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Das Versteck

Das Versteck

Titel: Das Versteck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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golden.
    Der Himmel schien durchsichtig klar – und zutiefst geheimnisvoll.
     
    Regina bat Lindsey, ein paar ihrer Bilder in ihrem Zimmer aufhängen zu dürfen, und ihre Bitte klang ehrlich. Sie wählten drei aus. Gemeinsam klopften sie Nägel in die Wand und hängten die Bilder zusammen mit Reginas großem Kruzifix aus dem Heim auf.
    Dabei fragte Lindsey: »Hättest du heute abend Lust auf Pizza?«
    Regina war begeistert. »Ich liebe Pizza!«
    »Ich kenne eine wirklich nette Pizzeria, da ist die Pizza ganz knusprig, mit viel Käse drauf.«
    »Und Peperoni?«
    »Dünne Scheibchen, aber reichlich.«
    »Salami?«
    »Kannst du auch haben. Aber beißt sich das nicht ein wenig mit deiner vegetarischen Diät?«
    Regina wurde rot. »Ach das. An dem Tag hab' ich mich ziemlich beschissen, äh, ich meine, idiotisch benommen.«
    »Schon gut«, erwiderte Lindsey. »Wir alle benehmen uns hin und wieder etwas idiotisch.«
    »Nein, Sie nicht, und Mr. Harrison auch nicht.«
    »Wart's nur ab.« Lindsey stand auf einer Trittleiter und schlug einen Nagel für den Bilderhaken ein. Regina reichte ihr das Bild. »Hör mal«, fragte Lindsey. »Würdest du mir heute abend einen Gefallen tun?«
    »Einen Gefallen? Klar.«
    »Ich weiß, daß die Situation für dich nicht einfach ist. Du fühlst dich hier noch nicht richtig zu Hause und wirst auch noch etwas Zeit dafür brauchen …«
    »Aber es ist doch nett hier«, protestierte das Mädchen.
    Lindsey streifte den Bilderdraht über den Haken und richtete den Rahmen aus, bis er gerade hing. Dann setzte sie sich auf eine Stufe der Trittleiter und nahm Reginas Hände, die gute Hand und die verkrüppelte. »Du hast recht – es ist nett hier. Das ist aber nicht dasselbe, wie zu Hause. Ich wollte dich in diesem Punkt nicht drängen, im Gegenteil, ich wollte dir Zeit genug lassen, aber … Vielleicht geht es dir zu schnell, aber laß uns mit diesem Mr. und Mrs. Harrison aufhören und nenn uns beim Vornamen. Am besten gleich und besonders Hatch. Gerade jetzt würde es ihm sehr viel bedeuten, wenn du wenigstens Hatch zu ihm sagtest.«
    Das Mädchen senkte den Blick und schaute auf ihre ineinander verschränkten Hände. »Nun ja, ich denke … ja, das geht in Ordnung.«
    »Und weißt du, was? Es ist nicht ganz fair, daß ich dich jetzt schon darum bitte, bevor du ihn besser kennst. Aber weißt du, was jetzt das Schönste auf der Welt für ihn wäre?«
    Das Mädchen hielt den Blick noch immer gesenkt. »Was denn?«
    »Wenn du es übers Herz brächtest, Dad zu ihm zu sagen. Du brauchst nichts zu überstürzen. Überlege es dir. Es wäre einfach wunderbar, wenn du das für ihn tun könntest. Ich kann dir im Moment nicht erklären, warum, aber ich versichere dir eines, Regina – er ist ein guter Mensch. Er würde alles für dich tun, und wenn es sein muß, sein Leben riskieren und nichts dafür verlangen. Er wäre entsetzt, wenn er wüßte, daß ich überhaupt etwas von dir verlange. Aber eigentlich bitte ich dich nur, es dir zu überlegen.«
    Nach einer langen Minute schaute das Mädchen auf und nickte. »In Ordnung, ich werde es mir überlegen.«
    »Danke, Regina.« Lindsey richtete sich wieder auf. »Jetzt laß uns noch das letzte Bild aufhängen.«
    Lindsey markierte die Bildmitte mit einem Bleistift und trieb einen Nagel in die Wand.
    Als Regina ihr das Bild reichte, sagte sie drucksend: »Es ist halt so, daß ich noch nie im Leben … da gab's nie jemanden, zu dem ich Mom oder Dad sagen konnte. Das ist was ganz Neues für mich.«
    Lindsey lächelte beruhigend. »Das kann ich verstehen, Liebes. Wirklich. Und Hatch wird es auch verstehen, wenn es noch ein bißchen dauert.«
     
    Als helle Flammen aus dem Spukhaus loderten, die Hilferufe und Todesschreie immer lauter gellten, nahm etwas Seltsames im Feuerschein Gestalt an. Eine Rose. Eine schwarze Rose. Sie schwebte wie von Zauberhand geführt. Noch nie hatte Vassago etwas Schöneres im Leben, in der Welt der Toten oder im Reich der Träume erblickt. Leuchtend stand sie vor ihm, mit Blütenblättern so glatt und weich, als wären sie aus dem nachtschwarzen Samt des Himmels gemacht. Ihre Dornen waren köstlich scharf und spitz und glichen gläsernen Nadeln. Der grüne Stiel schimmerte wie Schuppen einer Schlangenhaut. Ein Blutstropfen lag auf einem Blütenblatt. Die Rose schwand aus seinem Traum, kehrte wieder – und mit ihr die Frau mit Namen Lindsey und das braunhaarige Mädchen mit den sanft-grauen Augen. Vassago gierte nach allen dreien: der

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