eines Tausendfüßlers paßte. Es wurden immer zwei Züge gleichzeitig abgefertigt, und sie donnerten in Sekundenabstand in den Tunnel davon. Das Ganze war natürlich computergesteuert, und somit bestand keine Gefahr, daß zwei Züge ineinanderrasten.
    Jeremy und Tod wurden dem ersten Zug zugeteilt.
    Tod wollte eigentlich in den ersten Wagen, dort war das Risiko für ihre Mutprobe besonders groß, weil sie alles als erste erlebten: jeden Sturz ins Dunkel, den kalten Luftstrahl aus den Wanddüsen, die Explosion, wenn sie durch Schwingtüren ins gleißende Licht schossen. Außerdem gehörte zu einer echten Mutprobe auch das Angeben, und der erste Wagen bot die geeignete Plattform für derlei Exhibitionismus, weil die Passagiere der hinteren Wagen auf den hellen Streckenabschnitten wie gebannt zuschauten.
    Nachdem der erste Wagen bereits belegt war, rannten sie zum hinteren. Letzte im Zug zu sein war fast so gut wie erste, weil das Gekreisch der Leute vor einem den Adrenalinspiegel hob und die Erwartungen steigerte. Sicher in einem der mittleren Wagen zu sitzen paßte irgendwie nicht zu einer Mutprobe.
    Die Sicherheitsstangen senkten sich automatisch, als alle zwölf Passagiere ihre Plätze eingenommen hatten. Eine technische Aufsicht schritt die Plattform ab und vergewisserte sich, daß die Stangen fest eingerastet waren.
    Jeremy dankte dem Schicksal, daß sie nicht im ersten Wagen saßen, sonst hätte er zehn Augenzeugen hinter sich gehabt. In der pechschwarzen Finsternis der unbeleuchteten Tunnelabschnitte würde er nicht einmal seine eigene Hand vor Augen erkennen, um so weniger würde irgend jemand sonst sehen können, wie er Tod aus dem Wagen stieß. Doch hier ging es um den ultimativen Regelverstoß, und er wollte kein unnötiges Risiko eingehen. Alle potentiellen Augenzeugen saßen also direkt vor ihm und starrten nach vorn. Es wäre ihnen sogar unmöglich gewesen, sich nach hinten umzudrehen, weil jeder Sitz zum Schutz vor Rückstößen mit einer überhöhten Rückenlehne versehen war.
    Die Aufsicht hatte den Routinecheck beendet und gab dem Mann am Instrumentenpult das Signal zur Abfahrt.
    »Jetzt geht die Post ab«, sagte Tod.
    »Ja, jetzt geht die Post ab«, pflichtete Jeremy bei.
    »Astronauten-Asse!« johlte Tod.
    Jeremy biß die Zähne zusammen.
    »Astronauten-Asse!« grölte Tod noch einmal.
    Ach, zum Teufel. Einmal ist keinmal. Und Jeremy brüllte: »Astronauten-Asse!«
    Der Zug setzte sich nicht mit dem sonst bei Achterbahnen üblichen Rucken und Rütteln in Bewegung. Ein ungeheurer Preßluftschub katapultierte ihn regelrecht nach vorn, verbunden mit einem ohrenbetäubenden Knall, als wäre eine Kugel abgefeuert worden. Sie wurden in die Sitze gepreßt, flogen an dem Bedienungsmann vorbei und verschwanden im schwarzen Schlund des

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