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Das Versteck

Das Versteck

Titel: Das Versteck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Alle drei sagten das gleiche: Hatch, Lindsey, Hatch und Lindsey, habt ihr die Zeitung gelesen? Habt ihr das in den Nachrichten über Cooper gehört, den Kerl, der schuld an euren Unfall war, Bill Cooper. Er ist tot. Ermordet. Er ist letzte Nacht umgebracht worden.
    Hatch gerann das Blut in den Adern. Nein, nicht das Blut, die Kühlflüssigkeit, die er in seinen Adern spürte.
    Gestern abend noch hatte er sich maßlos darüber aufgeregt, daß Cooper unbehelligt davongekommen war, und ihm den Tod an den Hals gewünscht. Moment mal. Nein, er hatte ihn verflucht und gedroht, daß er ihm alles heimzahlen und ihn in das eiskalte Wasser werfen würde, aber den Tod hatte er ihm nicht gewünscht. Und selbst wenn es so wäre? Schließlich hatte er ihn ja nicht umgebracht und trug auch keine Schuld an dem, was geschehen war.
    Während er die Nachrichten löschte und das Band zurückspulte, kam ihm der Gedanke, daß die Polizei ihn früher oder später vernehmen würde.
    Dann wieder fragte er sich, warum er sich eigentlich Sorgen machte. Vielleicht hatten sie den Mörder bereits verhaftet, dann fiel sowieso kein Verdacht auf ihn. Und warum sollte man ihn überhaupt verdächtigen? Er hatte doch nichts getan. Gar nichts. Warum kroch ein Schuldgefühl in ihm hoch wie der Tausendfüßler in einem langen dunklen Tunnel?
    Tausendfüßler?
    Die rätselhafte Vorstellung ließ ihn schaudern. Er konnte nicht sagen, woher sie kam. Es schien ihm, als hätte er sie gar nicht selber erdacht, vielmehr … empfangen .
    Er raste hinauf ins Schlafzimmer.
    Lindsey lag schon im Bett und war gerade dabei, sich zuzudecken.
    Die Zeitung lag auf seinem Nachttisch, wie jeden Abend. Er stürzte sich darauf und überflog die Titelseite.
    »Hatch? Was ist los?«
    »Cooper ist tot.«
    »Was?«
    »Der Kerl mit dem Biertransporter. William Cooper. Ermordet.«
    Sie schlug die Bettdecke zurück und setzte sich auf.
    Auf der dritten Seite wurde er fündig. Er setzte sich neben Lindsey auf die Bettkante, und sie lasen den Artikel gemeinsam.
    Wie es hieß, suchte die Polizei nach einem jungen Mann, Anfang Zwanzig, mit auffallend blasser Hautfarbe und dunklem Haar. Ein Nachbar hatte zufällig gesehen, wie er den Gartenweg des Apartmenthauses hinunterrannte. Er könnte eine Sonnenbrille getragen haben. Nachts.
    »Derselbe verdammte Mistkerl, der die blonde Frau getötet hat«, stieß Hatch hervor. »Die Sonnenbrille im Rückspiegel. Jetzt kann er auch noch meine Gedanken lesen. Er handelt aus meiner Wut heraus, tötet Menschen, mit denen ich abrechnen will.«
    »Das ist doch absurd. Das kann nicht sein.«
    »Doch.« Hatch fühlte sich hundeelend. Er drehte seine Hände hin und her, als erwartete er, Blutspuren von dem Bierfahrer zu entdecken. »Mein Gott, ich habe ihn auf Cooper gehetzt.«
    Er war zu Tode erschrocken. Ein heftiges Schuldgefühl würgte ihn, und er verspürte das dringende Bedürfnis, sich die Hände zu waschen und mit einer Drahtbürste zu schrubben, bis sie bluteten. Als er aufstehen wollte, versagten seine Beine, und er mußte sich wieder hinsetzen.
    Lindsey starrte ihn sprachlos an. Sie war ebenfalls bestürzt über die Nachricht, doch lange nicht so aufgewühlt wie Hatch.
    Da begann er von dem Spiegelbild des schwarzgekleideten jungen Mannes mit der Sonnenbrille zu erzählen, das letzte Nacht statt seines eigenen in der Spiegeltür erschienen war, als er vor Wut über Cooper kochte. Er gestand ihr auch, wie er später neben ihr im Bett gelegen und über Cooper gebrütet hatte und sein Ärger sich plötzlich in einer so ungezügelten Wut entlud, daß ihm die Adern schwollen. Und daß es ihm so vorgekommen war, als sei etwas in ihn eingedrungen und habe ihn überwältigt. Er erzählte von seinem Blackout. Und zur Krönung beschrieb er ihr noch seine unerklärlich heftige Reaktion auf den Artikel in dem Kunstmagazin und holte das Heft, um ihr die angesengten Seiten zu zeigen.
    Als Hatch zum Schluß kam, war Lindsey ebenso entsetzt wie er selbst, nur überwog bei ihr die Enttäuschung darüber, daß er sie nicht früher eingeweiht hatte. »Warum hast du mir nichts davon gesagt?«
    »Ich wollte dich nicht beunruhigen.« Er merkte selbst, wie lahm seine Erklärung klang.
    »Wir haben noch nie etwas voreinander verborgen. Wir haben immer alles miteinander geteilt. Alles.«
    »Es tut mir leid, Lindsey. Ich wollte nur … ich habe … diese letzten Monate … diese Alpträume von verwesten Leichen, Gewalt und Feuer … und dann seit ein paar Tagen diese

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