Das Versteckspiel (T-FLAC) (German Edition)
Jetzt arbeitete er in der »Küche« auf dem Izquierdo. Um seinen ersten Auftrag auszuführen, hatte er rohes Kokain in weißes Pulver verwandelt. Der Mann war völlig skrupellos. Für Geld tat er alles. Sogar falsche Nummernschilder würde er herstellen.
»Im Gegensatz zu Rohypnol hat die neue Droge einen ganz besonderen Vorteil. « Langsam ließ Montero seinen Whiskey im Glas kreisen. »Der Benutzer bleibt bei klarem Bewusstsein und kann die Wirkung in vollen Zügen genießen. Allerdings besteht die Möglichkeit des Gedächtnisschwunds. Wie hoch dieses Risiko ist, wissen wir noch nicht. Außerdem glaubt der Koch, es könnten noch andere unerwünschte Nebenwirkungen auftauchen. « Der Drogenboss lächelte sanft. »Und jetzt die gute Neuigkeit. Nachdem man das Zeug drei oder viermal genommen hat, wird man süchtig. Bedauerlicherweise neigen alle unsere Testpersonen zum Schwachsinn aber erst nach längerem Gebrauch. « Mit einer lässigen Geste tat er diese kleine Unannehmlichkeit ab. »Wenn’s um originelle neue Drogen geht, sind unsere Kunden unersättlich. Dr. Montgomery arbeitet gerade an den kleinen Nebenwirkungen unseres Produkts. Natürlich dürfen wir nicht zulassen, dass unsere Klientel den Überblick über ihre Finanzen verliert, oder? «
Trotz seines hellen Zorns erweckte Kyle den Eindruck, das alles würde ihn nur mäßig interessieren. Am liebsten hätte er Montero wie ein widerwärtiges Insekt unter der Stiefelsohle zertreten.
Noch vor dem Samstag.
»Was für Testpersonen habt ihr benutzt? «
»Einheimische.
Putas
, Straßenjungen. Nur unbedeutendes Gesindel.«
Langsam stand Kyle auf. Statt dem Bastard die Zähne einzuschlagen, ging er zur Bar. »Diese Droge müsste uns ein paar Millionen einbringen. «
»O ja«, bestätigte Ramón grinsend. »Wahrscheinlich werde ich sie >Impulse< nennen. Entweder kann man sie in Pillenform kaufen da schlagen unsere Marketing-Experten eine Klarsichtpackung vor oder als Pulver in einem Dosierspender…«
»Faszinierend«, fiel Kyle ihm ins Wort, sank wieder in seinen Sessel und setzte eine gelangweilte Miene auf. »Aber die Vermarktung ist mir egal, solange das Produkt einen möglichst großen Gewinn abwirft. Wo wird’s denn hergestellt? « Wenn er das biochemische Labor zerstört hatte, würde er die Drogenküche mit wahrer Wollust auseinander nehmen.
»Hier auf dem Izquierdo. Morgen kannst du das Drogenlabor inspizieren. Zusammen mit den anderen Gästen.«
»Und wann wird das Zeug ausgeliefert? «
»Spätestens in einem Monat«, verkündete Montero freudestrahlend.
»Grandios.« Das meinte Kyle ernst. Wenigstens war das verdammte Gift noch nicht im Umlauf. Nur mehr vier Tage dann würden die Fabriken in Schutt und Asche liegen. »Wie ich sehe, kannst du alles realisieren, was auf deiner Wunschliste steht, mein Freund«, bemerkte er und prostete seinem Partner zu.
»Auf
unserer
Wunschliste.«
»Meine wird immer kürzer. « Jetzt war es an der Zeit, den Schurken ein bisschen zu beunruhigen. »Vertraust du Kensington und den anderen? «
»Natürlich …«
Kyle verdrehte ungläubig die Augen. »Bildest du dir ein, der chinesische Geheimbund, also die Tong, hätte Sugano nur aus normalem geschäftlichem Interesse hierher geschickt? Dürfen wir uns auf die Leute verlassen, die in unserem Auftrag die Organisation unterwandern? Immerhin spricht keiner von uns diese Sprache. Wie zum Teufel können wir sicher sein …” Seine Stimme erstarb.
»Was sagst du da? Können wir unseren Partnern nicht trauen? «
Seufzend zuckte Kyle die Achseln. »Bisher hat mich mein Misstrauen am Leben erhalten. Ich decke dir den Rücken, amigo. Und du passt auf meinen auf. «
»Was ist mit der Kleinen? Die hast du in eine Situation hineingezogen, die uns vielleicht gefährden wird, wenn sie mit den falschen Leuten redet. «
»Ich habe sie nach San Cristobal mitgenommen, weil du sie mit deinem neuen Aphrodisiakum voll gepumpt hast und weil ich´s für richtig hielt. « In eisigem Ton fuhr Kyle fort: »Inzwischen musstest du wissen, dass ich solche Verhöre hasse. Es war dein Fehler, eine Frau zu diesem kritischen Zeitpunkt hierher zu bringen. Und ich bin nur deshalb mit ihr auf den Izquierdo zurückgeflogen, weil sie im Hubschrauber auf mich gewartet hat, als mich die National Guard abknallen wollte. « Klirrend stellte Kyle sein Glas auf den kleinen Tisch an seiner Seite und starrte Montero durchdringend an. »Da ich sie ohnehin schon am Hals habe, werde ich mich noch ein paar
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