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Das versteckte Experiment (German Edition)

Das versteckte Experiment (German Edition)

Titel: Das versteckte Experiment (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Kramer
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Waldmann hinuntersehen, der noch einen bequemen Platz für seine langen Beinen suchte. Anders als auf dem Foto war dieser schlecht rasiert und hatte graue und keine dunklen Haare. Er trug einen grauen Anzug, keine Krawatte. Das Ende einer hellblauen Krawatte hing aus der linken Seitentasche seines Jacketts.
    Jan vermisste den Lodenmantel und den Hut. Dafür entsprach das Benehmen des Mannes immerhin so ungefähr seinen Erwartungen. Jan mochte keine Menschen, die autoritär auftraten, schon gar nicht, wenn die Autorität durch ein Amt oder gar eine Uniform verliehen wurde. Am liebsten begegnete er solchen Menschen mit Ironie. Mit Ironie kann man selbsternannte Autoritäten leicht entwaffnen. Nur besteht dabei die Gefahr, dass sie noch unangenehmer oder gar gefährlich werden.
    „Sie sind Jan Sörensen?“
    Die Frage kommt ein bisschen spät, dachte Jan.
    „Ja“, antwortete er brav.
    „Sie sind 18 Jahre alt und gehen auf das Gutenberg-Gymnasium zur Schule?“
    „Ich habe den BND wohl unterschätzt“, erwiderte Jan.
    Waldmann zuckte mit dem rechten Mundwinkel, der sich dabei nach unten bewegte. Das hatte Jan noch nie gesehen. Den Mundwinkel nach oben anzuheben, ist kein Kunststück, überlegte er, aber nach unten ziehen, dafür musste Waldmann lange geübt haben. Vielleicht lernt man das ja beim Geheimdienst, dachte Jan und musste schmunzeln.
    „Bitte beantworten Sie meine Frage!“, wiederholte der Mann auf der Couch in einem fast ruppigen Ton.
    „Ich bin 18 Jahre alt und gehe auf das Gutenberg-Gymnasium zur Schule“, wiederholte Jan mit Waldmanns Worten.
    „Ist Ihnen in der letzten Zeit etwas Ungewöhnliches aufgefallen?“
    Die Frage kam Jan irgendwie bekannt vor.
    „Nein, nichts“, antwortete er.
    „Sie haben einen Computer? Sie surfen oft im Internet?“
    „Manchmal.“
    „Auch gestern?“
    „Auch gestern und heute.“
    „Kennen Sie eine Person, die Christine heißt?“
     
    Diese Frage überraschte Jan nicht wirklich. Aber er kannte Christine nicht. Er hatte oft mit ihr gechattet, aber er wusste ja fast gar nichts von ihr. Christine war ein User-Name. Wer sich dahinter verbarg, wusste Jan nicht.
    „Nein“, antwortete er.
    Waldis Mundwinkel zuckten zweimal hintereinander nach unten und auf seiner Stirn zeigten sich tiefe Runzeln.
    „Was ist eigentlich der Grund Ihres Besuchs?“, fragte Jan jetzt entschlossen.
    „Es gehen merkwürdige Dinge vor im Internet“, antwortete Waldmann nach einer kurzen Denkpause, „und wir haben Hinweise, dass Sie etwas damit zu tun haben.“
    „Das ist Unsinn!“, erwiderte Jan schmunzelnd. „Was für Hinweise sind das?“
    „Das kann ich Ihnen nicht sagen.“
    „Schade, vielleicht könnte ich Ihnen die merkwürdigen Dinge erklären.“
    Der Riese stand auf und baute sich drohend vor Jan auf.
    „Sie sollten mit uns kooperieren, Herr Sörensen! Sie könnten sonst ziemlichen Ärger bekommen!“ brummte er.
    Waldmanns Drohgebärde konnte Jan nicht beeindrucken. „Wenn Sie mir sagen, worum es eigentlich geht, kann ich Ihnen vielleicht helfen.“
    „Sie werden wieder von mir hören!“, sagte Waldmann, drehte sich um und ging. Der Blitzbesuch war beendet. Draußen vom Flur her hörte Jan einen hellen Ton, der wie ein Glockenschlag klang. Ein lauter Fluch folgte unmittelbar und schließlich hörte Jan die Haustür ins Schloss fallen.
    Als Jan den Flur betrat, sah er die Deckenlampe wild pendeln und rotieren. Unter dem Schuhschrank ragte eine weiße, zuckende Schwanzspitze hervor.
    „Kannst wieder herauskommen, Mausi, Kommissar Rex ist weg!“
    Jan brannte darauf, Christine von der Begegnung zu erzählen.
    Nachdem er endlich online war, tippte er hastig:
    „Ich hatte Besuch vom BND.“
    „Wirklich?“
    „Ja, und der Typ hat sich nach dir erkundigt.“
    „Was hast du ihm erzählt?“
    „Nichts.“
    „Damit wird er aber nicht zufrieden gewesen sein.“
    „Das denke ich auch, er wird sicher wiederkommen.“
    „Und was erzählst du ihm dann?“
    „Nichts, schließlich weiß ich ja auch nichts über dich.“
    „Und wenn du etwas über mich wüsstest?“
    „Dann würde ich auch nichts verraten. Du kannst mir also ruhig etwas über dich erzählen!“
    „Das werde ich tun, denn ich brauche deine Hilfe.“
    „Meine Hilfe?“
    „Ja, das setzt aber voraus, dass du mir vertraust und ich dir vertrauen kann.“
    „Geht es um etwas Ungesetzliches?“
    „Nein, jedenfalls musst du nichts Ungesetzliches tun. Aber ich weiß, dass du Zivilcourage hast.“
    „Woher

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