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Das verstummen der Kraehe

Das verstummen der Kraehe

Titel: Das verstummen der Kraehe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Kornbichler
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weitergehen«, sagte Henrike und zog mich hinter sich her.
    »Wieso hast du es denn so eilig?«
    »Dreh dich nicht um, sondern geh einfach weiter!«
    »Kannst du mir das bitte mal erklären?«
    »Ich bin mir ziemlich sicher, dass Rosa in Nils deinen Angreifer von der Würm wiedererkannt hat. Ich kenne sie jetzt immerhin seit einem Jahr, und so habe ich sie noch nie erlebt.«
    »Du meinst, Nils hätte …?« Die Worte blieben mir im Hals stecken. Ich erinnerte mich an Rosas Zurückweichen, als ich sie begrüßt hatte, nachdem ich von meinem letzten Treffen mit Nils gekommen war. Auch da hatte sie die Rute eingezogen und einen riesigen Bogen um mich gemacht. Ich hatte angenommen, sie mit einer falschen Bewegung erschreckt zu haben, dabei hatte ich Nils’ Geruch mit nach Hause gebracht. »Aber wieso denn nur?«
    »Vielleicht hat er mit der Hackerbande zu tun? Er war es doch, der dir diese Sache mit der externen Festplatte erzählt hat, die angeblich von einem Teenie an Ben übergeben wurde. Ich denke, er wollte herausfinden, ob Ben einen solchen Datenträger hinterlassen hat und ihr ihn in der Zwischenzeit irgendwo gefunden habt. Vielleicht gibt es diese Festplatte tatsächlich. Schließlich hatte Ben seinem Verbindungsmann bei der Kripo Material in Aussicht gestellt. Ich könnte mir vorstellen, dass dieser Nils nervös geworden ist, als du ihm von einer neuen Spur in Bens Fall erzählt hast.«
    »Aber wieso hätte er mich denn mit der Nase auf diese Festplatte stoßen sollen? Stell dir vor, wir hätten sie tatsächlich gefunden und hätten ihn darauf entdeckt. Dann hätte er sich doch selbst ans Messer geliefert!«
    »Das glaube ich nicht. Hättet ihr auf dieser Festplatte einen Hinweis auf ihn oder ein Foto von ihm entdeckt, wäre das in euren Augen vermutlich weder auffällig noch verdächtig gewesen. Und hättet ihr tatsächlich eine Festplatte gefunden, hättest du es ihm in eurem Gespräch sicherlich erzählt.«
    »Aber wieso hätte er mich überfallen sollen?«
    »Weil du dich für seinen Geschmack vielleicht ein wenig zu engagiert auf diese Sache gestürzt hast.«
    Das musste ich erst einmal verarbeiten.
    »Und jetzt?«, fragte ich, als wir am Auto angekommen und eingestiegen waren.
    »Jetzt werde ich meinen Kollegen einen entsprechenden Hinweis geben.«
    »Mehr kannst du nicht tun?«
    »Sollen sie hingehen und ihn festnehmen, bloß weil Simons Hund ihn angeknurrt hat? Bisher gibt es nur Spekulationen, aber keinen einzigen Beweis.«
    »Dann durchsuchen wir Bens Wohnung eben noch einmal.«
    Am liebsten hätte ich es gleich getan, aber ich wollte warten, bis meine Eltern aus dem Haus waren. Sie sollten nichts davon mitbekommen. Als meine Mutter am nächsten Morgen zum Frühdienst ins Hotel aufgebrochen war und mein Vater zwei Stunden später zu einer dreiundsiebzigjährigen Kundin aufbrach, um ihr das Internet zu erklären, stieg ich mit Henrike und Funda, die darauf bestand, uns zu helfen, die Treppen ins Dachgeschoss hoch.
    In der Wohnung roch es intensiv nach Lilien. Meine Mutter hatte einen frischen Strauß in die Küche gestellt. Ich ging durch alle Räume und öffnete die Fenster. Als ich in Bens Zimmer kam, hatte Henrike bereits damit begonnen, Millimeter für Millimeter die Holzverkleidung im Abstellraum abzusuchen. Funda, die zum ersten Mal hier oben war, stand versonnen vor der Wand mit den Cartoons, Todesanzeigen und Fotos.
    »Manche dieser Anzeigen sind ja wirklich zu komisch«, sagte sie und tippte auf eine, die das tragische und viel zu frühe Ableben eines Achtundneunzigjährigen beklagte. »Was ist denn bitte tragisch daran, wenn du mit fast hundert stirbst? Meine Mutter würde diese Leute für völlig bekloppt halten. Die sollen doch froh sein, dass …«
    Fundas Stimme lullte mich ein, während ich auf die Knie ging und den Parkettboden nach Hohlräumen abklopfte.
    »Wie groß ist so eine Festplatte eigentlich?«, fragte sie.
    »Ungefähr so groß«, antwortete Henrike und bildete die Maße mit Daumen und Zeigefingern beider Hände nach.
    »Habt ihr schon mal das Huhn abgetastet?« Funda zeigte auf das Foto, auf dem das Stofftierhuhn im ehemaligen Hühnerstall im hinteren Garten zu sehen war. »In Filmen ist das, worauf es die Killer abgesehen haben, ganz oft in den Stofftieren der Kinder versteckt.«
    »Ich weiß«, sagte ich und deutete lachend auf das Huhn neben Bens Bett. »Ich habe es schon durchgeknetet.«
    »Ist hier irgendwo eine Schere?«, fragte Henrike und sah sich um.
    »Da ist

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