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Das verstummen der Kraehe

Das verstummen der Kraehe

Titel: Das verstummen der Kraehe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Kornbichler
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Anrufbeantworter ab. Der Duft der Rosen stieg mir in die Nase und erinnerte mich an das Gespräch mit Beate Angermeier. Ich schob die Erinnerung daran beiseite. In den folgenden zwei Stunden erledigte ich so viel wie in den vergangenen Tagen nicht. Es war ein befriedigendes Gefühl. Als ich eine kleine Pause einlegte, holte ich mir eine Schale Kompott als Frühstück und aß es auf dem Sofa. Dann platzierte ich den Laptop auf meinen Oberschenkeln und brachte mich mit verschiedenen Nachrichtenseiten auf den neuesten Stand des Weltgeschehens.
    Dabei musste ich schon wieder eingeschlafen sein, denn als ich die Augen öffnete, beugte Funda sich über mich und lächelte mich an. Sie am Samstag hier zu sehen, brachte mich völlig durcheinander. Genauso sah ich sie offenbar auch an, denn sie setzte mit ihrer Zimmerbrunnenstimme sofort zu einer Erklärung an.
    »Meine Tochter hat heute Großelterntag, und mein Mann ist beruflich unterwegs.«
    »Warum nutzt du die Zeit nicht und gehst mal ausgiebig shoppen?«
    »Mein Gehalt bekomme ich erst Ende des Monats«, antwortete sie grinsend.
    »Verstehe. Und was ist mit Freundinnen?«
    »Die haben heute alle Familientag. Ich dachte, ich helfe dir ein wenig.«
    »Woher wusstest du, dass ich hier bin?«
    »Deine Mutter hat mir erzählt, dass du samstags oft arbeitest.«
    »Magst du Apfel-Quitten-Kompott?«
    »Selbst gemacht?«
    »Sehe ich so aus, als würde ich Fertignahrung essen?«
    »Ja.«
    »Alles klar. In der Küche steht die Schüssel. Nimm dir eine große Portion, und dann erzählst du mir etwas aus deinem Leben.«
    In diesem Moment meldete mein Handy eine SMS. Henrike schrieb: Bin auf dem Weg zu dir. Hast du Zeit? Ich antwortete: Ja .
    Funda kam mit einer Schale Kompott zurück, setzte sich in die andere Sofaecke und fragte, was ich wissen wolle, während sie sich einen Löffel voll in den Mund schob.
    »Wie deine Tochter heißt, wie dein Mann heißt, welchen Beruf er hat, der ihn samstags beschäftigt, ob du gute Freundinnen hast, wohin du am liebsten in den Urlaub fährst, welche Musik du gerne hörst, welche deine Lieblingsfarbe ist …«
    »Okayokay«, unterbrach sie mich, »das schmeckt übrigens sehr gut. Man könnte allerdings noch ein bisschen Zimt drüberstreuen. Hast du welchen?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Meine Tochter heißt Leila, mein Mann Joachim, er arbeitet als Kreativer in einer Werbeagentur und ist gerade wegen eines Filmdrehs in Berlin, ich habe sehr gute Freundinnen, eine sogar noch aus der Grundschule, im Urlaub fahre ich am liebsten in die Türkei, ich liebe die Musik von Adele, ganz besonders den Song ›Someone Like You‹, traurig, aber wunderschön, noch mehr liebe ich Gebrabbel meiner Tochter kurz vorm Einschlafen, und meine Lieblingsfarbe ist Wasserblau. Welche ist deine?«
    »Die wechselt ständig, ich kann mich einfach nicht entscheiden. Wie schaffst du es eigentlich, immer so fröhlich zu sein?«
    »Das mit dem Immer kommt nicht ganz hin. Aber ich mag die Arbeit hier und komme gern her. Außerdem gebe ich mir natürlich Mühe, gute Laune zu verbreiten. Du willst hier bestimmt keiner Miesepeterin gegenübersitzen.«
    Und ich hatte nicht einmal bemerkt, dass sie sich Mühe gab. »Versprichst du mir etwas, Funda?«
    »Kommt drauf an.«
    »Solltest du mal nicht gut drauf sein, verbirg das nicht. Ich will nicht, dass deine Zeit hier im Büro zu einem Seelenkraftakt ausartet. Versprochen?«
    »Liebend gerne!«
    »Darf ich dich noch etwas fragen?«
    »Klar.«
    »Warum hast du dir ein Kind gewünscht?«
    Funda sah mich einen Moment verdutzt und zuckte dann mit einem Lächeln die Schultern. »Kinder gehören doch ganz selbstverständlich zum Leben.«
    »Was hättest du gemacht, wenn du festgestellt hättest, dass es nicht klappt und du nicht schwanger wirst. Hättest du das akzeptiert?«
    »Auf keinen Fall! Ich hätte alles Mögliche versucht.«
    »Und was wäre gewesen, wenn dein Joachim keine Kinder hätte haben wollen?«
    »Dann hätte ich mich von ihm getrennt.«
    »Einfach so?«
    »Leicht wäre mir das bestimmt nicht gefallen. Aber was willst du mit einem Mann, der sich gegen Kinder entscheidet?«
    »Auch solche Männer können nett sein.«
    »Nett reicht leider nicht für ein ganzes Leben.«
    Ich musste lachen. »Ich meinte damit auch ein bisschen mehr als nett.«
    »Reicht auch nicht«, antwortete Funda unerschütterlich.
    »Was wäre gewesen, wenn du Joachim geheiratet hättest und ihr dann festgestellt hättet …«
    »In dem Fall hätten wir

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