Das Versteckspiel (T-FLAC) (German Edition)
dann schaute sie Kyle an. Der Länge nach ausgestreckt, die Arme hinter dem Kopf verschränkt, lag er am Boden. Das Licht des Sonnenuntergangs betonte die Konturen seines wohl geformten Körpers. Wie sexy er aussah … Hastig suchte sie ihre Kleidung zusammen.
Während er beobachtete, wie sie in ihre Unterwäsche schlüpfte, lächelte er.
»Was ist los? «, fragte sie.
Er hielt ihre Hand fest, ehe sie nach ihren Jeans greifen konnte, und sie landete auf seiner Brust. Mit beiden Händen umfasste er ihr Gesicht. Irgendwie gewann sie den Eindruck, er würde mit Röntgenaugen in ihr Gehirn starren und versuchen, ihre Gedanken zu lesen.
»Was siehst du? « Sie bemühte sich, möglichst beiläufig zu sprechen und ihre Verwirrung zu verbergen.
»Eine überaus loyale Frau.«
»Großartig! Das hört sich fast so an, als wäre ich ein treuer Hund. «
»Eine fabelhafte Liebhaberin.« Sein Blick wanderte über ihr Gesicht und konzentrierte sich wieder auf ihre Augen. »Und eine Frau, die einem Mann nicht so leicht vertraut.«
Das kannst du laut sagen!
»Dir vertraue ich. «
Er küsste sie voller Leidenschaft.
Ein Abschiedskuss?
»Besprechen wir, was zu tun ist, wenn’s hart auf hart geht. «
»
Wenn?
«
»Verlass dich drauf, Dschungel Girl, ein
Ob
gibt’s nicht. Wir brauchen Ausweichpläne. Okay, wir tun Folgendes …« Es missfiel ihm, in die Enge getrieben zu werden, keine anderen Möglichkeiten zu sehen.
Kurz nach dem Start hatte Delanie eine Rolle Klebeband aus ihrer bodenlosen Tasche geholt und die Sprünge an ihrem Fenster verklebt. Den Kopf an die Rückenlehne gelegt, nickte sie ein, nachdem sie ihre Müdigkeit stundenlang bezwungen hatte. Aber sie schlief nicht tief und fest. Stattdessen war sie wachsam geblieben. Diese Technik wandte auch Kyle an, wann immer ihm irgendwelche Gefahren drohten. Als Zivilistin dürfte Delanie keine solchen Fähigkeiten besitzen -und niemals darauf angewiesen sein.
Im abendlichen Dunkel, im gedämpften Licht des Armaturenbretts, betrachtete er ihr bleiches Gesicht. Die Lider waren leicht geschwollen. Vielleicht gestattete sie sich nur ein gewisses Quantum an Emotionen, bevor sie alle Gefühle verdrängte.
Das hätte er sich denken können. Nach den stürmischen Liebesakten würde sie ihre Verteidigungsbastionen sofort wieder aufbauen. Und was ihre Behauptung betraf, sie würde ihm vertrauen nie zuvor hatte er eine so eklatante Lüge gehört.
Er wollte ihr erklären, welch sinnloses Risiko sie einging. Wenn Montero ihre Schwester tatsächlich gefangen hielt, konnte sie das Mädchen nicht retten. Vorausgesetzt, Lauren lebte noch. Und wenn sich Delanie vor Augen führte, was sie bereits über Montero wusste, müsste sie hoffen, ihre Schwester wäre eines schnellen Todes gestorben.
Irgendetwas an Delanie erinnerte Kyle an seine Großmutter. Nicht im Aussehen, sondern im Temperament. Auch Martha Washburn war eigensinnig, rechthaberisch und dickköpfig gewesen. Und sie hatte ihre Familie über alles geliebt. Genauso wie Delanie. Verdammt, Kyle glaubte, Grammy wäre nicht einmal vor einem Mord zurückgeschreckt, um ihre Lieben zu schützen. Hätte irgendjemand gewagt, ein Mitglied ihrer Familie zu entführen, wäre sie ohne Zögern in die Höhle des Löwen gestürmt. So wie Delanie.
Seufzend rieb er sich das Kinn. Ja, die beiden glichen sich tatsächlich wie ein Ei dem anderen. O Gott, er vermisste das alte Mädchen…
Über den beiden Flughäfen von San Cristobal drehte er eine große Runde, in der Hoffnung, die Spürhunde wären inzwischen zurückgerufen worden. Offensichtlich nicht. In dieser Gegend wurde ein Mordversuch unverzüglich mit dem Tod bestraft. Man stellte keine Fragen. Auf den beiden kleinen Flughäfen wimmelte es nur so von Soldaten und Polizisten, Suchscheinwerfern und Hunden.
Die Zeit drängte, und es gab keine Alternativen. Nicht zuletzt, weil sein Treibstoff zur Neige ging. Widerstrebend steuerte er den Izquierdo an und weckte Delanie.
Mit jeder Minute wuchs sein Unbehagen.
Am späten Abend, lange nach dem Dinner, erreichten sie die Hazienda. Auf dem Weg zu ihrer Suite trafen sie keine Menschenseele. Während Delanie, vor Müdigkeit halb benommen, in die Duschkabine taumelte, läutete Kyle nach einem Dienstboten und bestellte eine Mahlzeit.
In ihrem seidenen Morgenmantel, der an der feuchten Haut klebte, betrat sie das Schlafzimmer. Mittlerweile war das Essen serviert worden. Aus einem nachlässig zusammengesteckten Haarknoten hingen nasse Strähnen
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