Das Versteckspiel (T-FLAC) (German Edition)
die Achseln. »Wahrscheinlich morgen Vormittag.«
»Vor Montag müsste es passieren. « Der Gastgeber sog an seiner Zigarre. »In der Nachrichtensendung wurde berichtet, zwanzigtausend Soldaten seien einsatzbereit. « Als Kyle verächtlich schnaufte, grinste Ramón. »Dass es nur zweitausend sind, braucht die Öffentlichkeit nicht zu wissen. «
»Unsere Insider habe ich bezahlt. « Kyle drehte sein Glas hin und her. »Kurz vor morgen Mittag werden die Aufstände und Plünderungen beginnen. Zweifellos wird man sofort ein Ausgeh und Alkoholverbot verhängen. Sobald die Bevölkerung von Palacios, Tod erfährt, springt Velasquez in die Bresche. Das Krankenhauspersonal kann nicht bis in alle Ewigkeit zum Stillschweigen verpflichtet werden. Demnächst wird irgendwer ausplaudern, man würde den Präsidenten auf der Intensivstation behandeln. «
»Dann läuft ja alles nach Plan«, triumphierte Montero. »Hat’s reibungslos geklappt? «
»Selbstverständlich.« Kyle nippte an seinem Whiskey und ließ den rauchigen Geschmack auf der Zunge zergehen. »Genauso, wie wir’s besprochen haben.«
»Du warst der Einzige, dem ich diesen heiklen Job anvertrauen konnte«, betonte Montero und musterte ihn durch die grauen Schwaden, die seine Zigarre verbreitete. »Danke,
amigo
. «
»
De nada
«, erwiderte Kyle trocken.
Der Hurensohn ist eiskalt,
dachte er. Um seinen Zorn zu verbergen, setzte er eine unergründliche Miene auf. Keine Sekunde lang durfte er aus der Rolle fallen. Sonst würde er sein Leben riskieren.
»Und die Viren? Alles in Ordnung?«
»Natürlich. Bevor ich das Haus betrat, brachte ich die lebenden Kulturen ins Labor. Wenn wir den Umfang der ersten Order kennen, beginne ich mit der Produktion. « Wie hätte sich Delanie verhalten, wäre sie über die Fracht im Hubschrauber informiert gewesen? »Um wie viel Uhr erwartest du am Donnerstag die letzten Angebote? «
»Um zwölf, nach unserer Zeit. Die erste Lieferung geht an den Meistbietenden. An dieser Summe müssen sich die künftigen Käufer orientieren. «
»Exzellent! Am Montagmorgen lege ich los«, erklärte Kyle leichthin. Am Montag würde man Anklage gegen Montero erheben. »Übrigens«, fuhr er fort und lächelte dünn, »mit der zweiten Fracht ist ein Geschenk für dich eingetroffen. Ich hab’s in meinem Zimmer. Morgen gebe ich’s dir. «
»Oh, du hast mir ein Geschenk gekauft? «, rief Montero sichtlich erfreut. Dann fragte er wie ein aufgeregtes Kind zu Weihnachten: »Was ist es denn? «
»Ein paar Stunden musst du dich noch gedulden«, erwiderte Kyle lässig. »Es wurde zusammen mit ein paar Utensilien verpackt, die ich im Labor brauchte. Beim Frühstück kriegst du’s. «
»Wie grausam du mich auf die Folter spannst, amigo … Also gut, ich werde geduldig auf mein Geschenk warten. « Montero stieß einen übertriebenen Seufzer aus. Dann rollte er die glatte Zigarre zwischen seinen Fingern und wechselte das Thema. »Und Delanie? War sie bei dir, als du Caesar kaltgemacht hast? «
Kyle kreuzte die Fußknöchel und lehnte sich in die weiche Lederpolsterung seines Sessels zurück. »Natürlich nicht. Warum? Sollte sie zuschauen? « Monteros sonst so seelenlose schwarze Augen verrieten eine uncharakteristische Nervosität. Da die Ermordung des Präsidenten sicher nicht auf seinem Gewissen lastete, mussten diese eigenartigen Gefühle mit Delanie zusammenhängen. Kyle beobachtete den kurzen Blick, den Ramón seinem Leibwächter zuwarf. »Während Palacios starb, ging sie einkaufen. Sie hat keine Ahnung. « Nun musste eine andere Frage geklärt werden. »Nur aus Neugier warum diese verdammte Droge? Was hast du dir dabei gedacht? Delanie ist völlig ausgeflippt. Deshalb musste ich ihren geilen kleinen Arsch früher nach San Cristobal schleifen als geplant. Ich lasse mich nicht gern manipulieren, Ramón. Nicht einmal, wenn ich einen ungewöhnlich einfallsreichen Partner habe. «
»Reg dich nicht auf, sie hat nur eine muestra von unserem neuen Produkt bekommen. Eine kleine Probe. Effektiv?«
»Ziemlich effektiv! «, fauchte Kyle. »Wäre nett von dir gewesen, wenn du mich vorher gewarnt hättest. Ich mag’s nicht, wenn man mich als Versuchskaninchen benutzt. « Viel sagend hob er die Brauen. »Mit diesem Zeug werden wir ein Vermögen machen. Wurde es schon auf dem Markt getestet? «
»Noch nicht der Koch hat’s eben erst perfektioniert. «
Kyle kannte Dr. Montgomery, einen Chemie-und Biologieprofessor, den Montero von Stanford weggelockt hatte.
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