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Das Versteck

Das Versteck

Titel: Das Versteck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Herausforderung dar, weil er schon in jungen Jahren irrsinnig gut gewesen war. Wenn er seine eigenen Bücher las, ergötzte er sich jedesmal aufs neue an seinem schriftstellerischen Können. Miss Culvert handelte in fiktiver Form von dem egozentrischen Leben seiner Mutter, das sie als Mitglied der respektablen Gesellschaft der oberen Mittelklasse in einem kleinen Städtchen in Illinois geführt hatte, und stellte zugleich die selbstzufriedene, muffige und fade »Kultur« des Mittleren Westens bloß. Er hatte die alte Hexe wirklich gut getroffen. Und wie er sie getroffen hatte. Als er Miss Culvert aufs neue las, mußte er daran denken, wie entsetzt seine Mutter über das Buch gewesen war, und wie gekränkt. Das bestärkte ihn damals in seinem Entschluß, sofort eine Fortsetzung zu schreiben. In seinem zweiten Roman, Mrs. Toivers, ging es um die Ehe seiner Mutter mit seinem Vater, ihre Witwenschaft und ihre Wiederheirat. Honell war überzeugt, daß dieses Buch seine Mutter umgebracht hatte. Die offizielle Diagnose lautete Herzanfall. Doch irgend etwas muß einen Herzinfarkt schließlich auslösen, und hier stimmte das Timing mit dem Erscheinen seines Buches und den Schlagzeilen, die es machte, perfekt überein.
    Als der unerwartete Besucher anklopfte, fühlte sich Honell unangenehm berührt. Sein Gesicht verzog sich säuerlich. Er zog die Gesellschaft seiner Romanfiguren jenen vor, die unerwartet oder ungebeten bei ihm eindrangen. Ja, selbst gebetenen Gästen, sei's drum. Seine Romangestalten waren immer sorgfältig ausgearbeitet und klar, während die Personen des wirklichen Lebens so … nun ja, unscharf, trüb, uninteressant und sehr komplex schienen.
    Er warf einen Blick auf die Kaminuhr. Zehn nach neun.
    Erneutes Klopfen. Diesmal mit mehr Nachdruck. Sicher einer seiner Nachbarn. Ein bedrückender Gedanke, denn sie waren allesamt Idioten.
    Honell beschloß, nicht aufzumachen. Aber in so einer ländlichen Gegend betrachtete sich jeder grundsätzlich als »guter Nachbar« und nicht als Belästigung. Wenn er auf das Klopfen nicht reagierte, würden sie ums Haus herumschleichen und durch die Fenster spähen. Und das alles nur wegen dieser gut nachbarschaftlichen Sorge um sein Wohlergehen. Herrgott, wie er diese Leute haßte! Er ertrug sie nur deshalb, weil er die Großstädter erst recht nicht ausstehen konnte, und die Leute in den Vorstädten waren ihm geradezu widerwärtig.
    Schließlich setzte er das Whiskeyglas ab, legte das Buch beiseite und stemmte sich aus dem Schaukelstuhl. Er ging mit der festen Absicht zur Tür, dem ungebetenen Besucher, wer immer er sein mochte, gründlich den Marsch zu blasen. Mit seiner Sprachgewalt brauchte er genau eine Minute, um jemanden fertigzumachen, zwei Minuten waren bereits lebensgefährlich. Schon das Vergnügen, jemanden so anschnauzen zu können, würde ihn für diese Ruhestörung entschädigen.
    Als Honell den Vorhang von der verglasten Eingangstür zurückzog, stellte er überrascht fest, daß der Besucher kein Nachbar war – vielmehr ein Unbekannter. Der junge Mann mochte höchstens zwanzig sein, war bleich wie der Tod, ganz in Schwarz gekleidet und trug eine Sonnenbrille.
    Honell machte sich keine Gedanken über die Absichten des Fremden. Der Canyon lag höchstens eine Autostunde von den belebteren Plätzen dieser Gegend entfernt und war wegen seiner unwirtlichen Umgebung und der schlechten Straße nicht besonders befahren. Einbruch und Diebstahl kamen hier so gut wie nie vor, weil die Einbrecher Orte bevorzugten, wo mehr zu holen war. Abgesehen davon besaßen die Leute hier draußen in ihren Blockhäusern sowieso keine Reichtümer.
    Der bleiche junge Mann machte ihn neugierig.
    »Was wünschen Sie«, fragte er durch die Tür.
    »Mr. Honell?«
    »Ja.«
    »S. Steven Honell?«
    »Soll das hier ein Verhör sein?«
    »Entschuldigen Sie bitte, Sir, sind Sie der Schriftsteller?« Ein Student. Ja, es konnte nur ein Student sein. Vor gut zehn Jahren – na ja, sagen wir, zwanzig – war Honell regelmäßig von Literaturstudenten belagert worden, die von ihm lernen oder einfach ehrfurchtsvoll zu seinen Füßen liegen wollten. Ein ruheloser Haufen, immer auf der Suche nach dem neuesten Trend und ohne Verständnis für die wirkliche hohe Kunst der Literatur.
    Zum Teufel, heutzutage konnten die meisten nicht einmal lesen; sie gaben doch nur vor, Studenten zu sein. Die Colleges und Universitäten, an denen sie angeblich studierten, waren doch bloß Kindergärten für in alle Ewigkeit

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