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Das Versteck

Das Versteck

Titel: Das Versteck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Holzsplitter, die sich in seine Haut bohrten. Mit einer Hand festgeklammert, mit der anderen nach einem festen Halt suchend, ein Fuß frei in der Luft schwebend und eine schwere Last über der Schulter. Dann ein Bersten und Reißen. Das Gefühl, daß plötzlich etwas gefährlich nachgab in dem geometrischen Gerüst, an das er sich klammerte – Hatch wurde durch ein kurzes, lautes Geräusch hinter der Tür in die Wirklichkeit zurückkatapultiert: das Reißen und Splittern von Holz, metallisches Kreischen und Kratzen, ein Krachen, Fallen.
    Da brach bereits eine neue Flut von Bildern und Empfindungen über ihn herein. Ein Sturz. Nach rückwärts in die finstere Nacht. Nicht sehr tief. Auf dem Boden aufschlagen. Ein kurzer Schmerz. Ein Überschlag im Gras. Neben ihm eine zusammengerollte Gestalt. Reglos. Sich hinrobben, das Gesicht ansehen. Regina. Die Augen geschlossen. Ein Halstuch über ihrem Mund verknotet – »Regina!« schrie Lindsey.
    Als die Realität sich wieder einklinkte, rammte Hatch bereits mit der Schulter gegen die Zimmertür. Die Sperre auf der anderen Seite gab nach, die Tür schwang auf. Hatch ging hinein und tastete sich an der Wand entlang, bis er den Lichtschalter fand. In der plötzlichen Helligkeit stieg er über den umgestürzten Schreibtischstuhl und ließ die Pistole kreisen. Der Raum lag verlassen da, wie er schon aus seiner Vision wußte.
    Hatch beugte sich aus dem offenen Fenster und sah die abgerissenen Ranken und Blüten des Spalierweins auf dem Rasen liegen. Weder eine Spur von dem Mann mit der Sonnenbrille noch von Regina.
    »Scheiße!« Hatch schnellte in das Zimmer zurück, packte Lindsey und schob sie aus dem Zimmer, über den Flur bis zum Treppenabsatz. »Du deckst die Vorderseite ab, ich die Rückseite. Er hat sich Regina geschnappt, halt ihn auf, mach schon, mach schon.« Sie hatte sofort begriffen, was er meinte, und flog geradezu die Treppe hinunter. Hatch dicht hinter ihr. »Erschieß ihn, leg ihn um, ziel auf seine Beine, auch wenn du Regina triffst, er versucht abzuhauen.«
    Lindsey erreichte die Haustür im selben Moment, als Hatch die letzte Treppenstufe nahm und in den kleinen Korridor rannte. Er stürmte in den Mehrzweckraum, in die Küche, warf im Vorbeilaufen einen Blick durch die rückwärtigen Fenster. Im Garten und im Innenhof brannte das Licht, aber er konnte niemanden sehen.
    Er riß die Verbindungstür zwischen Küche und Garage auf und drückte die Lichtschalter. Ehe die letzte Neonröhre zögernd angesprungen war, hatte er schon die drei Parkkojen abgesucht, hinter die Autos geschaut und bereits die hintere Garagentür erreicht.
    Er entriegelte das Vorhängeschloß, trat in den schmalen Seitenhof und spähte nach rechts. Keine Spur von dem Killer oder von Regina. Die Vorderseite des Hauses ging in diese Richtung, hier verlief auch die Straße, und gegenüber standen die anderen Häuser. Dies alles gehörte zu dem Terrain, das Lindsey abdeckte.
    Sein Herz pochte so wild, daß es ihm die Lunge abzuschnüren drohte, bevor er nur einen Atemzug nehmen konnte.
    Sie ist doch erst zehn Jahre alt, erst zehn.
    Er lief an der linken Hausseite entlang, bog um die Garagenecke und gelangte in den Hintergarten, zu dem Häufchen aus abgerissenen Blüten und Ranken des Spalierweins.
    So klein, noch so jung. Herr im Himmel, hilf.
    Aus Angst, in einen Nagel zu treten und sich kampfunfähig zu machen, schlug er einen Bogen um die gefährliche Stelle und begann fieberhaft, an der Einfriedung des Grundstücks entlang zu suchen, zwängte sich einfach durch die Sträucher und das Gebüsch und kroch sogar hinter die hohen Myrtenbäume.
    Ohne Erfolg.
    Schließlich kam er zu der Seite des Grundstücks, die am weitesten von der Garage entfernt lag, stolperte und fiel beinahe hin, als er um die Ecke bog. Er hielt die Pistole mit beiden Händen im Anschlag, sicherte den Plattenweg zwischen dem Haus und dem Gartenzaun. Auch hier war niemand.
    Von der Vorderseite des Hauses drang keinerlei Geräusch, auf jeden Fall kein Schuß, zu ihm herüber. Dann hatte Lindsey also ebenso wenig Glück wie er. Als einzig möglichen Fluchtweg konnte der Killer eigentlich nur irgendwo über den Zaun geklettert und über ein Nachbargrundstück geflüchtet sein.
    Hatch wandte sich von der Vorderseite des Hauses ab und ließ seine Blicke über die rund zwei Meter hohe Wand schweifen, die den Hintergarten umgab und ihn von den angrenzenden Gärten der Häuser am östlichen, westlichen und südlichen

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