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Das Versteck

Das Versteck

Titel: Das Versteck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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erreicht und war rasch eingestiegen.
    »Sie wird nicht ewig warten«, sagte Ken.
    »Gute Nacht, Ken.«
    »Andeutung verstanden.«
    »Gut.«
    Mit einem bedauernden Lächeln zog Ken die Tür auf, und der Wind peitschte durchsichtige Regentropfen auf die grauen Fliesen. Ken rannte in die Nacht hinaus.
    Jonas wandte sich von der Tür ab und ging die Korridore entlang zu den Aufzügen. Er fuhr in den fünften Stock hinauf.
    Er hatte Ken und Kari nicht zu sagen brauchen, daß er im Krankenhaus übernachten würde. Sie wußten, daß er es nach einer gelungenen Reanimation immer so hielt. Für sie war die Wiederbelebungsmedizin ein faszinierendes neues Forschungsgebiet, eine interessante Weiterführung ihrer eigentlichen Arbeit, eine Möglichkeit, ihr Fachwissen zu erweitern und geistig flexibel zu bleiben. Jeder Erfolg war sehr befriedigend, weil er ihnen eindringlich ins Gedächtnis rief, warum sie überhaupt Ärzte geworden waren – um zu heilen. Aber für Jonas war es mehr als nur das. Jede Reanimation war eine gewonnene Schlacht im nicht endenwollenden Krieg mit dem Tod, nicht einfach eine Heilung, sondern eine trotzige Herausforderung, eine zornig geballte Faust, die er dem Schicksal entgegenreckte. Die Wiederbelebungsmedizin war seine Liebe, seine Leidenschaft, seine Daseinsberechtigung, der einzige Grund, weshalb er morgens aufstand und in einer Welt weiterlebte, die ansonsten unerträglich farblos und sinnlos geworden war.
    Er hatte sich bei einem halben Dutzend Universitäten beworben und angeboten, an der jeweiligen medizinischen Fakultät zu lehren, wenn im Gegenzug ein Forschungszentrum für Reanimationsmedizin unter seiner Leitung geschaffen würde, wobei er einen beträchtlichen Teil der notwendigen Finanzmittel selber auftreiben könnte. Er war sowohl als Herzchirurg als auch als Reanimationsspezialist bekannt und hochangesehen, und deshalb vertraute er darauf, daß er die gewünschte Stellung bald erhalten würde. Aber er war ungeduldig. Es genügte ihm nicht mehr, Reanimationen zu leiten. Er wollte die Auswirkungen eines kurzen Todes auf die menschlichen Zellen erforschen, die Mechanismen der freien Radikalen und ihrer möglichen Neutralisatoren studieren, seine eigenen Theorien testen und neue Wege finden, um den Tod aus jenen zu vertreiben, von denen er bereits Besitz ergriffen hatte.
    Im fünften Stock erfuhr er im Schwesternzimmer, daß Harrison auf 518 gebracht worden war. Das war ein Zweibettzimmer, aber es gab zur Zeit genügend freie Betten, so daß Harrison so lange wie erforderlich allein bleiben konnte.
    Als Jonas Zimmer 518 betrat, waren Helga und Gina noch mit dem Patienten beschäftigt, der in dem Bett am regennassen Fenster lag. Sie hatten ihm ein Hemd angezogen und ihn an einen Elektrokardiographen mit Telemeter angeschlossen, dessen Zweitbildschirm sich im Schwesternzimmer befand. An einem Ständer neben dem Bett hing eine Flasche mit klarer Flüssigkeit, die dem Patienten intravenös in den von all den anderen Injektionen früher am Abend schon ganz blau angelaufenen linken Arm infundiert wurde. Es handelte sich um Glukose, angereichert mit einem Antibiotikum, um eine Austrocknung zu verhindern und den vielen Infektionen vorzubeugen, die alles zunichte machen konnten, was im OP erreicht worden war. Helga hatte Harrison gekämmt und legte den Kamm gerade wieder in die Nachttischschublade. Gina cremte behutsam seine Lider ein, damit sie nicht zusammenklebten, eine Gefahr bei dahindämmernden Patienten, die ihre Augen lange nicht öffneten, ja nicht einmal zwinkerten, und die manchmal unter reduzierter Tränendrüsenfunktion litten.
    »Das Herz arbeitet nach wie vor so regelmäßig wie ein Metronom«, sagte Gina, als sie Jonas sah. »Ich habe so das Gefühl, daß dieser Bursche hier noch vor Ende der Woche herumlaufen, Golf spielen, tanzen oder sich sonstwie amüsieren wird.« Sie zupfte an ihren Ponyfransen, die gut zwei Zentimeter zu lang waren und ihr ständig in die Augen fielen. »Er hat wirklich irres Glück gehabt.«
    »Keine voreiligen Schlüsse«, mahnte Jonas, der nur allzu gut wußte, daß der Tod sich gern einen Scherz mit ihnen erlaubte, indem er so tat, als zöge er sich geschlagen zurück, nur um dann erneut anzugreifen und doch noch den Sieg davonzutragen.
    Nachdem Gina und Helga sich verabschiedet und den Raum verlassen hatten, schaltete Jonas alle Lampen aus. Bis auf das schwache Leuchtstofflicht vom Korridor und das grüne Leuchten des Monitors war Zimmer 518 jetzt dunkel

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